Wir müssen gegen die Europäische Union, wie sie Internationalisten, und Egalitaristen zulasten der Völker geschaffrn haben, unseren Herzenswunsch zum Ausdruck bringen,  für ein europäisches EUROPA der Menschen, der Nationen, und der Freiheit, des Rechts und sozialen Vernunft, für Institutionen die Souverränität der Völker achten + der Verwirklichung der bürgerlichen Freiheit eine Chance geben.

 

 

 

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Leipziger Architekturstudent 2021
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H20_am_TAG mit Blick aus dem Kinderzimmer
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DIE  LAGE  DER  LITERATUR Abb. Hope Gangloff Geb.1974 New York
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Der bewusste Wunsch

nach Liebe, ist oftmals ein

ungenutzter Weg, um das fehlende

und tief verinnerlichte Ziel zu

erreichen. Der gleichstarke Wunsch

nach Unabhängigkeit ist unstrittig ein konträres Ziel !

 

Konkret sind diese Aspekte als absolut zu lösende

Aufgaben anzusehen. Eine Tendenz besteht darin,

das eine, wie auch das andere Ziel zu verfolgen. Sowohl

von den äußeren Umständen hängt es ab (wurde uns so

gelehrt), sowie von der individuellen Begabung und der

emotionalen Intelligenz als eigenständige Struktur.

Welches dieser Ziele im Leben den Vorrang bekommt,

entscheidet jeder Mensch selbst!

 

G R U N D E N E R G I E N

Die Bauchenergie:

 

Sie umfasst alle diejenigen vitalen, >> instinktiven<< Impulse, die unser >>Territorium<<behaupten helfen.

 

Die Herzenergie

 

Sie umfasst diejenigen emotionalen Qualitäten, die Beziehungen zu anderen Menschen stiften und mit anderen in Beziehung kommen. Im weitesten Sinne, also Liebe

 

Die Kopfenergie

 

Sie umfasst alle Wahrnehmung- und Denkfunktionen die benötigt werden, um orientiert und sicher zu sein.

 

Das Bedürfnis nach Autonomie

 

Ein klares Ich- Gefühl zu haben. Sich zu behaupten, sich durchzusetzen. Sich gegen Übergriffe auf das eigene >>Territorium<< zu wehren. Vitale Impulse verspüren und leben zu wollen, hineinzulassen, ohne Abwehr. Mit instinktiven Impulsen >>aus dem Bauch << spontan auf äußere Situationen gut antworten. Hier findet sich die Beantwortung der Frage, wer bin ich?

 

Das Bedürfnis nach Beziehung

 

Sich geliebt fühlen und lieben. Freundschaft, Fürsorge, Mitmenschlichkeit pflegen. Gegenseitiges Verstehen und Vertrauen >>gute Kommunikation<< sind erforderlich. Dieses Herzensbedürfnis stellt die Frage, mit wem bin ich wie in Beziehung?

 

Das Bedürfnis nach Sicherheit

 

Sich sicher fühlen, dort wo man ist. Sich auskennen, die Dinge in ihrer Gesamtheit vernünftig zu überblicken. Klarheit und Ehrlichkeit sind notwendig, wie auch ein wacher Sinn, um >>Witterung << aufzunehmen. Die zu beantwortende Frage, wo bin ich hier eigentlich?

 N O T B E R E I C H E 

Wenn sich in einem dieser drei zentralen Bereiche eine existentielle Blockade entwickelt, hat sich so etwas wie eine unbewusste >>Überzeugung<< festgesetzt, eine Grundannahme, >>wie die Menschen, (wie die Welt) ist<<. Die Autonomie ist nicht selbstverständlich garantiert und bewirkt ein Grundproblem. Es hat mit Macht, Kontrolle und Zorn zu tun.

 

Die Schlagseite beim Bedürfnis nach Beziehung hat mit Selbstwertgefühl, Angst vor Ablehnung und Zurückweisung, Schmerz, Zweifel- Verzweiflung, Kummer, Betrübnis, Gram, Leid, Trübsinn und Trauer zu tun.

 

Die Schlagseite beim Bedürfnis nach Beziehung hat mit Selbstwertgefühl, Angst vor Ablehnung und Zurückweisung, Schmerz, Zweifel- Verzweiflung, Kummer, Betrübnis, Gram, Leid, Trübsinn und Trauer zu tun.

 

Die Schwierigkeit beim Bedürfnis nach Sicherheit entsteht durch Angstzustände, Grausen, Entsetzen, Befürchtungen, Hilflosigkeit, Unruhe, Verwirrung, Unsicherheit und Misstrauen, sowie durch fehlendes Selbstvertrauen.

 

Für jeden dieser drei >> Notbereiche<< gibt es Strategien. Die Grundenergie wird jeweils in seiner spezifischen Ausformung:

A –Blockiert

B –Überentwickelt

C –Umfunktioniert

Blockierte Bauchenergie

Friedfertigkeit, passive Aggression, eigene Autonomie- Impulse (Gegensatz von Abhängigkeit) werden kaum wahrgenommen

               Überentwickelte Bauchenergie              

Power, Streitlust, Kampfbereitschaft

Umfunktionierte Bauchenergie

 

Perfektionismus, zorniges Ich, ausgeprägtes >> Richtig/ Falsch- Denken<< 

Blockierte Herzenergie

Unbewusst an der eigenen Wirkung auf andere interessiert. >>Leistung hat einen enormen Stellenwert<<

Überentwickelte Herzenergie

Hilfsbereit und fürsorglich, stark um das Wohlergehen anderer bemüht. 

Umfunktionierte Herzenergie

Melancholisch, sehr viel mit sich selbst beschäftigt.

Blockierte Kopfenergie

Zweifelnd, misstrauisch, unsicher, Angstbewältigung durch Gehorsam oder Rebellion. 

Überentwickelte Kopfenergie

Scharf beobachtend, analytischer Verstand, distanzierter- Rückzug ins Wissen. 

Umfunktionierte Kopfenergie

Assoziatives Denken, viele Visionen zum Zweck positiver Selbststrukturierung. 

Fallbeispiel

Stellen wir uns einen Menschen vor, der auf alle Lebenssituationen bezogen, jedes Grundbedürfnisse bewusst wahrnehmen kann. Er verfügt über alle seine psychischen Kräfte, um das jeweilige Grundbedürfnis zu befriedigen. Dieser Mensch könnte nachdrücklich aus dem Bauch heraus NEIN oder JA sagen. Er würde sich eindeutig verhalten, und ein vollkommenes ICH präsentieren. Er hätte einen klaren Kopf, und könnte den Überblick behalten. Er könnte sich ganz schnell entscheiden, ob es sinnvoll ist zu kämpfen, zu fliehen oder zu verhandeln. Er würde unkompliziert mit offenen Herzen auf andere Menschen zugehen und in liebevoller Beziehung zu ihnen stehen, ohne eigene oder fremde Grenzen zu verletzen. Die drei Grundbedürfnisse mit den dazugehörigen Grundenergien wären in einer Art Harmonie, die als ein Fließgleichgewicht ausbalanciert wären.

Das ist jedoch Utopie!

 

Denn durch den freien Willen, unseren Entscheidungen herrscht eine Konfliktspannung. Die Bauchenergie steht in einem gewissen Gegensatz zu den beiden anderen Bedürfnissen. Das Bedürfnis nach Sicherheit (Kopfenergie) verträgt sich selten automatisch mit den Bedürfnissen nach Herzensbindung (Verletztheit der Gefühle) und nach vitaler Selbstbehauptung, die ja aus dem Bauch kommt. Unweigerlich geraten Herzenswünsche in ein Spannungsfeld zu den Autonomiebedürfnissen des Bauches und den Orientierungsbedürfnissen des Kopfes.

     

      Im Zuge der ICH- Werdung entwickelt sich in einem der drei zentralen Bereiche eine existentielle Not. Der emotionale Hintergrund, der Nährboden eines Charakters für den Wahrnehmungs-, Denk-, Fühl- und Verhaltensstil bilden sozusagen seine Leidenschaften. Im Normalfall werden sie nicht bewusst wahrgenommen. Es handelt sich um emotional gefärbte Haltungen dem Leben gegenüber. Prinzipiell sind sie dennoch der Selbstwahrnehmung zugänglich und nicht verschlossen. Zu beleuchten ist die Art und Weise, wie im engen, inneren Zusammenhang die Aufmerksamkeit eines Menschen organisiert ist. Das bedeutet, auf welche Themen, auf welche speziellen Aspekte der Umwelt und der eigenen Innenwelt springt die Aufmerksamkeit >> automatisch<< an.? Emotionale Grundmuster oder unsere Leidenschaften sorgen dafür, dass unsere Aufmerksamkeiten >>unfreiwillig<< von Dingen angezogen werden und andere hingegen ebenso unfreiwillig ausgeblendet werden.

 

      Folgendes Phänomen ist bekannt: Man macht eine Neuanschaffung. Sagen wir ein neues Fahrrad mit Narbendynamo. Plötzlich sehen wir überall in der Stadt, Fahrräder mit Narbendynamo. Oder: Sie sind verliebt, selbst dann bringt ein Regentag irgendwie seinen Zauber mit sich. Gesteuert von einer emotional gefärbten Haltung dem Leben gegenüber, pickt sich die Aufmerksamkeit aus der Umgebung gewisse Dinge heraus und gibt eine ganz bestimmte Tönung. Unbewusste, chronisch gewordene Leidenschaften beschreiben emotionale Haltungen deutlich in ihren Auswirkungen.

 

Ständig lösen auf unser Bewusstsein verschiedene Erscheinungen der Umwelt Reize aus. Das Bewusstsein ist nur etwa zu 20% imstande, alle Dinge gleichzeitig mit der eigentlich erforderlichen Klarheit zu erfassen. Vieles wird ganz klar bewusst, manches gelangt nicht völlig ins Bewusstsein, es bleibt verschoben. Einiges findet überhaupt keine Bemerkung. Von all den zahllosen Einflüssen, sondern wir jene heraus, die uns von Interesse sind, unseren Bedürfnissen entsprechen und Zielen entgegenkommen. Ein jedes Tun verlangt von dem, der es tut, dass er irgendein Objekt heraussondert und sich darauf konzentriert. Es ist eingerichtet sein und die Konzentration des Bewusstseins auf eine Sache, wobei alles Übrige unbeachtet bleibt. Darin äußert sich der selektive Charakter der Aufmerksamkeit. Die Basis dafür ist immer der eigene Orientierungsreflex- eine Reaktion auf alles Neue, Unerwartete oder Unbekannte.

     

      Aufmerksamkeit allein ist keine konkrete Wahrnehmung, wie Nachdenken über etwas, oder einfach nur zu phantasieren. Sie ist eine ganz besondere Form psychischer Aktivität. Sie ist Voraussetzung für jegliche produktive Tätigkeit. Wenn z.B. Zielstrebigkeit stark ausgeprägt ist, eine klare, zweifelsfreie Lebenseinstellung mit konstanten Interessen bestehen, entwickelt sich in der Großhirnrinde ein Zentrum mit optimaler Erregbarkeit. Sie wird als Dominante bezeichnet. Dieses Zentrum dominiert gegenüber den anderen Erregungszentren, indem es sie unterdrückt, sie hemmt, um sich selbst durch erhöhte Beständigkeit zu verstärken.

 

Ist es zu einer Gewohnheit geworden, stets aufmerksam zu sein, verfügt dieser Mensch über ein enormes Aufmerksamkeitsvermögen, und kann seine Umwelt exakt besser wahrnehmen. Dieses Aufmerksamkeitsvermögen ist von anderen Charaktereigenschaften jedoch nicht zu trennen. Es äußert sich als moralischer Zug eines Charakters. Gegenüber anderen Menschen bewirkt es Feinfühligkeit, Takt und Anteilnahme. Da geht jemand achtlos am Unglück, ja am Leid des anderen vorbei, merkt nichts, wird nicht aufmerksam darauf, dass der andere Hilfe benötigt. Aus dieser Gewohnheit entwickelt sich ein teilnahmsloser Egoist. Denn die geistige Haltung, die Lebensauffassung und Überzeugungen entscheiden darüber, was ins Zentrum der Aufmerksamkeit gelangt. Sie bestimmt und gibt Aufschluss über Motive für die Richtung- und Konzentration einer Handlung. Zwei Arten der Aufmerksamkeit sind zu unterscheiden:

 

1.    DIE unwillkürliche Aufmerksamkeit, die ohne jegliche Absicht, ohne bestimmte Zielsetzung zustande kommt, die keine Willensanstrengung erfordert. Sie entsteht als Folge äu0erer Ursachen. Besonderheiten welche bestimmte Reize in uns auslösen:

 

-      Stärke und das unerwartete Auftreten des Reizes

-     Neuheit, Ungewöhnlichkeit, Kontrastwirkung des          Reizes

-      Beginn + Unterbrechung der Einwirkung des Reizes

 

Entscheidend ist, ob die innere Verfassung, je nach der Stimmung, den Gefühlen, Bedürfnissen und Interessen, diesen Reizen entsprechen. Von unwillkürlicher Aufmerksamkeit darf gesprochen werden, wenn die Dynamik aller Strebungen sich unmittelbar, ohne dazwischenschalten der Bewusstheit auswirkt. In einer Einstellung der Sinnesorgane auf das, was im Horizont des Bemerkens steht, und auch dort erwartet wird. Diese Art von Aufmerksamkeit gehört der Form des noch vor dem feststellenden Bewusstseins an und manifestiert sich als Kernbereich. Sie ist stets reizgebunden. Sie ist antriebsgebunden von jeder Situation, und wird immer dynamischer, je größer der Aufforderungscharakter einer Situation wird.

 

2. DIE willkürliche Aufmerksamkeit, die mit einer bewussten Absicht, einer ganz bestimmten Zielsetzung zustande kommt, und die ganze Willensanstrengung erfordert:

 

 

-    Pflichtbewusstsein beim Ausüben einer übernommenen      Aufgabe

-    Genaues verstehen, bis zum Korrigieren einer            Aufgabe

-    Die schrittweise Entwicklung indirekter Interessen

 

Konzentration liegt dann gewöhnlich vor; wenn über längere Zeit die zielgerichtete Aufmerksamkeit ununterbrochen bleibt, unter dem Kommando des Willens. Das kann schon bedeuten, dass sich die willkürliche Aufmerksamkeit bereits vor einer klaren Sacherfassung eines Erlebnisses manifestiert. Doch besteht immer die Möglichkeit, die Auswahl von Reizen mitzusteuern. Unser unterbewusstes Denken sortiert vielfach schneller ankommende Reize nach innerlich bestimmten Kriterien. Wahrnehmen ist eine Aktion unseres Verhaltens. Es ist ein vollkommen aktives Geschehen. Ständig treffen wir eine Auswahl, welche Informationen wichtig sind. Dies bleibt jedoch immer nur ein kleiner Teil dessen, was wirklich in und um uns herum vorgeht. Welcher Anteil eigenen Erlebens bleibt im Bewusstsein? Diese Auswahl geschieht im Wesentlichen unbewusst und ist fixiert auf:

 

A -Momentane Bedürfnisse

 

B -Gewohnheiten die wir in bestimmten Situationen entwickelt haben

 

C -Intensive und frühkindliche Lernerfahrungen

 

 

Zu A  Es gibt den wissenschaftlichen Erweis, dass unsere momentanen Bedürfnisse das       Wahrnehmungsvermögen entscheidend beeinflussen. Zum Beispiel achten wir mit dem       Wunsch Schuhe zu kaufen, auf Schuhgeschäfte oder Boutiquen, im Vergleich zu einem hungrigen Bedürfnis, wo uns Restaurants oder Lebensmittelgeschäfte regelrecht ins Auge fallen.

 

Zu B  Wenn wir die Uhrzeit ablesen, beachten wir kaum noch die Ziffern, Striche. Oder wir   sind freudiger Erwartung, dann sehen wir plötzlich ständig Schwangere. Beim Autofahren achten wir auf Bewegungen am Rande der Strasse, ohne uns dessen voll   bewusst zu sein. Dagegen, wenn wir ein Kinofilm schauen, sehen wir vor allem den Film. Die Umgebung wird vernachlässigt, kaum beachtet.

 

Zu C  Botschaften die wir als Kinder vermittelt bekamen, waren wie heute widersprüchlich. Im Lauf des Lebens haben wir gelernt, sie gegeneinander abzuwägen. Wenn wir die   Mutter fragten, was ist los, was hast du: - alles ist gut mein Kind - antwortet und dabei       den Tränen nahe steht - welche der beiden Botschaften vertrauen wir? Was wir sahen       oder was wir hörten? Diese und ähnliche Erfahrungen werden im    späteren Leben relevant. In schwierigen und auch kritischen Lebenssituationen, wird in diesem    Kontext nämlich auf das Sehende vertraut, als zu glauben was man hört. Ein Mann der so aufwuchs, wird durch eine Liebeserklärung von seiner Frau enttäuscht sein, wenn sie es ihm nicht augenscheinlich zeigt, und er es `nur´ von ihr hört. Dieser Mann wird oft nach sichtbaren Anzeichen ihrer Liebe zu ihm suchen - wenn sie dies nicht erkennt,     sind ungeahnte Schwierigkeiten vorprogrammiert.

Verhaltenstechniken zur eigenen Identifizierung

      VORTEIL Ein Konflikt wird in einer bestimmten Entwicklungsphase unbefriedigend durchlebt. Das Gewissen [geistige Gesetz] prägt moralisch- ethische Werte, welche Sicherheit geben, um die Angst vor Auseinandersetzungen zu ersparen.

      NACHTEIL Das Gewissen wird zum inneren Tyrannen. Der Mensch wird zum Sklaven eigener moralischer Wertvorstellungen und dadurch unfrei. Durch die Identifizierung mit Autoritäten wird die Unterdrückung nach dem selten bewussten Prinzip weitergegeben: was man mir antut, das füge ich auch einen anderen zu (sogar noch stärker). Dadurch wird die Unterdrückung selbst, samt ihrer Folgen weitergegeben, statt andere so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen.

V E R D R Ä N G U N G

      VORTEIL Unerfüllte Wünsche nebst unangenehmen Vorstellungen, werden aus dem Bewusstsein verdrängt, um zeitgleich Ruhe zu haben. Eine momentane Entlastung ist denkbar.

      NACHTEIL Zur Aufrechterhaltung wird sehr viel Kopfenergie verbraucht, die gleichzeitig zu einer Bremse der Lebensenergie führt. Die Verdrängung bleibt ein vorübergehendes Aufschieben des eigentlichen Problems. Wird sie permanent aufrechterhalten, ist die Gesundheit gefährdet.

P R O J E K T I O N

      VORTEIL Für den Balken im eigenen Auge ist man blind. Den Splitter im Auge des anderen kann man kritisieren. Zur Außenwelt bekämpft man zwar die eigenen Fehler heftig, ohne sich jedoch weh zu tun.

      NACHTEIL Persönlichkeitsreifung wird durch Projektion stark gemindert. Fehlende Selbsterkenntnis verhindert eine klare Wahrnehmung der Außenwelt und bewirken fortgesetzt Handlungsfehler. Der Projizierende hat meistens keine Einsicht in seine Abwehrmechanismen.

S Y M P T O M B I L D U N G

      VORTEIL Aggressionen wenden sich letztlich gegen einen selbst und bilden Symptome, was zunächst auch kein Vorteil zu sein scheint. Doch subjektiv bestehen sie in der Beschädigung des eigenen Lebens, man will lieber die peinlichen Kränkungen umgehen. Die Anderen sollen auf die eigenen Leiden aufmerksam gemacht werden, ohne darüber zu sprechen.

      NACHTEIL Symptome werden rasch chronisch, weil viele Menschen den Weg zum Psychiater meiden. Ein langsamer Selbstmord in Raten.

V E R S C H I E B U N G

      VORTEILVerschiebung, eine gesündere Abwehrtechnik als die Symptombildung. Weil die eigentliche Abreaktion nicht am eigenen Körper passiert, sondern sich auf Ersatzobjekte verschiebt.

      NACHTEIL Der Abreagierer fühlt sich vorübergehend entlastet, doch das Ersatzobjekt leidet unter dem Missbrauch. Dadurch ist mit zwischenmenschlichen Auswirkungen als negativer Kreislauf zu rechnen, weil der Missbrauch als Bumerang zu einem späteren Zeitpunkt aktiv werden kann.

 

 

S U B L I M I E R U N G

 

VORTEIL Der Mensch erreicht eine Entlastung. In Freizeitaktivitäten wird die tatsächliche Aggression abreagiert. Doch der eigentliche Impuls der nicht direkt ausgelebt wird, findet seine Ersatzbefriedigung an anderen Objekten, die oft sogar sozial gefördert, und als wertvoll bezeichnet werden.

  NACHTEIL Das Versäumnis die wahren Gründen der Aggression plausibel zu machen. Der echte Auslöser bleibt somit ständig wirksam. Sogar das Sexualverlangen kann sublimiert werden, lassen sich jedoch nicht beseitigen und durch andere Befriedigungen auf Dauer ersetzen. Ersatzbefriedigungen führen zu unbewusster Frustration, manchmal bis zur Erschöpfung. Auf diese Weise wird Lebensenergie verbraucht, die zu einer natürlichen Entfaltung dann fehlt. Ein erschöpfter Mensch ist bedeutend erlebnisunfähiger als ein ausgeruhter.

 

R E A K T I O N S B I L D U N G

 

 VORTEIL Das Bewusstsein lügt und spielt der Außenwelt eine Komödie. Z.B. Freundlichkeit statt Richtigstellung wahrer Empfindungen, oder kühle Sachlichkeit an Stelle emotionaler Anteilnahme. Diese Arten von Reaktionen dienen zur Verleumdung wahrer innerer Beweggründe. Angstvermeidung als diplomatische Form durch Täuschung der Mitmenschen.

    NACHTEIL Eine ehrliche und offene Klärung von Zusammenhängen wird verhindert. Wenn ein Mensch sich in der Reaktionsbildung trainiert, sie ständig im Leben anwendet, wird er zum Lügner. Immer tiefer ziehen ihn seine Lebenslügen in die Spirale der Selbst- und Fremdtäuschung.

 

V E R M E I D U N G

 

 

VORTEIL Was ich unterlasse, kann sich nicht negativ gegen mich auswirken. Eine mögliche Zuflucht vor Frustration wird gesucht. Gedanken, Gefühle und Handlungen betreffen diesen Vorgang. Die Selbstanforderung wird auf Sparflamme gehalten. Eine Distanz zur Realität birgt eine Zuschauerrolle in sich.

 

   NACHTEIL Diese echte Leistungsvermeidung, nach dem Motto: wenn ich wollte könnte ich... führt zu Problemen, die spätestens in einer Partnerschaft zum Ausdruck kommen, und diese scheitern lässt. Eine aktive Auseinandersetzung mit dem Leben, und damit die Gefahr von Frustration soll vermieden werden. Die Persönlichkeitsreifung wird in ihrer Entwicklung verhindert.

 

  R A T I O N A L I S I E R U N G

 

 

VORTEIL Sie ist keine Intellektualisierung auf Kosten des Gefühllebens, also keine emotionale Orientierung. Scheinbar vernünftige Gründe werden vorgeschoben, um ein wahres Motiv zu verdunkeln. Rationalisierung bleibt immer der Versuch zur Rechfertigung und Verteidigung; wenn Kritik aufkommt.

   NACHTEIL Die notwendig- sachlich- konstruktive Klärung des Problems wird ganz bewusst verhindert. Durch die selbst geworfenen Steine auf den Weg des Lebens, wird der Weg selbstverständlich schwer gemacht. Unwahre Gründe dienen der Abwehr von Angst, doch die wahren Beweggründe bleiben bestehen.

 

A B S C H I E R M U N G

 

Sie erfolgt vor psychischen, depressiven Belastungen und erreicht kurzfristig Entlastung vor auftretenden Ängsten, nervöser Unruhe und Verstimmungen. Unbefangenheit, vorübergehende Ruhe können zeitweilig wohltuend sein.

VORTEIL Sie erfolgt vor psychischen, depressiven Belastungen und erreicht kurzfristig Entlastung vor auftretenden Ängsten, nervöser Unruhe und Verstimmungen. Unbefangenheit, vorübergehende Ruhe können zeitweilig wohltuend sein.

    NACHTEIL Die wahren psychischen Schwierigkeiten werden in ihrer Ursache nicht beseitigt. Der tatsächliche Protest des Körpers und Geistes wird mit einer warmen Decke verhüllt, jedoch schlummert der Protest weiter und ruft nach Verarbeitung.

 

O H N M A C H T S T S E R K L Ä R U N G

 

 

VORTEIL Das ist die Realität, da kann man nichts machen, ist eine Standardredewendung vieler Menschen. Auf diese Weise wird ein Problem erklärt. Durch dieses Waschen der Hände in eigener Unschuld wird das Gewissen beruhi

      NACHTEIL Aus der Erlebniswelt sind die echten psychischen Probleme nicht. Sie werden weiterhin stark aktiv und breiten sich im Unterbewusstsein viel stärker aus. Manipulierbarkeit und Fremdbestimmung nehmen zu.

R O L L E N S P I E L

VORTEIL Im Kontakt mit den Mitmenschen verschafft es oft eine gewisse Sicherheit. Dieses Bedürfnis nach Sicherheit ist oftmals stärker ausgeprägt als das früh blockierte Bedürfnis nach freier Entfaltung einer individuellen Persönlichkeitsstruktur.

      NACHTEIL Häufig wird die gespielte Rolle zur eigenen Zwangsjacke. Wenn diese in Fleisch und Blut übergeht, ist sich der Mensch in seiner tatsächlich freien Handlungsweise selbst beraubt. Es entwickelt sich eine Unfähigkeit, hinter der gut trainierten Rolle ( oft seit Kindesalter ) den wahren Kern innerer Antriebmotivationen wieder zu finden.

G E F Ü H L S P A N Z E R U N G

VORTEIL Nach außen wird eine emotionslose, sachliche, vernünftige Maske zur Schau gestellt. Die Gefühlspanzerung will keine Gefühle heraus- oder hineinlassen. Sie ist das Ideal der heutigen Zeit geworden, in der sich der Mensch an Perfektion orientiert. Das stärkste Gefühl für Liebe ist erkaltet.

      NACHTEIL Wer seine Emotionen ausklammert, verliert seine Lebendigkeit. Jeder zwischenmenschliche Kontakt verarmt. Alle unterdrückten Gefühlsregungen legen sich auf die Organe und Muskeln und Nerven. Wer nicht mehr emotional sein will, wird körperlich und psychisch krank. Wer, aus welchen Gründen auch immer, Hilfe ablehnt bleibt stecken, verbittert, hinterlistig und wird durch Bosheit zum Intrigant.

R E A K T I O N S W E L T E N

 

Zorn: Diese Menschen sind sich nicht unbedingt bewusst, dass sie untergründig zornig sind. Sie erleben den Zorn oft weniger als Gefühl im Bauch - eher als zornige Gedanken. Der Denkstil bewegt sich in Kategorien von richtig / falsch oder gut/ schlecht (beurteilender Verstand) Die Aufmerksamkeit ist so organisiert, dass automatisch all das ins Auge springt, was irgendwie fehlerhaft zu sein scheint, oder auch tatsächlich ist.

 

      Stolz: Diese Menschen sind stolz auf ihren Einsatz für andere, ihre Hilfsbereitschaft bis zur Fürsorge - ich weiß was für dich gut ist. Sie erleben sich ziemlich unabhängig von der Hilfe anderer. Dem Erleben zugänglich wird der Stolz am ehesten dann, wenn er verletzt wird, also dann; wenn ein Bedürftiger die Fürsorge ablehnt oder undankbar ist. Die Aufmerksamkeit ist stets nach außen gerichtet, um sich automatisch auf die Bedürfnisse + Bedürftigkeit eines anderen einzustellen.

 

Täuschung: Diesen Menschen geht es ganz unbewusst in erster Linie darum, vor anderen prima dazustehen. Mit ihrem positiven Image können sie so sehr identifiziert sein, dass der Kontakt zu den eigenen Gefühlen verlustig geht. Darin liegt die Täuschung, dass sie die erwünschte Außenwirkung für die wahre eigene Identität halten. Die Aufmerksamkeit geht nach außen und tastet die Umgebung nach Hinweisen ab, wo und wie Anerkennung zu erlangen ist, um die Selbstdarstellung den momentanen Gegebenheiten anzupassen.

 

      Neid: Diese Menschen sind gern, recht häufig mit ihren Stimmungen beschäftigt. Diffus erleben sie, dass ihnen zum Glücklichsein etwas fehlt. Aus diesem innigen Mangelgefühl heraus, erleben sie andere Menschen oft automatisch, als glücklicher, ausgeglichener, gesünder ... Die Aufmerksamkeit schwindet gern von der Gegenwart weg - hin zu idealisierten Menschen, zu Erinnerungen an besonders schmerzliche oder glückliche Momente des Lebens. Demgegenüber erscheint die >>gewöhnliche<< Gegenwart >>spontan<< als minderwertig.

 

Geiz: Diesem Menschen kann man auch Habsucht als emotionalen Grundstil zuschreiben. Es ist als eine Art ICH- Geiz zu verstehen. Sie tun sich oft schwer mit persönlichen Mitteilungen und wirken dadurch leicht als unnahbar. In emotional dichten Situationen steigt die Aufmerksamkeit automatisch aus. Dann friert sie sich in einer innerlich distanziert- neutralen, objektiv- emotionslosen Beobachterposition ein.

 

     Zweifel: Diese Menschen sind in einer latent misstrauischen Grundstimmung. Dessen sind sie sich oft nicht unbedingt bewusst. Eher wird der zweifelnde Denkstil bewusst. Einerseits / andererseits - ja, aber. Die spontane automatisierte Bereitschaft, jemanden oder etwas anzuzweifeln wird augenscheinlich. Die Aufmerksamkeit ist stets darauf gerichtet, nach verborgenen Absichten oder Motiven anderer zu suchen.

 

Gier: Diese Menschen lenken ihre Aufmerksamkeit gewohnheitsmäßig, doch unfreiwillig von Situationen weg, die ihnen als unangenehm erscheinen könnten. Sie beschäftigen sich gedanklich mit positiven Plänen und Visionen. Es ist nicht unbedingt auf dem ersten Blick erkennbar, dass sie das gewissermaßen so tun müssen + innerlich von dieser optimistischen, positiven Selbststimulation und der Verwirklichung ihrer kleinen und großen Pläne abhängig sind. Gier kann auch in diesem Sinn als Unersättlichkeit verstanden werden.

 

  Lust: Dieser Mensch richtet seine Aufmerksamkeit unwillkürlich darauf, herauszufinden, wer als Freund oder Feind einzuschätzen ist. Er ist völlig mit Bauchenergie aufgeladen. Aggression hat hier die Funktion, überschüssige Energie zu verbrennen. Die Aufmerksamkeit funktioniert nach dem Prinzip alles oder nichts / schwarz oder weiß.

 

Trägheit: Diese Menschen leben eine Art ICH- Vergessenheit. Die Fähigkeit ICH oder ICH WILL... zu fühlen und auch sich mitzuteilen, ja zu sagen, ist mehr oder weniger stark blockiert. Das hat eine enorme rezeptive > passiv aufnehmende < Aufmerksamkeitsorganisation zur Folge. Unfreiwillig gleitet sie wenig zielgerichtet von einem Wahrnehmungszustand zum nächsten. Fast alles erscheint gleich (un) wichtig. Vordergrund und Hintergrund sind ziemlich ineinander verschwommen, auch in der inneren Selbstwahrnehmung.

 Z O R N

 

Er ist gerechtfertigt, wenn er auf Grundsätzen beruht, die auf ausschließliches, unerschütterliches Festhalten der Gerechtigkeit dient, und allein dadurch bestimmt wird.

 

Er entsteht nicht aus einer momentanen Laune heraus. Es ist das erkennen aller Zusammenhänge einer Angelegenheit, über eine Sachlage ganz genau Bescheid zu wissen. Nicht zu verurteilen, sondern zornig zu beurteilen- und deuten lautet der Grundsatz. Stets geht es darum, inwieweit jemand aus Unwissenheit, fahrlässig, nachlässig oder absichtlich mit Vorsatz gehandelt hat. Auch in dieser Beurteilung ist grundsätzlich Unparteilichkeit ein Gebot. Verschiedene hebräische und griechische Wörter sind bekannt, um Zorn anzuzeigen. Das gebräuchlichste hebräische Wort für Zorn ist ’aph und bedeutet im wesentlichen Nase, Nasenloch. Es wird jedoch oft sinnbildlich für Zorn gebraucht, weil eine aufgebrachte Person heftig atmet oder schnaubt. Anáph ist mit ’aph verwandt und bedeutet in Zorn geraten, erzürnt sein. Zorn wird auch oft mit Hitze in Verbindung gebracht, und daher wird gesagt, dass jemandes Zorn entbrannte. Andere hebräische Wörter werden mit Wut, Grimm, Zornausbruch und heftiger Zorn wiedergegeben. Im Griechischen wird das Wort orgė meist mit Zorn und thymós gewöhnlich mit Wut oder Grimm übersetzt. Zorn kann gerechtfertigt oder ungerechtfertigt sein.

   Es handelt sich bei Wut oft eher um einen Gefühlszustand, der mit enormer Einengung des menschlichen Werthorizontes einhergeht. Es liegt die Schlussfolgerung nahe, dass Wutanfälle krankhaft sind. Hingegen der Zorn eine Fähigkeit, die mit Willensstärke, Mut und Lebenskraft verwandt ist. Wut, Zorn oder Grimm sind dennoch keine zufälligen Phänomene des Menschen. Sie sind stets Ausdruck angespannter Lebenssituationen, die eigentlich nur auf dem Hintergrund der Charakterstruktur eines Menschen verständlicher wird. Bei exakter Betrachtung sind Elemente erkennbar, welche miteinander wie verschwistert sind.

So, wie ein Mensch zum Hass neigen kann, ist ein Wütender in ständiger Alarmbereitschaft. Anhaltende Verstimmtheit, ja sogar Feindseligkeit verdüstern seine Gemütslage ständig. Alle ihm begegnenden Dinge kann er nur als widerständige Schranken wahrnehmen. Sie stellen sich seinem Selbstsein entgegen. Er erkennt die Hindernisse im Leben zwar, keinesfalls jedoch bei sich selbst, und ist demnach für die entstehenden Schwierigkeiten ohne Verantwortung. Dieser Mensch fühlt sich vom Leben ungerecht behandelt. Seine Grundstimmung suggeriert ihm ständig die eigene Ohnmacht, eine Überforderung. Er kennt wenig Freiheitsspielraum in Distanz gegenüber seinen eigenen Schwächen. Auch wird eine beeindruckende Perspektive in gerade solchen Situationen bedeutsam.

 Wut zeigt sich häufig als Augenblicksempfindung, wobei Vergangenheit, wie auch die Zukunft ausgeschaltet wird. Wenn wir im Vergleich den Zornigen betrachten, erkennen wir, dass dieser wenig um sich selbst kreist. Er hat Interesse für Angelegenheiten, die dauerhaft sein können. Wir beobachten, dass er leidenschaftlich an den Dingen teilnimmt. Seine Empörung, oder Zorn zeigt sich, wenn eine Ordnung verletzt worden ist. Durch seinen Protest glaubt dieser Mensch, Entscheidendes bewirken zu können. Seine Perspektive ist demnach deutlich auf die Zukunft gerichtet. Sein Bewusstsein auf die Umwelt ist nicht vernebelt, und somit bleibt es funktionsfähig, auch wenn sich die Sichtweise für Momente verengt hat.

Dieser Typ ist sich voll bewusst, warum er zornig ist und worauf sich sein Zorn richtet. Er kann sich im Vergleich zum Wütenden wirklich artikulieren, weil er einen größeren Freiheits- und Handlungsspielraum besitzt. Nur dann ist die Neigung zu Wut prägnant; wenn sich jemand selbst sehr schwach und unsicher fühlt. Aus dieser Neigung heraus erwächst ein intensives Gefühl von Verletzung.

 Kern ist eine ausgeprägte Unentschlossenheit. Starke Unsicherheit nebst Angst vor Nähe und Hingabe sind typisch. Seine Integrität des ohnehin brüchigen Selbst, fühlt sich bedroht.

Typisch ist der Unterschied zwischen geringem Selbstwertgefühl und dem kompensatorischen Idealbild. Der Mitmensch wird weggestoßen, übergangen und damit >>>klein gemacht<<<.

   Im Grunde will der Wütende so sein, wie sein Ideal. Wenn er in seinen Phantasien von der Realität gestört wird, bäumt er sich gegen diese schmerzliche Korrektur auf. Eitelkeit, Ehrgeiz, ja eine perfektionistische Ader wird augenscheinlich unverkennbar. Es fehlt einfach gesagt, der Blick für ein realistisches Abwägen, und wird durch eine bemerkenswerte Kommunikationsunfähigkeit begleitet.

Der Willensstarke hingegen hat diese Fähigkeiten gelernt, und erlebt deshalb weniger Misserfolge und Enttäuschungen. Hiermit wird auch verständlich, dass Zorn eher auf dem Boden eines starken Selbstwertgefühls entsteht. Daraus kann folgen, dass er für etwas Überpersönliches kämpft, und für gewisse Zeit sogar auf die Anerkennung seiner Mitmenschen verzichtet. Der Zornige kleidet seine Anliegen in Worte, welche recht genau auf sein Gegenüber zugeschnitten sind. Dadurch bringt er etwas Reinigendes in die Beziehung ein. Er kann Erstarrtes, Gesetztes verzehren. Hier liegt eine Quelle für jeden Neuanfang.

   Doch dürfen wir niemals verkennen, dass sich anhaltender Zorn nicht nur auf unseren Geist nachteilig auswirkt, sondern auch tiefgehende Auswirkungen auf den Organismus hat. Er kann eine Erhöhung des Blutdrucks, arterielle Veränderungen, Atemschwierigkeiten, Leberbeschwerden und Veränderungen der Gallenabsonderung verursachen, sowie die Bauchspeicheldrüse beeinflussen. Zorn und Wut sind starke Gefühle, von denen Ärzte sagen, dass sie Migräne, Asthma, Augenleiden, Hautkrankheiten, Nesselsucht, Geschwüre, Muskelverspannungen, Zahnschmerzen und Verdauungsbeschwerden fördern, verschlimmern oder sogar hervorrufen. Rasende Wut kann den Denkprozess so durcheinander bringen, dass man nicht mehr logisch schlussfolgern oder vernünftig urteilen kann. Ein Zornausbruch hat oft zur Folge, dass jemand eine Zeitlang unter schwerer Niedergeschlagenheit leidet.

In jeder Hinsicht ist es eine weise Entscheidung, seinen Zorn zu beherrschen und dem Frieden nachzujagen, sowie liebevolle, gerechte Forderungen zu stellen.

S T O L Z

 

Stolz hat oft seine Ursache in Hochmut und in einem Mangel an Demut, doch manchmal steht er auch mit Selbstachtung, mit lobenswerten Dingen in Verbindung. Zweifellos kann gesagt werden, dass es bei gewissen Gelegenheiten richtig ist, auf Eigenschaften, Erfolge oder Leistungen stolz zu sein. Zum Beispiel mag ein Mann auf die Fähigkeiten seiner Frau stolz sein, oder Eltern mögen auf ihre Kinder stolz sein, die sie so erzogen haben. Keineswegs handelt es sich um eine zufällige Ideenassoziation die irgendeiner Laune entspringen würde. Für dieses Thema bestehen klare sinnvolle Zusammenhänge, die zu untersuchen- reizvoll sind. Was ist eigentlich Stolz? Zur Struktur des Stolzes erhält man am schnellsten Zugang, wenn man von einer Entscheidung ausgeht, die mehr oder weniger häufig, bei allen Menschen im Seelenleben auftritt. Ein Freund A bemerkt, dass Freund B sich für bedeutender hält, oder gehalten wird. Diese Erkenntnis wird A unter Umständen ohne weitere leidenschaftliche Aufwallung quittiert. Denn die Überlegenheit, die B sich selber zuerkennt oder von anderen zuerkannt bekommt, hat A innerlich sehr wohl vorausgeschaut. Er hat von vornherein das mehr oder weniger deutliche Gefühl, dem B wahrlich unterlegen zu sein. Wenn A nun auch akzeptieren kann, dass B in aller Öffentlichkeit für überlegen erklärt wird, so stimmt diese Bewertung mit derjenigen überein, die im Innern von A, vielleicht uneingestanden, bereits vorlag. A begnügt sich völlig damit, von dieser Einstufung Notiz zu nehmen, weil er sie für angemessen hält.

 

      Doch kennen wir auch Leute, in denen die Reaktion des A ganz anders ausfällt. Die Tatsache, dass B sich viel höher einschätzt oder so eingeschätzt wird, ruft in den geistigen Kapazitäten von A einen echten Aufruhr hervor. Denn damit, dass B Überlegenheit beanspruchen würde, hätte A niemals gerechnet. Das Gegenteil ist für A relevant. Er war immer derjenige, der sich innerlich für Überlegen hielt. Doch kann es sein, dass A dieses Werturteil bezüglich B niemals klar ausgesprochen hat? An dem Stoss der neuen Situation zeigt es sich jedoch, dass in seinem Innern eben doch der entschiedene Glaube an die eigene Überlegenheit existierte. A erlebt nämlich fortan, eine kaum zu überbietende Entrüstung, Bestürzung. Ihm scheint, seine ganze wirkliche Welt wurde verfälscht. Zwischen der Rangstufung die A für richtig erachtet und jener anderen, die von den übrigen als richtig erachtet wird, besteht ein so krasser Widerspruch, dass wenn A sich der Meinung der übrigen anschließen würde, A gleichsam seinen Untergang zustimmen würde. Er hat seine Fähigkeiten im Verhältnis zu B einer bestimmten Wertstufe zugewiesen. Ansehen zu müssen, dass sich B für bedeutender hält, heißt für A, sich in seiner eigenen Substanz geschmälert zu fühlen. Aus diesem Grund ist seine Individualität an ihrer Wurzel verletzt. Von dieser Wunde geht eine enorme Erschütterung seiner ganzen Persönlichkeit aus. Die geistige Energie von A schließt sich zusammen, wie Soldaten zu einer Schlacht, und protestiert gegen eine so verfälschte, wahrgenommene Wirklichkeit. A pocht auf eigene Werte und macht ein Recht auf den abgestrittenen Rang geltend. Zum Gefühl der Überlegenheit ist wohl der Begriff Hochnäsigkeit gut angesagt. Mit dieser Seelenregung des Stolzes begehrt der Mensch gegen eine Wirklichkeit auf, durch die seine Selbsteinschätzung zunichte geht. Unsinnig, erlogen scheinen ihm andere Wirklichkeiten, und die eigene Reaktion zielt darauf ab, sie wenigstens innerhalb seines Bewusstseins auszulöschen oder zu korrigieren. Doch ist dieser Vorgang an sich noch kein Stolz im eigentlichen Sinn. Angenommen, jedes Aufbegehren eines Menschen gegen die Mehrwertigkeit, die ein anderer ihm gegenüber aufbringt, vielleicht beansprucht, sei gerecht oder habe seinen Grund - niemand würde von Stolz sprechen, denn es handelt sich um nichts weiter, als um ganz natürliche Enttäuschung und Entrüstung. Sie wurde hervorgerufen, durch den oder die anderen Menschen, die eine plausible Ordnung auf den Kopf stellen.

 

Zwar sind solche Reaktionen bei stolzen Zeitgenossen von abnormer Häufigkeit, doch machen sie allein noch nicht den Stolz aus. Ihre Beschreibung kann uns von Nutzen sein, weil wir dabei in die unmittelbare Nachbarschaft der Bedürfnisse kommen, wo der Stolz seinen Ursprung hat. Jene innere Auflehnung nämlich verrät, ohne es konkret zu ahnen, im tiefsten Grund unserer Persönlichkeit einen recht komplizierten Wertmesser. Hier gibt es keinen uns umgebenden Menschen, der dort registriert wäre, insofern er zu uns steht. Diese Vergleiche treten allem Anschein nach sofort in Tätigkeit, wenn wir von jemand Notiz genommen haben. Wir entscheiden, ob er unseren eigenen Wert übertrifft, ihm gleichkommt oder hinter ihm zurückbleibt. Das Ergebnis ist eine dynamische Wechselwirkung. Dieses Bedürfnis ist einer der entscheidenden Wesensbestandteile des Menschen. Ständig richtet sich unser Verhalten allein oder im Kreis von Mitmenschen, nach der Höhe des humanen Niveaus, das wir uns selber zumessen; wenn wir restlos aufrichtig zu uns selbst sind:

 

Es gibt zwei grundverschiedene Arten menschlicher Selbstbewertung:

 

1. W E R T P H Ä N O M E N

 

     

Menschen die nur auf sich selbst schauen und nur nach ihrem Selbstgefühl gehen, wenn sie sich einem bestimmten größeren, oder geringeren Wert zuschreiben. Das ist die Art spontaner Selbstbewertung.

 

 

2. W E R T P H Ä N O M E N

 

 

Menschen blicken, wenn sie sich positionieren erst auf die Mitmenschen und auf ihre Beurteilung, welche bei diesen, für sie selbst zu finden ist. Das ist die Art reflektierender Selbstbewertung.

 

Schwerlich dürfte es eine wichtigere Grundtatsache geben, als die jeweilige Bewertungsart. Sie ist eine buchstäblich elementare Veranlagung, in welcher der ganze Charakter wurzelt. Man zählt zum einen oder zum anderen Typ Mensch. Zu denen, für die es entscheidend ist, wie sie eingeschätzt werden, oder für die es ausschlaggebend ist, wie sie sich selbst einschätzen. Stolz findet sich nur bei spontaner Selbstbewertung. Bei den reflektierenden Typen können wir von Eitelkeit reden. Beide Wesenstendenzen entsprechen auch unterschiedlichen, entgegengesetzten Richtungen im Denkstiel.

 

   Die reflektierende Selbstbewertung lebt aus ihrer Umgebung. Hingegen trägt die spontane Selbstbewertung ihren Schwerpunkt in sich selbst, und die Meinung der anderen vermag sie oft nicht entscheidend zu beeinflussen. Darin liegen auch die Leidenschaften Stolz und Eitelkeit in ihren Gegensätzlichkeiten begründet. Sie entspringen in einer Weise, konträren Wurzeln und nehmen innerhalb der Leidenschaften zwei verschiedenartige Plätze ein.

 

Eitelkeit wohnt an der Außenseite des Menschen, wohingegen der Stolz, im tiefsten Grund des Innern seinen Wohnort hat. Zum besseren Verständnis sei jedoch erklärt, dass der Mensch mit der spontanen Selbstbewertung, sich zwar nicht darum kümmern wird, welche Beurteilung er bei anderen gefunden hat; jedoch hat dies für ihn keine Bedeutung, welchen Wert seine Mitmenschen verkörpern. Es ist durchaus denkbar, dass seine Selbstbewertung gerecht, nicht unbescheiden, feinfühlig und treffend ist. Er hat, wenn er sich auf eine bestimmte Wertstufe erhebt, diejenige im Auge, die seines Erachtens angemessen erscheint. Nun wird eigentlich ziemlich klar, was Stolz bedeutet. Er ist ein auf Übertreibung beruhender Irrtum des eigenen Niveauempfindens.

 

   Bleibt dieser Irrtum in bestimmten Grenzen und betrifft er nur das Wertverhältnis zu den einen oder anderen Mitmenschen, so wird eine Verfälschung des eigenen Charakters, keinen Einfluss haben. Zwar kann mitunter ein Fleckchen Stolz zu sehen sein, doch der Mensch in seiner Gesamtheit wird kein Stolzer. Erst bei chronischem Irrtum des Menschen gerät dieser in ein fortwährendes Niveau der Unausgeglichenheit. Dann ist er den psychischen Vorgängen voll ausgesetzt, das sich infolge seines Ausdrucksvermögens, auf den ganzen Körper gestaltend vollzieht. Die ständige Fehlbewertung der eigenen Person, hat auch eine Blindheit für den Wert anderer zur Folge. Der Stolze macht sich über seine eigenen Qualitäten keine Illusionen. Doch seinem wertenden Blick sind immer nur die eigenen Werte zugänglich. Deshalb ist es möglich von einer Illusion der Sinnestäuschung zu sprechen. Alles was wir diesem Menschen sagen mögen, wollen, können - alles wird ihm weniger einleuchten, als das, was er selbst mit vollständiger Klarheit in sich selber erblickt. Demut ist nicht das Gegenteil von Stolz. Vielmehr ist es wohl aufrichtige Würdelosigkeit.

 

So bleibt nur der Versuch, das Herz dieses Menschen zu erreichen, als Sitz aller Beweggründe, ihn so zu begleiten, wie einen Blinden. Dieser Mensch hat so gut wie keine Achtung vor sich selbst. Sein Blick erkennt kaum oder gar nicht, jene kleinen oder kleinsten Werte, wie sie bei jedem menschlichen Wesen zu sehen sind. Vergeblich können wir in diesem Fall ein würdiges Benehmen, Handeln erwarten. Es wäre für ihm ein Betrug. Denn sich selbst zu achten, wäre ja eine Aufforderung, die er so gänzlich verachtet. Aus einer inneren Blindheit für zwischenmenschliche Werte, kann der Stolz als ein Symptom allgemeiner geistiger Abschirmung beschrieben werden.

 

   Diese durchaus übertriebene Neigung zeigt deutlich den Schwerpunkt, sich selbst zu genügen. Im Stolz als Genügsamkeit, ist der wirkliche Sachverhalt völlig beleuchtet. Der wahrhaft Stolze erkennt das außerhalb seiner Person gelegene nicht mehr. Daraus ergibt sich eine weitere Schwierigkeit im Umgang mit diesen Menschen. Sie sind verschlossen, so recht bar einer Wissbegierde, die doch fortgesetzt notwendig ist für eine aktive geistige Durchlässigkeit und Aufnahmebereitschaft, um nachsinnen zu können.

 

Es fehlt an angenehmer Ungezwungenheit, durch eine innewohnende Furcht vor dem Lächerlichwerden. Das Leben ist durch eine fast erstarrte Grundhaltung gekennzeichnet. Der Stolze ist also würdevoll, doch engstirnig und unfähig, am Leben Freude zu finden. Sein Auftreten kann dennoch stets elegant sein. Elementar ist seine Grundhaltung, dass er sich keiner Sache bedürftig zeigt.

 

   Eine kindliche Selbstvergessenheit, das sinnliche Vergnügen ist ihm verlustig gegangen. Er braucht nichts, und noch weniger als irgendetwas, braucht er irgendjemanden. Aus diesem Grund steht er auch Neuem ablehnend gegenüber. Eine Neuheit ohne weiteres anzunehmen, zu akzeptieren, das kommt einer Demütigung gleich. Dadurch würde er ja zugeben, dass es außerhalb seiner Bedürfnisse noch etwas Gutes zu entdecken gäbe. Die Ansicht, dass es einen Reichtum an neuen Ideen und Empfindungen gibt, kann er wenig teilen. In dieser Betrachtung wird er eher ein allgemeines Aufbäumen verletzter Stolzgefühle erleben.

 

Durch das bislang Gesagte, ist die spezifische Form des Stolzes zwar definiert, doch fehlen noch einige Aspekte. Stolz ist eine Form von Egoismus der Wertewahrnehmung und kann seinerseits unterschiedliches aussehen haben. So ist ein Stolz denkbar möglich, der darauf beruht, dass man sich für sehr klug und gescheit hält. Begabung, Rechtsgefühl, Mut, guter Geschmack sind ohne Zweifel Werte ersten Ranges, die den Menschen zur Selbstverwirklichung führen können. Sie treten mal stark, bald geringer auf, doch zählen sie kaum zu den Gaben die ein jeder von uns dank seines Geborenseins in sich trägt. Sie stellen Qualitäten dar, welche durch Lernen, Pflege, Ausbildung, durch den Willen verbessert werden dürfen.

 

    Notwendig zu erkennen ist in dieser Bedeutung die moralische Perspektive, die sich ergibt. Die Unterschiede zwischen schlau und dumm, gescheit und unwissend, schön und hässlich fallen recht wenig ins Gewicht und verdienen kaum Beachtung. Gemessen an der so bedeutungsvollen Realität, dass wir denkende mit Unterscheidungsvermögen lebende Seelen sind. Das Sinnvolle, das Wertvolle am Menschen bleibt seine Urtümlichkeit, das Untergründige, das mit den Augen nicht zu erblicken ist. Weil der Lebenslauf jedoch ein Wettlauf ist, um die Erlangung jener überflüssigen, oft oberflächlichen Vorzüge, die sich Herrschaft, Ruhm, Macht und so weiter nennen, ist es wenig verwunderlich, dass der stolze Mensch so wenig Anteil an wahrer geistiger Entwicklung genommen hat. Seine Selbstbestätigung wird ausschließlich von seiner individuellen Energie gespeist, die eines gewissen transzendenten Egalitarismus gleichkommt. Es besteht wenig Zweifel, dass dieses Leben etwas von wilder Größe an sich hat. Denn es ist ja keine auf gleicher Augenhöhe, auf Liebe beruhende Größe. Also nicht im Bilde des Schöpfers, dem größten Baumeister, dem besten Organisator von Annäherung und Distanz. Weil sich die meisten Menschen der untersten Qualitäten bedienen, wollen sie nicht erkennen, dass eine geistige Ordnung überlegen ist. Innerhalb seiner hermetisch abgesperrten Welt lebt der stolze Egoist für sich selbst. Gerade hier liegt seine Unmöglichkeit zur wahren Liebe. Entscheidet er sich nach reiflichem Grübeln in seinem Herzen - willigt er in sein schrecklich, negatives, zerstörerisches Denken >Alle sind unter der Sonne gleich< ein. Diese Veränderung kann man mit einem feinen Gehör wahrnehmen. Es ist zunächst ein natürliches Ergebnis, eine auf unterste Werte gegründete stolze Reaktion. Um nunmehr diese Werte verbessern zu können, dürfen fremde Werte bewundert werden. Ja das Bewundern fremder Vortrefflichkeit führt zu dem eigenen Wunsch, dieser neu entdeckten Qualität, tatbereit und teilhaftig werden zu lassen.

 

T Ä U S C H U N G 

Dieser Mensch hat den inneren Draht zu seiner Gefühlswelt blockiert und weitgehend verloren. Gewohnheitsmäßig geht es ihm um sein Image. Mehr um das, was er nach außen darstellen kann, als um sein wahres Selbst. Ganz besonders dunkle Gefühle werden vermieden, wie Schmerz, Trauer oder Aggressionen. In seiner Außendarstellung muss er bei anderen gut ankommen. Gelingt es, sich optimal zu präsentieren, dann ist Anerkennung sein Lohn der für sein Wohlbefinden sorgt, und seine erhoffte Harmonie schafft.

    Umgekehrt erlebt er sich sogleich als Versager und setzt alles daran seine Anstrengungen zu verstärken, um sein Image aufzupolieren. Selbst dann, wenn von ihm erkannt wird, welches Loch hinter dieser Fassade besteht. Sein Selbstbild: Ich bin erfolgreich und komme sehr gut an, muss um jeden Preis aufrechterhalten werden. Durch das Festhalten dieser äußeren Maske entwickelt sich ein Selbstbetrug, die eigentliche Täuschung, zumal sie mit der inneren Wirklichkeit gar nicht übereinstimmt. Je zahlreicher die Diskrepanz zwischen Selbstbild und dem wahren Selbst auftritt, desto größer die Furcht zu versagen. Hinter dem zur Schau gestellten Bild steckt ein echt wackeliges Selbstwertgefühl, welches auch in Depression und Selbstverachtung umkippen kann. Wir alle können leicht dieser Selbsttäuschung erliegen. Es mag uns tatsächlich schwer fallen, lieb gewordene Meinungen aufzugeben oder diese auch nur zu hinterfragen.

Warum? Weil wir an unseren Ansichten und Überzeugungen emotionell sehr hängen. Ist das der Fall, könnten wir uns durch falsche Überlegungen selbst betrügen, indem wir Gründe ersinnen, um das zu rechtfertigen, was in Wahrheit falsche oder irregeleitete Auffassungen sind. Vorurteile erwachsen aus Unwissenheit, und oft sind sie von Hass und Ablehnung begleitet. Doch Voreingenommenheiten werden erst dann zu Vorurteilen; wenn sie angesichts neuer Informationen, das Denken nicht verändern. Schon die Bereitschaft für ein Gespräch, das zu einer Übereinkunft der Beteiligten führt, ist die Art von Kontakt uns näher zu kommen. Woran könnten wir auch feststellen, ob wir einer Art von Selbsttäuschung, durch Vorurteile zum Opfer gefallen sind? Beispielsweise an dem Eingeständnis, dass es uns ärgert, wenn unsere Ansichten infrage gestellt werden. Statt ärgerlich zu werden, sollten wir klugerweise aufgeschlossen bleiben und uns aufmerksam anhören, was andere zu sagen haben, selbst wenn wir überzeugt sind, dass unsere Meinung richtig ist.

      Was können wir tun, um uns ein klares Denken zu bewahren? Es gibt verschiedene Hilfestellungen, doch wir müssen bereit sein, selbst etwas dafür zu tun. Ja, wenn wir persönlich bemüht sind, unseren Sinn und unser Herz mit der offenkundigen Wirklichkeit zu füllen, werden wir Weisheit und Einsicht sowie echtes Unterscheidungsvermögen erlangen. Tatsächlich werden wir nach Dingen forschen, die von weit größerem Wert sind als Silber oder jeder andere materielle Schatz auf der ganzen Erde. Weisheit und Erkenntnis sind gewiss wichtige Voraussetzungen für klares Denken. Wenn Weisheit in dein Herz einkehrt und Erkenntnis selbst deiner eigenen Seele lieblich wird, heißt es, so ist es Denkvermögen, das stets über dich wachen wird, ja Unterscheidungsvermögen wird dich behüten, um dich von dem schlechten Weg zu befreien, von den Menschen die verkehrte Dinge reden, von denen, die die Pfade der Geradheit verlassen haben, um auf den Wegen der Finsternis zu wandeln. Auch wenn es momentan ein gangbarer Weg zu sein scheint, ihnen die Schuld für die eigene Befindlichkeit, oder des eigenen Verhaltens zu geben, birgt er einen wesentlichen Nachteil in sich. Wir sind unfrei, weil andere uns durch Manipulation in der Hand haben.

      Zu allen Zeiten, selbst unter Gefahr ist es besonders wichtig, unser Denkvermögen zu schulen. Dabei hilft die Gewissheit, dass starke Gefühlsregungen wie Zorn oder Stolz klares Denken trüben können. Allein Bedrückung kann bewirken, dass selbst ein Weiser unsinnig handelt. Es könnte sogar soweit kommen, dass total unser Herz ergrimmt. Wie könnte das geschehen? Dadurch, dass wir anderen Menschen fortgesetzt die Schuld an unseren Problemen geben, und damit unsere Handlungsweise rechtfertigen wollen, die mit unseren eigentlich eigenen Prinzipien und Grundsätzen unvereinbar sind. Statt zu denken, wir wüssten alles immer am besten, sollten wir eine demütige Einstellung entwickeln, und nötigenfalls sollten wir auch bereit sein, selbst eingewurzelte Ansichten aufzugeben, wenn sich für uns herausstellt, dass sie verkehrt sind.

 

N E I D 

Neid ist ein Ausdruck von Hass. Personen, die ihre Ziele mit Gewalt erreichen, mögen sich eine Zeitlang der Sicherheit erfreuen. Es kann sogar sein, dass sie ohne große Ängste in Frieden sterben. Betrachtet ein anderer seine möglicherweise weniger günstigen Umstände, so könnte er auf die Bösen neidisch werden und die Wertschätzung dafür, dass er Gutes tun darf verlieren. Wer ständig Ungerechtigkeit verübt, ist vergänglich wie Gras, das unter der starken Sonnenhitze verwelkt. Folgender Spruch bringt das klägliche Los eines Neiders zum Ausdruck: Ein neidischer Mensch, schlechten, bösen, üblen Auges hastet nach wertvollen Dingen, doch er weiß nicht, dass Mangel selbst über ihn kommen wird. Wer neidisch auf andere blickt, geht tatsächlich dem Mangel entgegen. Während der Betreffende sich verzweifelt bemüht, den gleichen Stand zu erreichen, die er beneidet, wird er moralisch geschwächt und opfert gerechte Grundsätze. Selbst wenn es ihm gelingt, Reichtümer aufzuhäufen, sind diese doch vergänglich und müssen beim Tod zurückgelassen werden. Folglich hat er sich umsonst abgemüht oder nach nichts ‘gehastet’. Neid gehört zu den verächtlichen Werken des Fleisches. Nagt Eifersucht an einem, so empfindet man mehr als ein momentanes Unbehagen. In ernsten Fällen kann es so weit kommen, dass man alles was jemand tut, oder die Empfindungen, die er zum Ausdruck bringt, verdreht. Man sieht dann womöglich alles schwarz und versucht, den Betreffenden in seiner Freiheit einzuschränken.

      Groll und Missgunst gegenüber anderen wegen ihres Besitzes, Wohlstands, Rufs, ihrer Stellung oder ihrer Vorteile. Neidische Menschen begehren das, was andere haben, und denken manchmal, dem Besitzer stehe das, worum sie ihn beneiden, nicht zu. Das hebräische Wort qin’áh kann sich zwar je nach Kontext auf Eifer, glühenden Eifer, Beharren auf ausschließlicher Ergebenheit oder Eifersucht und Beneiden beziehen, doch das griechische phthónos hat durchweg eine negative Bedeutung. Eine der schlechten Neigungen des Menschen ist sein Hang zum Neid.

§Walkhoefer drückte es bereits vor Jahren folgendermaßen aus: Eifersucht tut weh. Sie scheint uns körperlich und seelisch zu verzehren. Kaum ein Gefühl ist so stark, außer die echte wahre Liebe zu sich SELBST und anderen Menschen.

      Wir alle machen Fehler, weil bei uns allen Spuren der Eifersucht vorhanden sind. Sie kann auf indirekte Weise oder unter bestimmten Umständen zutage treten. Wir dürfen schädliche Eifersucht nicht unbeachtet lassen, sondern wir sollten lernen über die Eifersucht Herr zu werden. Eine solche Handlungsweise kennzeichnet einen reifen Menschen. In diesem Sinn kann das Wort Eifersucht auf einen angemessenen Eifer für Wahrheit und Gerechtigkeit gedacht sein. Andererseits sind nur all zu oft schlechte Beweggründe für die Eifersucht verantwortlich, oder die eifersüchtige Person ist ganz einfach im Irrtum. Vielleicht verdächtigt sie andere ohne Ursache oder ärgert sich darüber, dass anderen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, weil sie meint, sie allein habe ein Anrecht darauf? Oft ärgern sich diese Menschen über sich selbst, denn sie wissen genau, dass sie nicht so denken sollten!

Was auch immer die Ursache ist, unangebrachte Eifersucht übt eine zerstörerische Macht aus. Sie kann Kopfschmerzen, Seelenqualen, Magenverstimmungen und Geistesstörungen verursachen. Sie kann Ärger und Hass hervorrufen und sogar zu einem schwerwiegenden Verbrechen führen. Wie können wir über die Eifersucht Herr werden? Gut zu handeln, und wenn wir nicht darangehen, gut zu handeln, so kauert die Sünde am Eingang, und nach ihr steht ein tiefes Verlangen; und wir werden, ja wir, die Herrschaft über sie erlangen, und bereit sind einander zu lieben. Starke Liebe ist für das Abwenden von Eifersucht unerlässlich ist. Liebe ist nicht eifersüchtig. Durch Eifersucht kommt und entsteht mehr Selbstliebe zum Ausdruck als Liebe zu anderen. Wenn man sich bemüht, von jemandem, der Eifersucht in uns weckt, gut zu denken, lasst die Eifersucht nach. Wir werden allmählich Herr darüber. Aufmunternde Worte sind eine weitere Möglichkeit, Eifersucht nicht aufkommen zu lassen. Sollten wir, wenn uns Gefühle der Eifersucht betrüben denken wir seien zu ALT, für einige aufmunternde Worte? Nein, zweifellos ist vieles zu sagen, was helfen kann, uns auch über den Erfolg anderer zu freuen. Sie können dazu beitragen, dass wir auch gegenüber anderen, die unseren Neid erregen, Gefühle der Liebe und der Zuneigung zu zeigen gewillt sind. Wer ein etwas sensibleres Naturell hat, neigt zum Grübeln, wenn ihn die Eifersucht packt. Für ihn wäre es gut, sich seine Gefühle vom Herzen zu reden. Verbergen wir Gefühle der Eifersucht nicht. Machen wir aus unserem Herzen keine Mördergrube, und lassen erkennen, was uns betrübt oder ärgert. Es wirkt sich schädlicher auf die Gemütsverfassung aus, wenn wir Eifersucht in uns zu verbergen suchen, als andere wissen zu lassen, wie wir uns fühlen. Jeder braucht von Zeit zu Zeit einige trostreiche Worte. Zum Beispiel können wir im Gespräch versichern: Mach dir keine Sorgen, Gedanken um unser Verhältnis, denn unsere Beziehung ist durch nichts zu ersetzen. Ein paar Worte wie diese reichen oft schon aus, und gegenseitige Zufriedenheit wird wirksam.

 

G E I Z

Dieses Wort bedeutet so etwas wie Habsucht und Gier. Wesensmassig ist ein Geiziger der, der von Begehren und Verlangen getrieben wird. Bedeutung findet der extreme Wunsch nach Versorgtwerden. Auch ein Bewundertwerden und gewünschte Zuwendung mit großer Empfindlichkeit um Aufmerksamkeit fehlen nicht. Um zu verstehen, wie der Volksmund die Asozialität geiziger Menschen beklagt, ist folgender Satz beachtlich: Wenig versprechen, doch sein Wort geben, lässt den Geizigen unbeschwert leben!

Durch diese Art der Bereicherung wird eine enorme Gefühllosigkeit anderen Menschen gegenüber erzeugt. Geiz hängt auch oft mit Eitelkeit zusammen. Dieser ausgeprägte Egoismus macht auch vor vertrauten Personen kein halt. Sein Misstrauen verfolgt ihn auf Schritt und Tritt. Daraus ergibt sich, dass er die Freuden der Liebe nicht genießen kann. Geiz ist ein Ausdruck für Machtwillen, der sich in allen Lebensäußerungen bekundet. Der Eindruck ist schwer abzuwehren, dass die Form des Geizverhaltens, die Erhöhung des eigenen ICH ´s annimmt. Es ist jene allgemeine Form, die sich im Wesentlichen darin ausdrückt, dass es jemand nicht über sich bringt, anderen Freude zu bereiten. Er geizt also mit seiner Hingehung an die Gesamtheit oder an Einzelne. Dieser Mensch türmt eine Mauer um sich auf, um sich seiner armseligen Schätze sicher zu sein. Sein Geiz schließt das Hergeben von Worten, Gedanken, Gefühlen und freudigen Stimmungen ein. Wenn andere Menschen auf ihn zukommen, werden sie zunächst als potentielle Eindringlinge wahrgenommen, und gewohnheitsmassig auf Abstand gehalten. Neue Beziehungen bedeuten immer unsicheres Terrain zu betreten.

      Doch steht das Phänomen Geiz in einem echten Spannungsfeld von Minderwertigkeitsgefühl und Geltungsstreben auf der einen, und dem Gemeinschaftsgefühl auf der anderen Seite. Fühlt sich dieser Mensch recht unterlegen, dann bildet er einen charakterlichen Entwurf als Lebensplan oder auch Lebensstil, der steil nach oben zur Überlegenheit hinführt. Zur Verwirklichung werden dann Eigenschaften, wie Ehrgeiz, Eitelkeit, Neid, und Stolz mobilisiert. Unter Umständen kann auch Trauer, Angst und Isolierung auftreten. Doch in allen derartigen Fällen erleidet dieser Mensch Schiffbruch. Dieser von kompensatorischen Machtwillen gehetzte Mensch, kann kein ausreichendes Interesse am Glück anderer Menschen entfalten, und sucht beständig nach Rückzugsmöglichkeiten. Sein nervöser Charakter verhindert die Selbstprüfung und seine Selbstverwirklichung. Charakter beantwortet nämlich stets die Sinnfrage unseres Lebens.

Wir können durchaus von seelischen Entwicklungsanomalien reden, die in Neurosen oder Psychosen münden können. Dieser verstärkte Kampf mit ihrer Umwelt wird sehr oft ins Unbewusste verdrängt. Bei guter Sachkenntnis sind Züge des >Alles Haben Wollen< zu entdecken. Andere Menschen werden zu Werkzeugen. Er will sie für seine Zwecke gebrauchen. Berechnung und menschliche Kälte entwickeln sich zu seiner Lebensstruktur.

   Die Leidenschaft des Geizes weist, wie andere Leidenschaften notwendigerweise auch, körperliche Symptome, Reaktionen auf. Weil der geizige Mensch seine emotionalen Lebensäußerungen zurückhält, bremst er sein gesamtes sympathisches Nervensystem. Sein vegetatives (vom Willen unbeeinflusst) Leben schaltet auf Sparflamme. Selbst sein Essverhalten wechselt zwischen Heißhunger und Fasten, denn die Voraussetzung zur Freude am Essen, ist grundsätzlich auch eine Beziehung zur Welt, ja eine allgemeine Freude und Dankbarkeit für alle Bereiche des Lebens und des Erlebens. Genau genommen ist der ganze menschliche Körper ein Kontaktorgan, womit Beziehung zur Umwelt aufgenommen oder verhindert wird. Der Hang eines geizigen Menschen, nach Unabhängigkeit lasst seinen intimen Bereich fast völlig verkümmern. Hingabe wird als Hergabe empfunden, er will Beständigkeit, die ihm gegen die Angst vor dem Schwinden seiner Lebenssubstanz (Geiz) sichern soll. Sein Besitz wird über lebendige Beziehungen gestellt. Seiner Allmacht willen wendet er sich von der DU- und WIR Welt ab, und isoliert sich in seiner eigenen unglücklichen Welt. Wegen dieser Kopfstellung gegen die Umwelt, will dieser Mensch alle Trümpfe in der Hand behalten, er will sich niemals festlegen. Seine Lieblingsredensarten lauten: Ich weiß nicht, ich kann nicht, ich will nicht, mal sehen wie es wird! Jedes innige Gefühl wird mit dieser Einstellung ausgeschaltet. Das zeigt sich auch in Machtkämpfen, wenn sein Wissen angezweifelt oder sogar widerlegt wird. Wissen bedeutet für ihn keine intellektuelle Spielerei, sondern ein sicherheitsgebender Faktor, auch wenn dadurch gnadenlos die Schwachstellen anderer dargelegt werden. Das Herz dieses Menschen liegt sozusagen in seinem Intellekt. Der Kopfweg dient zur Absicherung als Lösung, nichts mehr spüren zu müssen, und gar nichts mehr zu fühlen. Allein aus diesem einzigen Grund ist ein Weg zum Wagemut, Können, Optimismus und zur Lebensfreude zu suchen, damit seine Freiheit vor Bindungen, sich in eine Freiheit für Bindungen entwickeln kann.

Durch Erörterung seiner dominierenden Unsicherheit mittels des unbefangenen Blicks von außen, kann gezeigt werden, dass ein Detail seines Lebens, oft sogar nur ein einmaliges Versagen in der Vergangenheit war. Dieses wurde jedoch von ihm als absolut gesetzt. So zieht sich eine Schwachstelle seines Lebens, wie ein roter Faden durch seine einzelnen Lebensbereiche, und die Verzerrung ja seine Fehleinschätzung der eigenen Lebenssituation nimmt seinen traurigen Lauf. Hier kann die Ursache geklärt werden, warum seine Gedanken und Vorstellungen um diesen Vorfall kreisen, was ihn daran hindert, dem Neuen aufgeschlossen, unbeschwert und unbelastet gegenüber zu treten. Den Kontext individuell, den eigentlichen Handlungsrahmen zu verstehen ist wichtig. Nur er zeigt das Lebensziel, die Richtung alles Denkens und Handelns. Auf Grund dieses Zieles werden verborgene Bedeutungsinhalte hinter den verschiedenen Einzelinhalten erkennbar. Diese dürfen als Teile eines Ganzen betrachtet werden, und gewinnen ein besseres Verständnis und ein Gespür für das Wesentliche im Leben, was unserem Auge verborgen bleibt. Im Licht dieser Einheit werden das Denken, Fühlen, Wollen, Träumen, Einstellungen und Haltungen deutlich. Wie die Fertigkeit eines Künstlers, kann so alterstunabhängig ein Lebensstil aufgebaut werden, ohne nachteilige Konsequenzen erwarten zu müssen. Eine Sensibilisierung für echte Gefühle, anstelle intensiver, intellektueller Auseinandersetzungen kann entwickelt werden. So kann dieser Mensch schrittweise sein realistisches, zentrales Lebensthema, die eigene Existenzberechtigung entwickeln.

 

Z W E I F E L

Die mit Zweifel sinnverwandte Wortgruppe bedeutet soviel, wie zagen oder verzagen, was mit bange sein, oder gar seelisch bedrückt oder betrübt sein verstanden werden kann. Umgangssprachlich sind auch Begriffe wie Befangenheit, Scheu oder Scham bekannt.  

      Kaum ein Gefühl ist so vielen Menschen vertraut, wie der Zweifel. Fast jeder kann zugeben Zweifel zu haben oder zumindest in dieser oder jener Situation zweifelnd reagiert zu haben. Doch werden Zweifel sehr unterschiedlich erlebt und eingeschätzt. Oftmals ist eine ehrliche, aufrichtige Prüfung von Tatsachen nötig, um den wahren Sachverhalt zu ermitteln. Das ist doch nicht dasselbe, wie unbegründete Zweifel in Herz und Sinn aufkommen zu lassen. Zweifel können Überzeugungen und Beziehungen zugrunde richten. Diese Art von Zweifel wird definiert als: Glaubens- oder Meinungsunsicherheit. Diese sehr persönliche, subjektive Unsicherheit beeinträchtigt die Entscheidungsfindung. Zweifel kann das Verhältnis zu vertrauten Menschen zerstören und gleicht einer Meereswoge, die vom Wind gejagt und umher getrieben wird. Der Mensch reagiert unentschlossen, unbeständig in all seinen Überlegungen. Er wird unsicher und schwankt in seiner Meinung. Das hat zur Folge: zwischenmenschliche Situationen werden offenbar vermieden.

Eine tiefere Ursache des Zweifelns ist im Ausweichen vor Lebensfragen (Hemmungen) zu suchen. Diese Wirklichkeit hat unbedingt etwas mit Mangel an Mut zu tun. Aus einer inneren Furcht heraus gerät dieser Mensch in Verwirrung, er weicht zurück, sobald eine wirkliche oder empfundene Gefahr vor ihm auftaucht. Wir können uns förmlich vorstellen, welche Zweifel diesem Menschen durch den Kopf gehen, jemanden Fremden anzusprechen, wie er hin und her überlegt und es am Ende lieber sein lasst, weil ja nichts Gutes herauskommen kann. Ist es ihm möglich, sich in einem vertrauten Kreis zu äußern, so spricht er mit leiser zaghafter Stimme. Wird die Runde größer verstummt er meistens. Anderen fällt es nicht leicht, ihn ins Gespräch einzubeziehen. Fragen werden knapp oder gar nicht beantwortet, sodass sein Gegenüber immer wieder aktiv werden muss, wenn das Gespräch kein Ende finden soll. Manchmal sind auch Monologe zu beobachten, was wiederum einen fruchtbaren Gedankenaustausch verhindert. Ganz deutlich spiegelt sich in solchen Situationen ein Gesichtsausdruck der Scheu wider. Er vermeidet es, seine Gesprächspartner anzusehen, mit ihnen im Blickkontakt zu treten, so als könne sein offener Blick, sein Innenleben verraten. Die Gesichtszüge bleiben ziemlich unbeweglich, starr. Eine genaue Beobachtung, lasst etwas Maskenhaftes erkennen. Oft versucht dieser zweifelnde Mensch durch ein ständiges Lächeln, seine Unsicherheit zu überspielen. Doch wie kann dieses Spiel eine echte Fröhlichkeit ausdrücken? Denn der eigentlich verborgene Sinn besteht ja gerade darin, sich der Kontaktaufnahme zu entziehen.

     Insbesondere werden unbekannte Situationen kritisch erlebt, die körperliche Symptome nach sich ziehen. Erröten, Erblassen, Herzklopfen, Magenreaktionen, Harndrang, Kopfschmerzen bis zu Migräneanfällen. Ein Zweifler konzentriert sich außergewöhnlich stark auf diese störenden, wie peinlichen Symptome. Sie sind ihm eine echte Blamage, doch je konzentrierter er auf sie reagiert, so lähmender sein Verhalten. Selbst wenn er allein ist , kann er nachträglich in Ärger geraten, wenn er sich einer vorausgegangenen Blamage erinnert. In seiner Phantasie wird dieses Missgeschick wieder und wieder ausgemalt. Bei einer nächsten Gelegenheit verhält sich dieser Mensch wieder ähnlich, oder er bestimmt in seinem Herzen, zukünftig noch vorsichtiger zu sein, um derlei Situationen völlig zu vermeiden. Er wird zum Sklaven seiner selbst. Er macht sein Herz zu einer Mördergrube.

Der echte Mangel, Beziehungen zu anderen aufzunehmen oder sich in allen Lebenssituationen behaupten zu können - seine Meinung offen und ehrlich zu verkünden - deutet auf ziemlich geringe Selbstschätzung. Neigung zu Misstrauen und Pessimismus birgt ja gerade eine Unterschätzung der eigenen Person. Das Gefühl, nicht verstanden zu werden ist vorherrschend, wobei klar ersichtlich wird, wie wenig möglich es ihm selbst ist, sich verständlich zu machen. Das begünstigt eine gewisse Resignation, und die Aufmerksamkeit wird auf eigenes Verhalten und Benehmen gerichtet.

      Oft versteckt sich ein zweifelnder Mensch hinter Zeitungen und Bücher und verbreitet eine Atmosphäre der Unnahbarkeit, obwohl sein sehnlichster Wunsch besteht, geliebt zu werden. Dafür ist auf jeden Fall Vertrauen, wie auch emotionale Nähe erforderlich. Sein Verdacht Fehler zu machen plagt ihn, im Fall seiner Preisgabe von Hoffnungen und Wünschen. Auch diese Art von Selbstschutz verhindert ein wahres Echo von anderen. Das negative Selbstbild kann sich somit kaum ändern. Er hat Zweifel an seinen eigenen Gefühlen, er zweifelt an ehrlicher Zuneigung ohne Bedingungen. Darüber täuscht auch nicht hinweg, dass er Freundschaften hat, und sich anderen anschließen kann. Jedoch sind diese Beziehungen auf wenige Freunde beschränkt. Sie schließen prinzipiell in seinen Überlegungen und Handlungen andere Menschen aus. Oft kennen sie sich untereinander durch einseitige, mündliche Überlieferungen, oder von Fotos.

 Am ehesten findet sich der zweifelnde Mensch im Berufsleben zurecht. Im beruflichen Alltag besteht eine recht unverbindliche Atmosphäre. Eine gewisse Furcht vor intimen Situationen kommt selten vor. Er hat ein viel leichteres Spiel, weil die meisten zu lösenden Aufgaben festgelegt sind. Sich in Vorgeschriebenes einzufügen fällt ihm nicht so schwer. Er stürzt sich mit Eifer in die Arbeit, geht ganz darin auf. Dadurch kompensiert er seine private Isolierung. Während einer Arbeitswoche kommt die relativ innere Leere nicht so sehr auf, weil ja die Zeit verplant ist. Erst die Freizeit wird zu einer starken Belastungsprobe, in der er mit seiner Kontaktarmut konfrontiert wird. Zwei, drei Tage wollen gestaltet und erfüllt werden. Körperliche Symptome, wie Migräne, Depressionen entheben ihn dann oftmals der Last seiner Freiheit. Die Lust zur Freude ist verlustig.

      Eine weitere zentrale Bedeutung spielt die Phantasie des Zweiflers. Wir können davon ausgehen, dass er im Verlauf seiner Entwicklung zu einer introvertierten Persönlichkeit gewachsen ist. Recht deutlich zeigt sich dies in seiner Abwendung von Möglichkeiten, realer Befriedigung seiner innersten Bedürfnisse. Er zieht es vor, weiterhin in seiner Phantasiewelt zu leben, statt aktiv die Realität zu erobern, und seine wahren Wünsche zu äußern. Das verweilen in der Phantasie bringt für ihn eine gewisse Befriedigung. Sie wird kaum getrübt von dem Wissen, dass er selbst der Realität ausweicht. Doch sind nicht alle von der Realität verdrängten Richtungen total aufgegeben. Vielmehr werden sie mit einer Intensität in seiner Phantasie festgehalten, die immer einen Drang zur Realisierung entwickeln. So entwickelt sich eine Tendenz unvermeidlicher Konflikte zwischen Phantasien und dem Bewusstsein, deren Hintergründe der Zweifelnde nicht versteht und unter denen vielfältige Symptome er leidet. Er versteht nicht, warum er lieber schweigen mag, warum er ein Leben in seiner Phantasiewelt bevorzugt. Sein Denken, Fühlen, Empfinden und seine Intuition ist so personifiziert, dass gegenteilige Meinungen ins Unbewusste verdrängt werden und sich nur unzureichend entwickeln können. Das zeigt sich in seiner eigentümlichen Unsicherheit, und einer ständigen Labilität seiner Äußerungen, Urteile und Handlungen. Seine Grundhaltung des Nach- innen - gekehrt - Seins ist unübersehbar. Die Orientierung im Leben ist er selbst, andere werden von zweitrangiger Bedeutung. Ein zweifelnder Mensch zieht sich in fast allen gegebenen Lebenssituationen im ersten Moment zurück, als würde er unhörbar NEIN sagen - dann erst kommt er zum eigentlichen Reagieren. Je mehr sich dieser Mensch bewusst Freiheiten zu sichern sucht, unabhängig, überlegen und ohne Verpflichtung zu sein, desto stärker wird er in Wirklichkeit mit Schwierigkeiten konfrontiert. Die Freiheit des Geistes hat er ja an die Kette der Unabhängigkeit gelegt. Selbst seine moralischen Werte geraten in den Sumpf minderwertiger Beziehungen. Aus diesen Erfahrungen entwickelt sich schrittweise eine seltsame innere Spannung, die er jedoch keinesfalls zeigen oder anderen zugänglich machen möchte, denn besonders ist ja seine Subjektivität ausgebildet.

Zweifel kann auch ein sicherndes Moment haben, mit dem Zweck, die Verantwortung für das Nichtbewältigen einer Aufgabe abzuwälzen. Auf diese Weise gerät der Zweifler nicht in Gefahr, sein Persönlichkeitsgefühl überhaupt zur Debatte zu stellen. Er wird die verschiedensten, nebensächlichsten Umstände dafür einbringen, warum eine zu lösende Aufgabe, ungelöst bleiben muss. Jeder Schritt in Richtung auf die Lösung einer Aufgabe kann ja über den Wert oder Unwert seiner Person entscheiden. Doch diese Entscheidung will er lieber in der Schwebe halten. Zumindest kann er mit dieser Haltung vor sich selbst gut dastehen, und den Schein wahren alles getan zu haben. Sein eigenes Streben nach Überlegenheit hindert ihn daran, sich durch Aufgabenlösung mit anderen wohl zu fühlen und im Sinne allgemeinen Nutzens zu handeln. Ohne zu wissen warum, wird er müde und erschöpft, oder er gerät in Eile, die ihn allerdings gar nicht vorwärts bringt. Er kommt einfach nicht zu Kräften und verschiedene Beschwerden aller Art treten auf, doch kann er sich dazu kaum näher äußern. Alle diese Erscheinungen dürfen so verstanden werden - die konkrete Aufmerksamkeit von der wahren Sachlage - abzulenken. In diesem Verhalten kommt deutlichst zum Ausdruck, dass der Zweifelnde einen echten NEINSAGER verkörpert.

      Um einen zweifelnden Menschen erkennen zu können ist jedes Wort, jede Geste, jeder Gedanke, jedes Gefühl wichtig. Jeder Ausdruck führt uns in die dieselbe Richtung zu einem Motiv, zu einer Melodie, um die herum die Persönlichkeit errichtet ist. Durch diese Betrachtungsweise treten Symptome in den Hintergrund. Nicht wie, sondern dass der Zweifelnde den Lebensaufgaben ausweicht ist wesentlich, deshalb sollte er auf das Wesentliche hingeführt werden. Vorrangig ist dabei zu berücksichtigen, dass dieser Mensch dem Leben gegenüber in die Defensive geraten ist. Er hat kaum lernen können sein Leben kooperativ und aktiv zu gestalten. Gute Ratschläge, Aufforderungen oder Appelle an seinen guten Willen sind daher überhaupt nicht hilfreich. Vielmehr geht es darum, eine Verstehensarbeit mit ihm gemeinsam zu entwickeln. Im tiefsten Innern ahnt der Zweifelnde, dass er Lebenssituationen nur halb bewältigt hat oder ihnen ausgewichen ist. Doch hier liegt der Quell für all sein Leid und seine Betroffenheit. Erst durch die wahre Erkenntnis seiner Zurückhaltung kann echte Aktivität folgen.

 

G I E R

      Hier liegt die Beurteilung in der Definition: unbeherrschtes Verlangen, Unersättlichkeit, Habsucht. Sowohl das hebräische Verb chamádh als auch das griechische Verb epithyméo >begehren< bedeutet. Manchmal mögen diese Wörter je im Zusammenhang den Gedanken eines selbstsüchtigen Begehrens vermitteln. Das griechische Wort pleonexía bedeutet wörtlich: >Mehr haben Wollen< und wird oftmals, als Gier, Habgier oder Habsucht bezeichnet.

      Das Lebensmotte eines gierigen Menschen: Vorfreude ist die schönste Freude. Allein die Vorstellung künftiger Ereignisse wird zu einer geistigen Bereicherung. Die Erfüllung eigener Bedürfnisse steht dabei absolut im Vordergrund, ohne Rücksicht auf Wünsche oder Bitten anderer Menschen. Konflikte - unangenehme Ereignisse werden ziemlich rasch vergessen. Kommen unangenehme Gefühle auf, werden diese garantiert durch positive Gedanken ersetzt. Glücklichsein und das Leben in vollen Zügen genießen ist ihr Ideal. Alle Denkenergie richtet sich auf Planung von schönen und genussvollen Ereignissen. (Selbststimulierung) In der Erfüllung dieser Bedürfnisse ist die eigentliche Gier begründet. Das idealisierte Selbstbild ist das eines glücklichen Menschen, dem es meistens gut geht. Solange es positive Optionen im Leben dieses Menschen gibt, fühlt er sich auch wohl.

      Es fällt nicht leicht, die Sorgen und Befürchtungen des Lebens bei diesem Menschen zu erblicken. Doch normalerweise haben auch diese Menschen eine Ahnung davon, dass sie innere Abgründe haben, die sie jedoch offen zu betrachten, vermeiden wollen, weil sie ja mit den schmerzhaften Seiten ihres Lebens verbunden sind. Diese Furch, dann in gerade diesen Abgrund stürzen zu können, zeigt eine deutliche Grundverunsicherung. Das wirft deutlich die Frage auf: bin ich hier ganz sicher, auch wenn es mir schlecht geht - oder die tiefe innere Überzeugung, dass dann Gefahr lauert und es keinen Halt mehr gibt?

      Schwer wird es für diesen Menschen mit Vorschriften. Wenn der Einfluss von außen der eigenen Bedürfnisbefriedigung Gier entgegensteht, wird dieser ignoriert und unterlaufen. Jedoch wird es selten eine offene Auseinandersetzung. Er ist davon überzeugt, dass es eine angenehmere eigene Art gibt seine Pläne zu verwirklichen.

      Für einen gierigen Menschen ist es daher recht schwierig, den eigenen Zugang zur Tiefendimension zu bekommen, weil er gerade Tiefe, wo Schmerz lauert vermeiden will. Die Aufforderung, durch Selbstprüfung an tiefe Verletzungen oder auch verschüttete Sehnsüchte zu gehen, empfindet dieser Mensch etwa so, als würde er aufgefordert werden, sich ins eigene Fleisch zu schneiden. Er brauch Zeit und Vertrauen, emotionale Sicherheit, um an diese schwierigen Themen heranzukommen; wenn er sich überhaupt auf eine Selbstprüfung einlässt. Dazu gehört auch die konkrete Begegnung mit Fremden. Vertrauen ist eng mit Glauben verbunden, und geht von der ursprünglichen Haltung für Verlässlichkeit aus. Die Bereitschaft, Neues zu beginnen liegt sozusagen in der eigenen Empfänglichkeit seines Urvertrauens.

      Mit dieser Erkenntnis wird auch recht deutlich, dass sich vieles ändern kann, weil es nicht kongruent mit der gelebten Wirklichkeit ist. Es existieren Einflüsse, die er nicht sehen kann, deren Auswirkungen er jedoch oft spürt. Seine Furcht vor den problematischen Seiten seines Innenlebens führt dazu, sich meistens durch die Sonnenseite abzulenken. Gleichzeitig ist eine Sehnsucht in persönlichen Beziehungen vorhanden, diese Furcht zu überwinden. Er wünscht sich zutiefst auch im Schmerz - Sicherheit, Beistand und Schutz durch andere. Eine Beziehung in der dies möglich wird, hat verbindlichen Charakter. Er wird kaum darum herum kommen, einen Bewusstseinssprung zu tun, der ihn vom WENN - DANN Denken zum SOWOHL - ALS - AUCH führen wird. Das Sehen der Augen, das Hören der Ohren, das Atmen der Luft erstattet dem Herzen Meldung. Das Herz ist es, was Erkenntnis hervorbringen lasst. Die Zunge ist es, die ausdrückt, was vom Herzen erkannt wird. Durch diese Art Reflektion, die gleichzeitig Projektion ist, kann wahre dauerhafte Harmonie geschaffen werden. Dies ist ein langer Prozess, da alte Überzeugungen, Standpunkte aufgegeben werden müssen. Dann ändert sich dieser Mensch zu dem, was er in Wahrheit werden möchte.

      Um dieses Ziel zu erreichen ist es notwendig, nicht an der oberflächlichen Ebene zu bleiben. Dadurch gräbt sich dieser Mensch seine eigene Falle, es entsteht Unverbindlichkeit und Bindungslosigkeit. Es gibt so keinen Halt und keine Sicherheit in der Beziehung. Durch das gierige Wunscherfüllungsprogramm werden all zu oft die Wünsche anderer unter den Teppich gekehrt. Dieses Vermeidungsverhalten ist Gift für eine Beziehung. In solchen problematischen Lebenssituationen, wo für andere das Leben echt schwer wird, fühlt sich dieser Mensch oft überlegen. Dann versucht er sogar seine Vorstellungen einer gelungenen Lebensführung nahe zulegen. Werden die emotionalen Schwierigkeiten zu stark in einer Beziehung, folgt postwendend sein Rückzug. Dennoch ist dieser Mensch nicht nachtragend und immer bereit, anderen eine Chance zu geben.

      Die objektive Not, welche diesem Menschen zugrunde liegt sind schmerzliche Erfahrungen, wenn es ihm schlecht geht - er den Boden unter den Füssen verloren hatte. Wenn ein Mensch echte Probleme hat, braucht er mehr Zuwendung, Pflege als sonst, dann ist eine Bezugsperson mehr gefordert als sonst. Aus irgendeinem Grund hat sich im Erleben dieses Menschen die Überzeugung festgesetzt, möglichst wenig > auffällig < zu sein, um objektiv vorherrschenden Ärger nicht noch zu schüren. Gleichzeitig mussten sie wohl schon als Kinder, tapfer und ohne Tränen, mit Kummer und Schmerz umgehen. Um diesen Schwierigkeiten zu entfliehen wurde eine Art Überlebensstrategie entworfen, so gut wie möglich durchs Leben zu kommen. Ist das objektiv nicht möglich, hilft das Denken und Planen von angenehmen Ereignissen über diese Durststrecke hinweg. Ganz nach dem Motto: ich mache mich selbst glücklich.

 

L U S T 

      Dieser Mensch nimmt gewöhnlich in erster Linie die starken und sicheren Seiten seines Selbst wahr. Eine volle Beleuchtung dieser Seiten zeigt eine ausgeprägte und überentwickelte Bauchenergie. Das Lebensmotto: Ich bin stark und gerecht und trete für Schwächere ein. So ist dieses Selbstbild eine energievolle Außendarstellung. Die Unterscheidung zwischen gut und schlecht, zwischen Freund und Feind ist charakteristisch. Nuancen und Zwischentöne sind selten erkennbar. Der Freund wird beschützt, der Feind angegriffen. Diese Positionierung zeigt sich bereits in kleinsten Meinungsunterschieden.

      Zu den eigenen verletzlichen und schwachen Seiten findet dieser Mensch wenig Zugang. Sie sind sowohl nach außen, als auch vor ihm selbst abgeschottet. Ganz sensible Gefühle und Herzschwingungen werden sehr selten zugelassen. Eine tiefe Sehnsucht besteht in persönlichen Beziehungen darin, Dasein zu können. Platz zu haben, ohne einen Schutzpanzer. Das wird möglich, wenn gleichwertiger Respekt eingebracht wird. Je mehr sich nämlich dieser gutmütige Elefant im Porzellanladen emotional abschottet, je dicker seine Haut wird, desto größer der Scherbenhaufen. Eine realistische Sichtweise, wie andere durch sein Verhalten reagieren wird völlig blockiert. Das eigene mangelnde Einfühlungsvermögen wird zum Gewalttäter. Dieses starke Bewusstsein ist mit Sicherheit durch den inneren Schutzpanzer ausgeprägt. Die nach außen gerichtete Aufmerksamkeit soll ja gerade mögliche Bedrohungen rechtzeitig abwehren. Zu dieser Realisierung werden die Schwachstellen anderer außergewöhnlich wahrgenommen. Angriff ist die beste Verteidigung, bevor eigener Schaden entsteht. Solange die Außenwelt unter Kontrolle ist funktioniert die Abwehr perfekt. Daher ist auch Kontrolle, was nichts mit Neugier zu tun hat, ein zentrales Thema, weil mit ihr die Machtposition gesichert werden soll. Durch Logik und Scharfsinn über das Für und Wider sind seine Schlussfolgerungen allgemein gerecht und genau. Doch die Neigung, nach persönlichen Schattierungen und gefühlsmassigen Verwicklungen zu forschen ist selten festzustellen. Tatsachen und diese allein genügen ihm. Eine tiefe Durchdringung und Erkenntnis zum besseren Verständnis, würde nur sein klares Bild das er hat, trüben. Tiefgreifendes Untersuchen liegen ihm nicht. Dadurch entstehen unweigerlich Schwierigkeiten, weil das Verlangen anderer, wirklich verstanden zu werden, nicht erkannt wird.

      Durch das Nichtspüren von Herzensbedürfnissen vertritt ein Mensch mit dieser dominierenden Leidenschaft die Ansicht, auch keinen anderen Menschen wirklich zu brauchen. Eine Kontaktaufnahme erfolgt kaum für sich selbst, sondern für andere oder gegen andere. Zur grundsätzlichen Verfügung stehen zwei Strategien:

1. Personen die als schwächer, feinfühliger oder schutzbedürftiger angesehen werden. Hier wird der starke Arm gereicht durch Halt und Schutz.

2. Bei gleichwertig eingeschätzten Personen kommt die lustbetonte kämpferische Leidenschaft zum Einsatz. Hier zeigt sich die ganze Härte und Strenge mit dem Willen zu dominieren.

      Wer eine emotionale Pflege nicht vornimmt, wird eine besonnene Lebensführung kaum integrieren können. Kooperation ist in diesem Sinne unterentwickelt und dieser Mensch wird wo immer er kann, in seiner eigenen Selbstherrlichkeit den Mitmensch zum Objekt machen wollen. Seine eigene Urheberschaft an Streit, Ärger und wechselseitigen Anfeindungen sieht er selten. Doch gut zu beobachten sind die eindeutigen, eigenen persönlichen Grenzen. Auch dadurch ist eine emotionale Verletzbarkeit durch andere sehr reduziert. Mühe hat dieser Mensch mit den Grenzen und Gefühlen anderer, wenn diese nicht deutlich gezeigt werden. Wenn einmal keine lustvolle Kampfsituation gegeben ist, herrscht seine Fähigkeit zur Beobachtung: er ist gutmütig. Durch geleistete Unterstützung, will er dann durchaus von Großzügigkeit sprechen. Das Macht- und Kontrollthema kommt im Kontakt mit anderen unübersehbar an, was unbestritten intime Beziehungen erschwert. Oft zeigt sich dieses Verhalten durch Provokationen und Anheizen von heiklen Situationen. Das kann recht unangenehm werden, denn es geht darum, seine lustvolle Position Macht zu beherrschen. Ein gut gemeinter Vorschlag des Beziehungspartners, er möge sich doch bitte nicht so ereifern und aufregen, wird mit der Antwort schlicht zerstört: ich rege mich niemals auf, dafür sorgst du immer!

      Das ist die harte Schale dieses Menschen, der weiche Kern dahinter zeigt sich nur dann, wenn eine Vertrauensbasis aufgebaut wird. Eine gewisse Sicherheit muss vorliegen, um standzuhalten ohne Fixierung oder Starrheit. Standhalten bedeutet in diesem Sinne, sich nicht von Meinungen hin- und her reißen zu lassen, sich nicht verwirren zu lassen. Immer zu wissen, wer man ist. Dieses Unterscheidungsvermögen, in jedem Moment bewusst. Zu wissen was geschieht, ohne dabei Angst zu haben, nicht freundlich genug oder sympathisch anzukommen, ist lernbar.

      Es ist ein großer Fehler unbedingt Anerkennung zu suchen, immer von seinen Mitmenschen geliebt werden zu wollen. Denn wer geliebt werden möchte, ist oft zu schnell bereit, die Wirklichkeit aus den Augen zu verlieren. Eine Täuschung als Täuschung zu erkennen, bei der Wirklichkeit zu bleiben, ohne vor ihr zu fliehen wird somit sehr nützlich. Nun wird sicherlich besser verständlich, wie schwierig seine Problematik ist, wenn sein praktiziertes Vermeidungsverhalten durch andere gestört wird. In keiner Weise soll der Eindruck erweckt werden, dass diese Betrachtung nur auf rationaler Ebene stattfinden darf. Ein vielfältiger Austausch zwischen emotionalen und rationalen Vorgängen sind für diesen Menschen notwendig. Sehr wohl geht es um Fragen, warum lebe ich, was ist wahre Liebe, wer bin ich, über Sinn und Ziel des Lebens. Wenn seine Bauchenergie über die Vernunft herrscht bedarf es der Einheit als Basis. Einer Einheit von Körper und Geist, aus der Mitte seines Selbst heraus. Sein innerer Kern weiß in jedem Augenblick, welche Nahrung seine Einheit braucht. Kommt jeder Teil in jedem Augenblick zu seinem Recht, hört die innere Zwiespältigkeit und Zerrissenheit auf. In diesem Moment kann das Bewusstsein sich selbst und den anderen erkennen, so wie die Verhältnisse wirklich sind.

 

T R Ä G H E I T

 

      Ein Mensch, dessen Haltung dem Leben gegenüber durch Trägheit gekennzeichnet ist, hat immer hohe Erwartungen an sich und seiner Umwelt. Seine Betrachtungsweise einer idealtypischen Abstraktion zeigt jedoch nur eine individuelle Seite der Realität. Trägheit hat wie andere Leidenschaften auch, unterschiedliche Erscheinungsformen. Sie reichen von Ängstlichkeit, Mutlosigkeit bis zur Unbeweglichkeit. In diesen Formen wird das eigenständige Denken vernachlässigt und anderen überlassen. Sein echtes Gefühlsleben ist stark gedämpft, weder äußere noch innere Erlebnisse bringen ihn aus seiner Ruhe. Diese Leidenschaft ist nur schwer zu erregen, und zu etwas zu bewegen. Seine Ruhe und Behäbigkeit lassen ihn meistens auch unauffällig erscheinen. Selten ist ihm selbst seine Entschlussunfähigkeit und Lässigkeit unangenehm. Er besitz doch Größe genug, um sich selbst zu beherrschen und damit über die menschlichen Schwächen zu lächeln. In dieser Haltung offenbart sich deutlich ein Stück Flexibilität an Mitgefühl eines bequemen Genießers oder stillen Gemütsmenschen.

      Die Grundüberzeugung dieses Menschen: wenn ich mein Eigenes zurückhalte, kann es keine unangenehmen Probleme mit anderen geben, um anstrengende Mühe aus dem Wege zu gehen; denn sie lohnt sich nicht! Er kann der eigenen Kraft und Stärke nicht instinktiv richtig folgen. Sein Autonomiethema soll scheinbar dadurch gelöst werden, dass er sie aufgibt. Zwar ist sich dieser Mensch seiner Bedürfnisse und Wünsche oft bewusst, kann sie jedoch nicht nach außen tragen, er fühlt sich geradezu ausgelastet durch die ganz persönlichen Sorgen seiner leiblichen Genüsse. Je intensiver er sich jedoch mit seiner Gedankenwelt beschäftigt ist zu beobachten, wie bescheidener seine Realität aussieht. Seine Identität zieht er einzig aus seinen Vorstellungen und nicht aus dem lebendigen Austausch mit seinem Umfeld, die ihm Anerkennung und Bestätigung, als auch Korrektur seiner Auffassungen einbringen könnte. Die größte Schwierigkeit besteht für ihn darin, zu sagen: ICH will...! Dadurch entsteht ja möglicherweise ein gedachtes Risiko, dass sich andere gegen ihn stellen könnten, was ihn peinlich wäre und sehr beschämen würde. Dann wird sein Selbstbild eines höflichen und friedfertigen Menschen der niemanden etwas böses will angegriffen. Er hütet sich ängstlich vor bedrohlichen Konflikten außerhalb seiner Idylle.

      Es ist eine Neigung zu beobachten, dass er sich selbst herabsetzt und alle anderen wichtiger nimmt als sich selbst. Auch fremde Meinungen und Gedanken scheinen ihm oft wichtiger zu sein als die eigenen. Durch ein gutes Einfühlungsvermögen geht oftmals der eigene Standpunkt im Dialog verlustig, denn im Widerstand spürt sich dieser Mensch am deutlichsten. Wenn er unter Druck gerät oder andere etwas von ihm wollen, was er nicht will, kann er seine ganze Energie in eine passiv- trotzige Abwehr stecken. Nicht selten, wenn dieses innere Bollwerk aufgebaut ist, folgt sogar augenscheinlich seine Trägheit und er bewegt sich kaum von der Stelle. Er wird träge für Eroberungen unbekannten Terrains und verharrt lieber beim Althergebrachten und Gewohnten.

      Im Kontakt ist dieser Mensch in der Regel der passivere Teil. Er lasst andere auf sich zukommen und überlässt anderen gerne und zuvorkommend die Initiative. Die Angewohnheit andere entscheiden zu lassen hinterlasst ihm ein gutes Gewissen, wenn hinterher nicht alles klappt. Dann ist sein Argument: Du hast ja die Entscheidung getroffen, nicht ich! Dennoch identifiziert sich dieser Mensch mit großem Einfühlungsvermögen und kann absolutes Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche dem anderen entgegenbringen. Die Identifizierung kann so optimal sein, dass er die Empfindungen des anderen im wahrsten Sinne des Wortes selbst spürt, als wären es die eigenen. In solchen Momenten gibt es auch keine Grenzen oder Abgrenzungen mehr zwischen ICH und DU, es entsteht Harmonie, Ruhe und völlige Entspannung.

Wird jedoch sein Eindruck erweckt, der andere will ihn vereinnahmen, kann große Wut entstehen. Dann explodiert aufgestaute, zurückgehaltene Bauchenergie. Doch zeigt sich diese Reaktion selten sofort verbal. Zumeist äußert sich die Wut in passivem Widerstand. Die Sehnsucht nach Eigenständigkeit und die Befürchtung übergangen zu werden ist groß. Der eigenen Trägheit zum Trotz möchte dieser Mensch wichtig genommen werden, was auch tatsächlich passiert, er jedoch unter dem Einfluss von Bedrückung (Drang von außen) nicht empfinden kann. Doch sein eigener Trotz bremst jeden Schwung und jede Dynamik. Seine Aktivitäten werden zu einer verführerischen Scheinaktivität. Ähnlich motiviert ist auch die Haltung, sich als Opfer der Umstände zu sehen, wenn garantiert die eigene Willenskraft mit allen guten Vorsätzen bislang nicht ausgereicht hat. Diese heftigen Affekte erschüttern diesen Mensachen, was ihn veranlasst, entstandene Probleme unter den Teppich zu kehren, statt in vertraulichen Gesprächen um eine akzeptable Lösung für alle zu ringen. Somit bringt er sich selbst um die Erfahrung in komplizierten Lebenssituationen ein befriedigendes Erfolgserlebnis zu erzielen. In der Hoffnung, dass Geschehnisse ja Zeit haben, dass sie sich durch Liegenlassen vielleicht von selbst erledigen, wartet er erst einmal ab. Gelingt es ihm, nur lange genug zu warten bis andere dann tätig werden, bekommt er in seiner Erwartung- und Anspruchshaltung wieder Bestätigung und sicheren Auftrieb. Seine Tendenz, ganz realen Anforderungen auszuweichen wird zum charakteristischen Merkmal. Er wird nimmer träge im Erfinden kleiner Ausreden, die erklären, warum dies oder das nicht mehr zu machen ist. Auch glaubt er an seine Entschuldigung ernsthaft, und ist immer wieder höchst verwundert, dass er sie benötigt, denn in seiner Gedankenwelt sind ja seine Taten bereits vollbracht. Solange er sich die Ausflucht von: das könnten wir ja machen, doch... erhält, bewegt ihn ein Allmachtsgefühl, gegen das jeder reale Vorschlag verblassen muss. Es schließt sich hier ein Widerstreit von Machttäuschung einerseits und Unwissenheit auf Grund fehlender Erfahrung andererseits. Beide Komponenten stehen in Proportion zueinander: je geringer seine Erfahrung durch Übung - desto umfassender seine Erwartungshaltung. Wahrscheinlich ist, dass solche Erwartungshaltungen tatsächlich aus den eigenen Ansprüchen stammen.

      Diese Gedankenwelt ist nicht vorstellbar, ohne ständig neue Nahrung. Sie kann nicht aufrechterhalten werden, wenn die kontinuierliche Absicherung im gedanklichen System der Phantasie fehlt. Der von Trägheit geleitete Mensch sagt sich: So hektisch zu sein wie andere ist nicht gut, ich bin viel gemütlicher; ich schone mich lieber, damit ich nicht krank werde. Eine Unterstützung dieser Einstellung kann auch durch Umwertung seiner Eigenschaften erfolgen. Er schätzt sie dann als Tugend ein, wie beispielsweise Bescheidenheit. Für ihn ist es weit sicherer und bequemer, gar nichts zu fordern oder zu wünschen, ganz und gar anspruchslos zu scheinen und bei seinen Mitmenschen sogar als sittsam zu gelten. Seine Inaktivität ist besonders dort zu finden, wo der Ausgang einer Angelegenheit eventuell seine Schwächen ans Licht bringen könnte. So mag sein Leben vielleicht überschaubar sein, doch die eingeengte Sichtweise wirkt sich auf Dauer lähmend aus. Das kann zur Folge haben, dass dieser Mensch seine Zuflucht zu immer neuen Konsumgütern, Zeitungen und Fernsehen nimmt, um dem täglichen Einerlei zu entkommen. Durch Vermeidung liebender Zuneigung verkennt er seine vermiedenen, wahren Bedürfnisse nach Zuwendung. Aus seiner Erwartungshaltung geliebt zu werden, kann es auch passieren, dass er sich erlebnishungrig in Abenteuer stürzt. Doch dauerhaftes Glück kann nicht auf direktem Wege erzielt werden. Es ist ein qualitatives Nebenprodukt einer konstruktiven Entwicklung. Glück ist eine Zugabe für eine gelungene Selbstverwirklichung, was zusammengefasst als Liebe bezeichnet werden kann.

      Die Fähigkeit sich und andere zu lieben entscheidet über die Organisation des ganzen Lebens. Erst ein ausgeglichenes Verhältnis von Aktivität und Bequemlichkeit kann zur Lösung innerer Spannung führen. Der Unterschied besteht zweifellos vom manifesten Verhalten der Aktivität, das auf direktem Weg zur Befriedigung gelangt, und dem Umweg über die Phantasie, indem sich das passive Ich in der eigenen Vorstellung bereits an das Ziel seiner Wünsche versetzt. Diese Feststellung weist auf eine Kontinuität hin, welche der zentralen Begrifflichkeit von Gemeinschaftsgefühl wenig entspricht. Der träge Mensch mit dumpfer Abwehr und passiven Widerstand erlebt oft keine Aussicht mehr, seine Wünsche zu erfüllen und verzichtet buchstäblich auf sie. Die Freuden des Lebens werden zum Tabu gemacht. Auftretende Schuldgefühle werden unbewusst vermieden, weil sie sich kaum dauerhaft ertragen lassen. Er verschanzt sich hinter seinem Trotz und seiner Ruhe. Letztendlich erfolgt überhaupt keine Reaktion mehr auf ursprüngliche Anregungen oder Bestrebungen. So erhält er sich eine starke Zartnervigkeit und Leidensfähigkeit hinter einem dicken Panzer der Abwehr. Ein besonderer Kreislauf entsteht: er benimmt sich anders, ist besonders vorsichtig, ängstlich, hilflos anzusehen, zurückhaltend. All das empfindet dieser Mensch und noch Furchterregender erlebt er diese veränderte Lebenssituation. So wird sein Hang zur Passivität zunehmend bejaht, was zur echten Trägheit führt. Doch Mitmenschlichkeit ist die existenzielle Grundlage, wie jedermann seine Lebensaufgaben bewältigt. Erst der vorurteilsfreie Kontakt mit allen Mitmenschen führt zum Urvertrauen und Kooperationsfähigkeit kann sich entwickeln.

 

P R I N Z I P I E N

Z U R   L E N K U N G   V O N   G E F Ü H L E N 

      Das menschliche Bewusstsein ist die bloße Oberfläche unseres Geistes. Diese Oberfläche glauben wir gut zu kennen, doch viel wichtiger ist der Untergrund. Im bewussten, oder unbewussten Verstand lagert der Wille. Er ist die beharrlich begehrende Lebensenergie, die Urtätigkeit des menschlichen Verlangens. Manchmal scheint der Verstand den Willen zu leiten. Nichts ist verdrießlicher, als sich mit Beispielen und Veranschaulichungen zu verausgaben, sich aller Mühe wahrer Überzeugung hinzugeben, um letztlich festzustellen, dass der Zuhörer gar nicht verstehen will! Demnach haben wir es mit seinem Willen zu tun, und die eigentliche Logik hat wenig Nutzen, weil mit ihr keine Überzeugung möglich wird. Die Logik kann sozusagen nur als Empfänger von Informationen dienen. Für Überzeugungen ist ein eigenes inneres Interesse, der Wille entscheidend. Der Wille ist so weit zu fassen, dass er Vorgänge des eigenen Strebens bedeutet und durch persönlichen Antrieb auf ein Ziel gerichtet ist. Im engeren Sinne ist der Wille ein seelischer Vorgang, durch den, oft auch gegen alle Widerstände, die Verwirklichung gesetzter Ziele bestimmt wird. Dem Wesen nach, lasst sich der Wille auf keinen anderen seelischen Vorgang zurückführen und ist in seiner Funktion eine eigenständige Tatsache. In der Konstellation dieses Konfliktes, bei der Begegnung mit Widerständen der Innen- und Außenwelt, beginnt die Entwicklung des Willens.

      Es ist nicht die Bestimmung des Verstandes (dafür ist er nicht geschaffen) über das wahre Sein der Dinge zu entscheiden; denn diese Zuständigkeit liegt im Willen. Allein was dem Bewusstsein Einheit und Harmonie gibt, ist der Wille. Er kann alle Vorstellungen und Gedanken zusammenhalten. So unterliegen auch charakterliche Eigenschaften, Leidenschaften der willentlichen Bedürftigkeit, und nicht dem Verstand. Der Wille offenbart sich in zusammenhängenden Zwecksetzungen und Stellungnahmen. Bei einer willentlich richtigen Entscheidung ist das >> Herz << dem >> Kopf << vorzuziehen, weil es sich nichts ausgeklügelt hat. Das > gute Herz, der gute Wille < ist verlässlicher, treuer und tiefer, als ein > > kluger, scharfsinniger Kopf <<. Wille ist das Wesen des Menschen. Ist der Wille auch das Wesen des Lebens? Selbstverständlich ist der Wille, der Wille zum Leben, zum Maximum des Lebens. Das existentiell kostbarste ist das Leben ! Dieses Begehren ist unendlich geradezu vollkommen. Der Wille möchte immer mehr greifen als er halten kann. Auf jeden befriedigten Wunsch entfallen mindestens zehn unbefriedigte. Das zeigt sich in der Sinnlosigkeit des Verlangens nach materiellen Gütern. Manche sind der Meinung, sie können ihren Willen vollkommen befriedigen, wenn sie vermögend und gesellschaftlich gut anerkannt sind. Geld allein wird zum absolut besten Bedürfnis. Ein Leben jedoch das dem Geldwert dient ist nutzlos, ohne Wille es in Glück umzuwandeln. Das ist nämlich eine Kunst die Weisheit erfordert.

      Der ideale Lebenszweck muss erkannt und verstanden werden. Tausendmal mehr bemüht sich der Mensch um Gelderwerb, als um Geistesbildung zu erwerben. Doch ganz unbestritten: Kein Reichtum, sondern Weisheit ist die richtige Lebensentscheidung. Das Ignorieren dieser Tatsache kann gelegentlich die Antwort vom Intellekt sein. Er versagt den Gehorsam in dieser Hinsicht, dem Verlangen des Willens. Bei solchen Anlassen wird die Verschiedenheit von Intellekt und Wille sehr kenntlich, und macht seine Herrschaft noch besser verständlich. Aus dieser Doppellherrschaft entwickelt sich eine gewisse Gleichgültigkeit, mit welcher mancher Mensch die für ihn wichtigste Entscheidung, einer eigentlich unnötigen Entscheidung vorzieht. Verachtenswürdigste Wagnisse aller Art, überhaupt Dinge, gegen welche sich sein ganzer Wille empört. Doch diese Macht des Verstandes lasst sich ja vorsichtig korrigieren. Durch Erkenntnis werden die eigenen Begierden, Leidenschaften gemäßigt oder auch beruhigt, wenn vorangegangene Umstände zu einem besseren Ergebnis führen sollen. Wie mit den äußeren notwendigen Umständen, so mit der inneren Notwendigkeit versöhnt nichts so fest miteinander, als eine deutliche Kenntnis derselben.

      Im Vergleich zu Erfolgen werden Niederlagen schnell vergessen. Das Gedächtnis ist der Energieträger des Willens. Viel, viel öfter irren wir zu unserem Vorteil, als zu unserem Nachteil und ganz ohne die mindeste unredliche Absicht. Selbst der Unverständigste wird scharf in seinem Verstand, wenn es um sehr angelegene Objekte seines Willens geht. Im Allgemeinen wird der Intellekt durch Gefahren entwickelt, oder durch Notsituationen. Doch bleibt er immer den Begierden als Mittel zum Zweck untergeordnet, im Bemühen den Willen auszuschalten, wodurch weitere Widersprüche entstehen. Niemand ist mehr Irrtümern unterworfen, als jene, die ständig alles aus reiflicher Überlegung tun. Der Verstand ist und bleibt der Minister des Auswärtigen, um den individuellen Willen zu dienen. Seine Aufgabe liegt in der schöpferischen Leistung zur Erkenntnis der Dinge, bis sie Beweggründe des Willens werden können. In seiner lenkenden Funktion erstreckt sich der Wille auf geistige Vorstellungen und das Denken. Überlassen wir uns der Eigenständigkeit unserer Vorstellungen und Gedanken, entsteht eine Unmenge von Einzelinhalten, die ständig aus der Tiefe des Unbewussten frei auftauchen oder durch Anregung von Außen assoziativ ausgelöst werden.

      Die durch den Willen geordneten Vorstellungen hingegen, vollziehen eine Auswahl an Gedanken in Richtung auf ein bestimmtes Ziel. Der Wille vermag es zu bestimmen, wieweit die Verhaltensantriebe der Strebungen und Gefühle für die Lebensführung- und Gestaltung wirksam werden. Auch hier entfaltet sich der Wille als Störungsstelle des seelischen Lebens, denn die Verwirklichung des von ihm akzeptierten Zieles soll sich gegen alle anderen Antriebsregungen und äußeren Widerstände durchzusetzen. Demnach treten verschiedene Antriebe in Konkurrenz miteinander und der Wille hat zu entscheiden, welcher verwirklicht werden soll. Hier unterscheidet sich deutlich die eigentliche Willenshandlung von der Impulshandlung. Nämlich die Bewusstmachung und Fixierung des Zieles, was als Vorsatz bezeichnet werden kann.

      Keineswegs muss das gewählte Ziel in jedem Augenblick des Handlungsvollzugs vorstellungsmäßig gegenwärtig sein, denn das einmal fixierte Ziel wird durch die intime Verinnerlichung wirksam, und wird zur Leitlinie unseres Verhaltens. Selbst wenn die Willenshandlung für kürzere oder längere Zeit durch Unterbrechung unwirksam werden kann, taucht sie wieder auf, um letztlich Verwirklichung zu finden. Das kann sogar völlig unbewusst und ohne Vorsatz auftreten. Als tatsächlichen Vorsatz erweist sich ein Ziel erst dann, wenn es Verwirklichung erfährt. Bleibt es hingegen als Vorstellung im Erleben, ohne im Wollen praktiziert zu werden, sind es bloße Wünsche oder Phantasien. Der Zentralpunkt jeder Willenshandlung kann mit recht als >> Willensruck<< bezeichnet werden. Er ist die Bündelung aller psychosomatischen Energien. In dieser Konzentration dürfen wir von der konkreten Organisation des praktischen Handelns sprechen. Dies bleibt immer der komplizierteste Fall einer Wahlhandlung. Mit der Entscheidung erhält das Motiv unseres Handelns eine bestimmte Profilierung. Dabei ist unser Motiv, das wir in der Entscheidung dem Handeln zugrunde legen, nicht tatsächlich immer das Nützlichste. Wenn wir ein Motiv unserer Handlungen anerkennen, so ist es vorstellbar, dass wir uns über den wahren Zusammenhang täuschen. Es ergibt sich die Frage, ob der Wille schon bei der Wahl einer Entscheidung, durch die die Konkurrenz der Motive zum Abschluss gebracht werden dürfen, wirksam ist? Psychologisch betrachtet handelt es sich bei dieser Frage um die > Willensfreiheit<. Im Hinblick auf den Vorgang zur Wahl von Entscheidungen für den Willen, gibt es nämlich zwei Möglichkeiten:                                                                                

    A - die Entscheidung als Konkurrenz der Motive im Verhältnis zu den verschiedenen Möglichkeiten des Verhaltens beruhen lediglich darauf, dass ein bestimmtes Motiv durch Überlegung der Folgen der zur Wahl stehenden Verhaltensmöglichkeiten, ihrer Zweckmäßigkeit und auch Vertretbarkeit in einem hohen Masse gestärkt wird, und sich gegen andere durchsetzt. In diesem Fall kann der Wille nur dem stärksten Motiv zur Verwirklichung verhelfen. Er hat lediglich eine ausführende, organisatorische Funktion. Im konkreten Bezug auf diese Entscheidung ist der Wille unfrei, weil durch die Antriebserlebnisse eine Entscheidung getroffen wird.

      B - als Innenminister entscheidet der Wille gleichsam über die konkurrierenden Motive. Der Wille gibt dem einen, wie dem anderen Motiv den Vorzug. Er bestimmt völlig souverän in Freiheit, was im wirkenden Verhalten passiert, oder geschehen soll, und hat somit konkret Einfluss auf Zustände und Tatsachen unseres Lebens. Dies ist die höchste Form der Willenshandlung, um eine möglichst große Vielseitigkeit von Gesichtspunkten zu erschließen.  

Wenn wir festhalten, dass Entscheidungen zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten keine Sache des Willens ist, sondern seine Funktion auf die Durchführung einer durch Antriebe selbst getroffenen Entscheidung wirksam wird, wenn wir sagen, ein jeder handle so, wie es ihm von seinen Antrieben zugeordnet wird, dann können wir auch sagen, dass der Begriff Verantwortung jegliche Berechtigung verliert. Dann wird nämlich unser Gewissen als Träger der Verantwortung zu einer Fiktion, welche die wirklichen Verhältnisse ins Gegenteil verkehrt.

    Das Gewissen appelliert immer am Willen, sofern er als frei gesetzt wird - sowohl vor einer Tat als auch nach ihr. Dieser Appell hat seinen Nutzen und Sinn; wenn alle denkbaren Möglichkeiten ausgeschöpft werden, das eine als auch das andere zu tun. Ohne Anweisung des Gewissens bleibt der Wille untätig. Jede Wahlhandlung hat ja in seinem Vorstadium eine Konkurrenz der Motive, welche erst durch einen gewissenhaften Entschluss beendet werden.

So hängt zunächst einmal jede Willensartung vom Gewissen ab, und von der Fähigkeit sich zu entschließen. Wie wichtig die Frage nach Entschlussfähigkeit ist, wird durch die Tatsache erhellt, dass es Menschen gibt, die deshalb wenig konstruktiv handeln, weil sie zwischen den Möglichkeiten der Lebensführung und Lebensgestaltung zu wählen keine Erfahrungen realisieren wollen. Es fällt ihnen schwer den Akt der Wahl von sich aus zum Abschluss zu bringen. Das ist der Grund, gerade diesen Akt immer wieder hinauszuschieben. Sie verhaaren lieber im Schwebezustand der der Entschlusslosigkeit.

     Aus dieser Verlegenheit heraus werden Entscheidungen von äußeren Dingen abhängig gemacht. Oft ist zu beobachten, dass gerade diese Menschen durchaus konsequent und nachhaltig sind. Sie zeigen die Bereitschaft für Anstrengungen  in ihrer persönlichen Zielverfolgung. Wenn ihnen die Schwierigkeit an Entscheidungen durch andere abgenommen wird, steigert sich ihr Wohlbefinden erheblich. Dadurch ist die Wirksamkeit ihres Willens unterbrochen. Dieser Mensch ist in Wirklichkeit unfrei!

Finden wir bei Menschen ein Unvermögen sich zu entscheiden, um zu einer einheitlichen Haltung zu gelangen, wird für ihn von besonderer Bedeutung, sich darüber klar zu werden, ja zu wissen, dass seine Beschlussunfähigkeit keine charakterliche Eigenschaft ist, sondern auf strukturell verschiedene Wurzeln zurückzuführen ist.

   Eine dieser Wurzel liegt im Bereich seiner Strebungen oder Wünschbarkeit seines Daseins. Jeder Entschluss fordert jedoch Opfer an Möglichkeiten. Die Handlung tritt durch die Macht eines entscheidenden Beweggrundes aus der Fülle des Lebens in die Einseitigkeit. Wie sie auch ausfällt, zeigt sie immer nur einen Teil unseres Wesens.

Am Anfang seines Lebens ist der Mensch mit Weitgespannten Möglichkeiten begabt. Nur durch die dehnbaren Grenzen seiner ererbten Anlagen ist seine Entwicklung beschränkt.

      In jedem Augenblick muss er eine Wahl treffen, und jede Wahl des Augenblicks verhindert eine andere Möglichkeit. So beinhaltet jede Wahl mehrere Wege, die als Lebensweg offen stehen. In potenzierter Bedeutsamkeit wird diese Wahrheit in der Wahl von Freunden und des Lebenspartners erlebt. Sich entschließen bedeutet immer ein Verzicht. Je mehr ein Mensch nicht zu verzichten bereit ist, so vielfältiger sind seine Strebungen. Sie wollen das eine tun, und das andere wollen sie nicht lassen. Letzten Endes wissen sie gar nicht mehr, was sie tun wollen und drehen sich im Kreis ihrer Vorstellungen des Möglichen und Wünschbaren. Sie wollen sich der Erkenntnis der gesetzten Forderung des Verzichtes entziehen, das dem zu Entscheidungen notwendigen Wesens untersteht. Je mehr diese wirksamen Strebungen in Konkurrenz oder Widerstreit stehen, um so geringer ist die Aussicht, die zur befriedigenden Entscheidung führt. Es gibt wohl nichts traurigeres, als ein unentschlossener Mensch, der zwischen zwei Empfindungen schwebt, zu gern beide vereinen möchte und nicht begreifen will, dass nichts beide vereint als der ständige Zweifel. Seine eigene innere Spannung ist es, die ihn peinigt und beunruhigt, mit allen vorstellbaren Konsequenzen.

Ein weiteres Übel ist genau an der Wurzel zu lokalisieren. In einer Art von Scheu, Verantwortung und ein vollkommenes Risiko zu übernehmen ist dieses Übel zu beobachten. Die meisten Entscheidungen schließen Risiken niemals aus. Sie zu ergreifen setzt Mut zum Wagnis und die daraus zu entwickelnde Verantwortung voraus. Das bedeutet auch Vertrauen in die eigene Kraft zu setzen. In jedem Fall werden stets alle entscheidenden und wertvollen Handlungen ohne Sicherheit getan! Es gehört sehr wohl zur Eigenart dieser Menschen, sich immer mit Bedenken über den Ausgang und den möglichen Folgen in Form von Zweifel über Recht und Unrecht seines Tuns zu äußern. Klar wird, dass dadurch schon der Boden untergraben wird, auf dem allein ein Entschluss wachsen kann. Dazu gehört gewisse Unbedenklichkeit, die sich kaum damit aufhält, nach Sicherheiten oder Misserfolgen zu fragen. Ein Handelnder bleibt nämlich immer wissendlos, denn er vergisst das Meiste. Während seines Tuns kennt er nur ein alleiniges Recht, ein Recht für das, was im Augenblick werden soll. Zum Handeln gehört vergessen, wie zum Leben nicht nur allein Licht gehört, sondern auch Dunkelheit. Erst ein Überlegen von vielen Eventualitäten schwächt seine Entschlusskraft.

      Auch ist im Bereich des eigentlichen Lebensgefühls eine Wurzel der Unentschlossenheit zu erkennen. In Folge einer gedrückten Lebensstimmung ist der Wille nicht nur insofern geschwächt, dass eine allgemeine Wertverarmung von Antrieben vorliegt, sondern auch dadurch, dass die Vorstellung der Schattenseiten des Lebens, des subjektiv möglichen Unglücks, der Aussichtslosigkeit, der Sinnlosigkeit jeglicher Initiativen, den Menschen in die Unentschlossenheit absacken lasst. Denn alle Wahrnehmungen, Vorstellungen und Gedanken sind an der Realisierung eines im Entschluss gesetzten Zieles wesentlich mitbeteiligt. Die vom Willen geleistete Regulation und Organisation der Wahrnehmungen erweist sich in einer Art willkürlichen Aufmerksamkeit. Erst von der inneren Willenshaltung lasst sich Festigkeit und Entschlusskraft bestimmen, die als endgültig und unwiderruflich gesetzt werden kann.

Wenn in dieser Weise zwischen Leichtigkeit des Entschlusses, welche durch die Entschlussfähigkeit eines Menschen bestimmt wird, und seiner Festigkeit unterscheiden, so ist dieser Vergleich keine Haarspalterei. Dort wo eine Wahl vollzogen wurde, sind noch keineswegs alle Akten geschlossen, abgelehnte Motive durch aus nicht endgültig außer Kraft gesetzt, weil die Möglichkeit des Versuchs besteht, den Fortgang des beschlossenen Handlungsvollzugs zu stören. Oft sind Entschlussfähigkeit und Entschlossenheit, Entschlussunfähigkeit und Wankelmut charakteristisch miteinander verbunden. Doch gibt es Menschen, die sich zwar rasch entscheiden, ohne letzte Endgültigkeit und Unwiderruflichkeit ihrer Entscheidung. Andererseits gibt es Menschen, welche sich schwer entschließen, dann jedoch mit aller Konsequenz zu ihrer Wahl stehen.

Das Bild eines entschlossenen Menschen zeigt in seiner Lebensführung und Lebensgestaltung eine gewisse Geradlinigkeit. Er ist wohl aus diesem Grunde eher wenig geneigt, nachgiebig zu sein und zu verhandeln. Er geht seinem Ziel gerichteten Weg unbeirrbar, ohne eigentlich nach rechts oder links zu blicken. Der Wankelmütige hingegen, egal ob er seine Wahl rasch und leicht oder nach Phasen des Zögerns getroffen hat, sein Weg ist immer eine Zickzacklinie. Er ist den Einflüssen gegenüber, die sein Handeln motivieren können unsicher. Er selbst leidet unter seinen schwankenden Entschlüssen oft sehr.

 

E R L E B N I S F Ä H I G K E I T

Wir Menschen unterscheiden uns nicht nur hinsichtlich unserer einzelnen Gefühlsregungen, sondern auch in Merkmalen ganz formaler Art, wie Erlebnisfähigkeit, Ansprechbarkeit des Erlebens und der Erlebnistiefe.

Es steht außer Frage, dass Gefühlsregungen nicht nur äußerer Anlässe (Begegnungen) bedarf, sondern immer eine gewisse Fähigkeit, ja seelische Kraft zur Voraussetzung in sich trägt. Diese seelische Potenz dient dazu, sich zu freuen oder auch zu ärgern, etwas zu lieben oder zu hassen. In dieser Bedeutung wird die Erlebnisfähigkeit sichtbar. Mit dem Begriff Erlebnisbereich werden spezifische Arten von Gefühlsregungen erfasst. Die Erlebnisfähigkeit beschreibt, wie ein Mensch (abgesehen von thematisch besonderen Gefühlsregungen) imstande ist, gefühlsmäßig zu reagieren, um überhaupt von Dingen und Ereignissen wertmäßig angesprochen zu werden.

Unempfindlichkeit, Gleichgültigkeit und Gefühlsarmut weisen in diesem Fall auf Dürftigkeit hin. Konkreter ausgedrückt bedeutet Erlebnisunfähigkeit = Gefühlsimpotenz und wird oftmals durch starke Lebenserschütterungen hervorgerufen, die dann eine relativ schleichende Leere des Werterlebens zur Folge haben. In diesem Sinn darf auch von einer Gefühlslähmung gesprochen werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, ob diese Art Unfruchtbarkeit der Gefühlsimpotenz dem Betroffenen zum Bewusstsein kommt oder sie als solche gar nicht wahrgenommen wird, weil mit der Erlebnisfähigkeit auch jeglicher Erlebnisdrang bereits versandet ist. Menschen mit dieser radikalen Gleichgültigkeit wissen wenig, was es bedeutet, in Geschehnisse der Innerlichkeit von Werten ergriffen und zum konstruktiven Handeln aufgerufen zu werden. Hier tritt der Fall ein, dass diese Menschen alle Ereignisse, mögen sie im Glück, der Lust oder in Gefahr zur Zerstörung zwischenmenschlicher Beziehung geeignet sein, diese mit immer derselben Egalität an sich vorbeiziehen lassen. Die gesamte persönliche Innerlichkeit, die als Intelligenz, Gedächtnis, Bewusstsein bezeichnet werden darf - diese Seite, welche die Außenwelt mit dem Verstand objektiv zu erfassen scheint, bleibt völlig isoliert. Der Verstand nimmt zwar die Bilder aus der Umwelt wahr, verschafft sich jedoch keine gefühlsdurchdringenden Werte, welche nicht nur im bloßen Sehen, Denken, Hören gestaltet werden. Die Innerlichkeit als Erlebnisgrund ist abgestorben.

Andererseits ist es auch möglich, dass zwar eine Unfähigkeit für Gefühlsregungen zugrunde liegt, dabei dennoch gerade so viel Bedürfnis nach Erleben ( als Drang ) vorliegt, das ausreicht, um gerade diese Unfähigkeit zu erfassen. In solchen Momenten der Wahrnehmung wird eine existentielle Bedürftigkeit bewusst, ein wahrgenommenes Gefühl der Gefühllosigkeit. Es sind Gefühle der Leere, keine Freude oder Schmerz zu empfinden, ohne Liebe zu sein, kein Glück zu haben, ohne innerliche Teilnahme oder eine Spur von Ergriffenheit zu erleben. Diese Formen von Gefühlsregungen sind für die Bearbeitung einer unteilbaren Objektivität wichtig. Wird dieser Mangel jedoch nicht eingestanden, wird er in Hilfsleidenschaften verkehrt. Ein Aspekt für einen Beweggrund dieser Art kann Kritik sein, welche sich grundsätzlich in abwertender Natur zeigt. Gleichsam kann Rache an den im Werterleben reicheren und fruchtbareren Mitmenschen genommen werden. Dieser Kausalität folgend, treten verständlicherweise eine Haltung grundsätzlicher Ironie und des Zynismus auf. Oft wird deutlich erkennbar, dass das Bewusstsein der eigenen Erlebnisunfähigkeit durch eine unglaubliche Arbeitsfülle, durch Haltsuchen an förmlichen Prinzipien ausgeglichen werden soll. Die Herabwertung anderer zeigt einen Geltungsdrang der auch das von Herzen kommende Mitgefühl klar ins Abseits drängt. Alle diese Unzulänglichkeiten dienen demonstrativ der Uninteressiertheit und Gleichgültigkeit. Wird dieser Mangel verdrängt und fortwährend verfälscht, ist die Folgerichtigkeit eine körperliche und geistige Erkrankun

In der Betrachtung individueller Erlebnisfähigkeit, darf dennoch auf einen ganz wesentlichen Unterschied hingewiesen werden. Bei manchen Menschen reichen geringfügige Anlasse für Gefühlsregungen aus, die demnach in großer Häufigkeit entstehen. Andere hingegen bedürfen stärkere Anlasse, damit in ihnen Gefühlsregungen ausgelöst werden. Gemeint ist ein Grad von Leichtigkeit in der Entstehung von Gefühlsregungen, gemessen an der Größe des Anlasses. Einer gerät schon in Betrübnis bei einer nur flüchtigen Begrüßung, ein anderer erst beim Fehlen derselben. Bildhaft gesprochen kann die Ansprechbarkeit des Erlebens mit der Entzündbarkeit verschiedener Stoffe verglichen werden. Der eine kommt leicht, der andere schwer zum Brennen. Durchaus ist es möglich, dass der schwer entzündbare Stoff, erst einmal brennend, viel heftiger brennt als der leicht entzündbare. Aus diesem Grund ist es auch enorm wichtig, die Erlebnisfähigkeit und Ansprechbarkeit des Erlebens auseinander zu halten, um nicht Menschen als erlebnisunfähig einzuschätzen, die lediglich stärkerer Anlasse zur Auslösung des Erlebens bedürfen und  dann um so stärker ergriffen sind.                                              

Eine Sonderform erhöhter Gefühlserregbarkeit ist allgemein als Empfindsamkeit bekannt. Diese erhöhte Ansprechbarkeit des Erlebens im Gefühlsbereich des Gemüts reagiert auf feinste Wechsel von Eindrücken. Wir dürfen von einem Ausgeliefertsein an die auf das Gemüt wirkenden Eindrücke sprechen, mit der Schlussfolgerung reiner Passivität des Ergriffenwerdens. Die erfahrbaren Erlebnisse wirken lediglich nach innen, ohne kraftvolle aktive Antriebe nach außen. Die Gefühlsregungen werden nicht umgesetzt in Handlungen. Der Begriff Empfindsamkeit ist neben der erhöhten Ansprechbarkeit immer eine nach innen wirkende Zartheit des Erlebens und hat eine gewisse Widerstandslosigkeit den Eindrücken gegenüber. Auch diese zu erkennen und bewusst zu bearbeiten, führt zu positiver Veränderung. Ein weiterer Gesichtspunkt für die Bestimmung des Erlebens ist der zentrale seelische Tiefgang. Wir können von Menschen mit tiefer und von solchen mit flacher seelischer Fähigkeit sprechen. Tiefe seelische Innerlichkeit wird zum gegenständlichen Horizont des eigenen Daseins und schafft einen Wertgrund auf dem der Mensch in seiner Existenz immer vor die Entscheidung gestellt wird: Entweder- Oder! Gerade diese Unbedingtheit fehlt Menschen flachen seelischen Erlebens. Ihre Werte können ausgewechselt werden, ohne das dabei eine innere Lücke zu hinterlassen. Ihr Wertegrund beruht gar nicht auf existenzielle Entscheidungen. Die Zentrierung auf einen Schwerpunkt der Innerlichkeit ist verlustig. Es zeigt sich eine gewisse Art von Flüchtigkeit und Zufälligkeit. Ein Charakter des Unbedingten ist nicht erkennbar. Daraus kann die Selbstverständlichkeit abgleitet werden, dass sie für Gefühlsregungen wie Liebe und Hass nicht fähig sind, weil dafür seelischer Tiefgang dient.

Ansprechbarkeit und Tiefe des Erlebens stehen zueinander in Abhängigkeit. Je tiefer eine Wertergriffenheit erlebt und verinnerlicht wird, desto geringer ist die Ansprechbarkeit des Erlebens. Verständlicherweise deshalb, weil ein außerordentlicher seelischer Verbrauch und eine Störung der persönlichen Wertebasis auftreten würde. Was folglich dann passiert, wenn durch eine hohe Ansprechbarkeit des Erlebens die ganze Persönlichkeit erfasst wird. Ein rascher Wechsel von Wertergriffenheiten in seiner ganzen Tiefe erfasst alle persönlichen Bereiche. Der Umkehrschluss besteht in der Tatsache, dass eine hohe Ansprechbarkeit des Erlebens mit geringer Tiefe verbunden ist. Das zeigt sich in momentanem Aufflammen und relativ schnellen nachklanglosen Verlöschen von Wertergriffenheiten. Umgangsprachig ist im Sinne flachen Erlebens wohl von Strohfeuer zu reden. 

Es gibt auch Menschen, bei denen Gefühlsergriffenheiten verhältnismassig leicht zur Auslösung kommen und ihre Persönlichkeit in voller Tiefe ergriffen wird. Durch geringste Anlasse werden sie durch die Wogen eigener Gefühlsregungen emporgehoben oder verbrennen in dergestalt im eigenen Feuer der Gefühle. Deshalb ist es notwendig im Hinblick auf das, was sich als Welt des Erlebens in den Gefühlsregungen erschließt, eine gewisse Wertehierarchie als Ordnung zu kennen. Denn ohne Zweifel ist es doch so: wir brauchen das Unterscheidungsvermögen zwischen Bedeutung - und Sinnwerten. Wie auf der Oberfläche eines Wassers, sich der hohe Himmel tiefer spiegelt als die Bäume des nahen Ufers, so treten die Sinnwerte in der Tiefe unseres Seins als Lebens- und Bedeutungswerte hervor. Wir erkennen ein ganzheitliches Bild. In diesem Aspekt liegen die Erlebnisbereiche des Gemüts und des Gewissens, in denen die Sinnwerte verankert bleiben, viel tiefer als die Erlebnisbereiche mit den Lebens- und Bedeutungswerten. Strebungen und Gefühlsregungen, all diese Prozesse, Ereignisse, Akte verlaufen zwischen einer gegenständlichen Welt und einer individuellen ungegenständlich- inneren Mitte als Lebensträger. Erst in einem gewissenhaften Dialog können sie sich als vollkommene Einheit erweisen. Aus diesem Sinnverständnis wird die Verwirklichung des Über- sich- hinaus- seins zur individuellen Persönlichkeit verständlich. Kein Mensch kommt zur wahren Selbsterkenntnis, wenn er sich nicht hingibt an das, was er nicht ist. Seine Selbstverwirklichung wird erst lebendig, wenn er über- sich- hinaus zu gehen bereit ist, für das, was er zu glauben weiß, nicht ist. Zu anderen Menschen, zu Ideen, zu Werken, um sie zum Gegenstand alles Seienden, zum Inhalt seines Lebens zu machen. Zu Zweifel und Ängsten führen Worte, die nicht berechtigt sind und unser Leben unnötig belasten.

 

Jede Zeit hat ihre Eigenheiten - und jede Zeit braucht ihre analytische Betrachtung. Tatsächlich sind wir heute nicht mehr wie vor 60, 70 Jahren mit einer sexuellen, sondern mit einer existentiellen Frustration konfron­tiert. Einer abgründigen Sinnlosigkeit, die mit einem Leeregefühl vergesellschaftet ist, weshalb ich von einem existentiellen Vakuum spreche.

 

Zwei Sätze eines Bekannten darf ich zitieren: »Ringsum bin ich umge­ben von Leuten, die verzweifelt nach einem Sinn ihres Daseins suchen. Meine Freundin starb un­längst, weil sie eben einen wahren Sinn nicht hatte finden können. Ist diese Betrachtung repräsentativ, soweit es um Grundstimmung und Lebensgefühl das heute herrscht, geht?

 

Im Gegensatz zum Tier sagen dem Menschen keine Instinkte, was wir tun müssen. Im Vergleich zum Menschen von gestern, sagen dem Menschen von heute keine Traditionen mehr, was er tun soll. Weder wissend, was er muss, noch wissend, was er soll, scheint er nicht mehr recht zu wissen, was er will. So will er denn nur das, was die anderen tun - Konformismus! Oder er tut nur das, was die anderen wollen - von ihm wollen – Totalitarismus. Nur dürfen wir eine Folgeerscheinung nicht übersehen.

 

 

Das Auftreten der Noogenen Neurose

 

Alle Bausteine des Verstandes müssen wir aus einer Quelle, außerhalb unseres Bewusstseins erhalten. Im Gegensatz zur Neurose im engeren Wortsinn, die per Definition eine psychogene Erkrankung darstellt, geht diese Entwicklung nicht auf Kom­plexe und Konflikte im herkömmlichen Sinne zurück, sondern auf Gewissenskonflikte. Auf Wertkollisionen und auf eine existentielle Frustration, die das eine oder andere Mal in neurotischer Symptomatologie ihren Ausdruck und Niederschlag finden kann.

 

Dem Leiter des psy­chologischen Laboratoriums in Mississippi [James C. Crumbaugh], ist es tatsächlich zu verdanken, dass wir auch schon über einen Test verfügen (den PIL oder Purpose in Life-Test), der von ihm eigens zu dem Zwecke ausgearbeitet wurde:

 

   Die noogene Neurose von der Psychogenen, diagnostisch differenzie­ren zu können (erhältlich durch Psychometric Affiliates, Post Office Box 3167, Munster, Indiana 46321, USA). Nachdem er die gewonne­nen Daten unter Zuhilfenahme eines Computers ausgewertet hatte, gelangte er zu dem Ergebnis, dass es sich bei der noogenen Neurose tatsächlich um ein neues Krankheitsbild handelt, das nicht nur dia­gnostisch, sondern auch therapeutisch den Rahmen der traditionellen Psychiatrie sprengt.

 

Was die Frequenz der noogenen Neurose anlangt, so sei auf die Ergebnisse statistischer Forschung verwiesen, wie sie Niebauer und Lukas in Wien, Frank M. Buckley in Worcester, Mass., USA, Werner in London, Langen und Volhard in Tübingen, Prill in Würzburg, Popielski in Polen und Nina Toll in Middletown, Conn., USA, erar­beitet haben. Testuntersuchungen haben übereinstimmend ergeben, daß mit etwa 20 Prozent noogener Neurosen zu rechnen ist.

 

Zuletzt wurde von Elisabeth Lukas ein neuer Test zwecks exakte­rer Erfassung der existentiellen Frustration - und zwecks Gewinnung von Möglichkeiten, gegebenenfalls nicht nur therapeutisch, sondern auch schon prophylaktisch einzugreifen! - erarbeitet: der »Logo-Test«. Es wurde nachgewiesen, daß unter den amerikanischen Stu­denten als zweithäufigste Todesursache - nach dem Verkehrsunfall, der Selbstmord rangiert. Dabei ist die Zahl der nicht tödlich ausge­gangenen) Selbstmordversuche 15mal höher.

 

Es gibt eine bemerkenswerte Statistik, die an der Idaho State University ermittelt wurden. Menschen mit Selbstmordversuchen wurden auf das Genaueste befragt, was ihr Motiv anbelangt. 85 Prozent sahen in ihrem Leben keinen Sinn mehr. Von diesen 85% waren 93 Prozent physisch und psychisch gesund. Sie lebten in guten wirt­schaftlichen Verhältnissen und im besten Einvernehmen mit ihrer Fa­milie, sie waren im gesellschaftlichen Leben aktiv engagiert. Konnten auch mit ihren akademischen Fortschritten zufrieden sein. Von mangelhafter Bedürfnisbefriedigung konnte jedenfalls nicht die Rede sein. Nur um so mehr müssen wir uns fragen, was »die Bedingung der Möglichkeit« solcher Selbstmordversuche ist - was muss in die »condition humaine« eingebaut sein, damit es jemals zu so etwas wie einem Selbstmordversuch trotz der Befriedigung der Bedürfnisse kommen kann. Das ist nur denkbar, wenn der Mensch eigentlich - und dort, wo er es nicht mehr ist, so doch wenig­stens ursprünglich - darauf aus ist, in seinem Leben einen Sinn zu finden und diesen Sinn zu erfüllen. Das ist es auch, was wir in der Logotherapie mit dem motivationstheoretischen Konzept eines »Wil­lens zum Sinn« umschreiben. Auf den ersten Blick will es freilich scheinen, als ob es sich da um eine Überschätzung des Menschen handelt. Nehmen wir ihn einfach so, wie er ist, dann machen wir ihn schlechter; nehmen wir ihn hingegen so, wie er sein soll, dann machen wir ihn zu dem, der er werden kann, sagt schon mein Freund Johann Wolfgang von Goethe.

 

Nehmen wir ihn einfach so, wie er ist, dann machen wir ihn schlechter; nehmen wir ihn hingegen so, wie er sein soll, dann machen wir ihn zu dem, der er werden kann. Das hat mir allerdings nicht mein kalifornischer Fluglehrer gesagt, sondern das ist ein Wort von Goethe.

 

Wie wir wissen, gibt es eine so genannte - sich als solche bezeich­nende »Tiefenpsychologie«. Wo bleibt die »Höhenpsycholo­gie«  - die den Willen zum Sinn mit in ihr Gesichtsfeld einbezieht? Jedenfalls lässt sich der Wille zum Sinn nicht als ein bloßes Desiderat, als ein frommer Wunsch, abtun, als »wishful thinking«. Eher handelt es sich um eine »self-fulfilling prophecy«, wie die Amerikaner eine Arbeitshypothese nennen, die das, was sie entwirft, zu guter Letzt auch hervorbringt. Das erleben wir ja täglich und stünd­lich.

 

 

Dabei hat sich ohnehin herausgestellt, dass sich das Konzept vom Willen zum Sinn auch rein empirisch durchaus verifizieren lässt. Ich verweise nur auf die Arbeiten von Crumbaugh und Maholick (Ein psychometrischer Ansatz zu Viktor Frankls Konzept der »noogenen Neurose«, in: Nikolaus Petrilowitsch, Die Sinnfrage in der Psycho­therapie, Darmstadt 1972) sowie Elisabeth S. Lukas, die eigene Tests entwickelt haben, um den Willen zum Sinn zu quantifizieren, und Dutzende von Dissertationen haben - hauptsächlich mit Hilfe dieser Tests - die Motivationstheorie der Logotherapie validieren können.

 

Auf all dies kann ich innerhalb der mir gesteckten Grenzen nicht eingehen. Ich kann es mir ebenso wenig versagen, Forschungsergebnisse in die Debatte zu ziehen, die nicht von meinen Probanden und mir erstellt wurden. Wer wollte also am Willen zum Sinn wohlgemerkt: nicht mehr und nicht weniger als meiner ethisch, humanen Motivation. 

 

Zweifel hegen, wenn wir den Bericht des American Council on Education zur Hand nehmen, demzufolge unter 189 733 Studenten an 360 Uni­versitäten das primäre Interesse von 73,7 Prozent dem Ziele galt, »sich zu einer Weltanschauung durchzuringen, von der aus das Leben sinnvoll ist«. Bericht des National Institute of Mental Health: Unter 7948 Studenten an 48 Hochschulen wollte die Spitzengruppe (78 Prozent) »in ihrem Leben einen Sinn finden«. So lässt sich denn auch verstehen, daß Joseph Katz von der State University of New York prophezeit, die nächste Welle von Personal, das in die Industrie eintreten wird, werde nur an Berufen interessiert sein, die nicht nur Geld abwerfen, sondern auch Sinn geben.

 

Selbstverständlich wünscht sich jemand, der krank ist, zunächst einmal, gesund zu werden, und jemand, der arm ist, zunächst einmal, zu Geld zu kommen (»wenn ich doch nur reich war'«, singt der Milchmann in »Anatevka«). ebenso gewiss tun es beide ja nur, um dann ein Leben in ihrem Sinne führen - den Sinn ihres Lebens erfüllen zu können! Bekanntlich hat Maslow zwischen niederen und höheren Bedürfnissen unterschieden und gemeint, die Befriedigung der niederen Bedürfnisse sei die Bedingung, unter der allein die höheren Bedürfnisse befriedigt werden können. Zu den höheren Bedürfnissen rechnet er auch den Willen zum Sinn und geht sogar so weit, dass er ihn als die »primäre Motivation des Menschen« bezeichnet. Das liefe allerdings darauf hinaus, dass der Mensch den Anspruch auf einen Sinn des Lebens erst dann anmeldet, wenn es ihm gut geht (»erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral«). Dem steht entgegen, dass wir - und nicht zuletzt wir Psychiater - immer wieder zu beobachten Gelegenheit haben, wie das Bedürfnis und die Frage nach einem Le­benssinn gerade dann aufflammen, wenn es einem am dreckigsten geht. Das können die Sterbenden unter unseren Patienten ebenso bezeugen wie die Überlebenden der Konzentrations- und Kriegsge­fangenenlager!

 

Auf der anderen Seite beschwört selbstverständlich nicht nur die Frustration der niederen Bedürfnisse die Sinnfrage herauf, sondern auch die Befriedigung der niederen Bedürfnisse, etwa im Rahmen der »affluent society« (siehe Seite 159). Wir gehen wohl nicht fehl, wenn 146 wir in diesem scheinbaren Widerspruch eine Bestätigung unserer Hy­pothese erblicken, der zufolge der Wille zum Sinn eine Motivation sui generis repräsentiert, die sich weder auf andere Bedürfnisse zurück­führen noch von ihnen herleiten läßt (wie dies ja bereits von Crum-baugh und Maholick beziehungsweise Kratochvil und Pianova auch empirisch bewiesen werden konnte).

Wir begegnen da einem Phänomen am Menschen als  fundamentale Selbst-Transzendenz seiner Existenz :

 

Die Tatsache menschlichen Daseins dem wir begegnen - im Dienst der Liebe. Je mehr der Mensch sich als Mensch dieser Aufgabe bewusst wird,  je mehr er sich dieser Bewusstheit hingeben kann,

umso mehr ist er selbst Mensch, um so mehr entwickelt er sich.

 

Sich verwirklichen ist nur in dem Maße möglich, in dem er sich selbst vergisst, in dem er sich selbst übersieht und die andere Interessen höher schätzen lernt als seine eigenen .

 

 

Im gleichen Maße ist auch die Fähigkeit meines Auges, die Umwelt wahrzu­nehmen, geschmälert und beeinträchtigt. Hier soll jedoch von einem der (insgesamt 90) Teilergebnisse die Rede sein, die wir der empirischen Forschung von Frau Lukas ver­danken: Es zeigte sich nämlich, daß unter den Besuchern des berühm­ten Wiener Praters, also eines Vergnügungsparks, der objektivierte Pegel existentieller Frustration signifikant höher war als in der Wiener Durchschnittsbevölkerung (wo er sich in ziemlich gleicher Höhe hält im Vergleich zu den von amerikanischen und japanischen Autoren gemessenen und veröffentlichten Werten). Mit anderen Worten, der Mensch, der so besonders auf Genuss und Vergnügen aus ist, erweist sich letzten Endes als einer, der hinsichtlich seines Willens zum Sinn, also - um wieder mit Maslow zu sprechen - in seinem »primären« Anliegen, frustriert geblieben war. Mich erinnert dies immer wieder an einen amerikanischen Witz, dem zufolge ein Mann auf der Straße seinen Hausarzt trifft, der sich dann nach seines Patienten Befinden erkundigt. Es zeigt sich alsbald, daß dieser Patient in letzter Zeit ein wenig schwerhörig ge­worden ist. »Wahrscheinlich trinken Sie zuviel«, ermahnt ihn sein Hausarzt. Ein paar Monate später begegnen sie einander wieder auf der Straße, und nochmals erkundigt sich der Arzt nach dem Befinden seines Patienten und hebt zu diesem Zweck seine Stimme. »Oh«, meint der nun: Sie brauchen nicht so laut zu sprechen, ich höre wieder ausgezeichnet.»Wahrscheinlich haben Sie auch aufgehört zu trinken«, meint der Arzt, »so ist's recht - nur so weiter. « Wieder ein paar Monate später: »Wie geht's Ihnen? « »Wie bitte?« »Wie es Ihnen geht, frage ich. « Endlich versteht der Patient. »Nun, Sie sehen, ich höre wieder schlechter. « … » Wahrscheinlich haben Sie wieder zu trin­ken begonnen. « Woraufhin der Patient dem Arzt alles erklärt: »Schauen Sie: Zuerst hab ich getrunken und schlecht gehört; dann hab ich aufgehört zu trinken und wieder besser gehört; was ich gehört hab, war nicht so gut wie Whisky. <<

 

Wir können also sagen: In Ermangelung eines Lebenssinnes, dessen Erfüllung den Mann glück­lich gemacht hätte, versuchte er, ein solches Glücksgefühl unter Um­gehung jeder Sinnerfüllung herbeizuführen, und zwar auf dem Um­weg über die Chemie. Tatsächlich lässt sich das Glücksgefühl, das normalerweise menschlichem Streben gar nicht als Ziel vorschwebt, vielmehr lediglich eine Begleiterscheinung des Sein- Ziel- erreicht- Habens, vorstellt. Diese Begleiterscheinung, dieser »Effekt«, lässt sich auch »haschen«, und die Einnahme von Äthylalkohol macht es mög­lich. B. A. Maki, Director des Naval Alcohol Rehabilitation Cen­ter, stellt fest: »In treating the alcoholic, we very often find that life has seemed to have lost meaning for the individual.« Eine Schüle­rin von mir an der United States International University in San Diego konnte im Zuge ihrer Forschungen, deren Ergebnisse sie dann in Dissertationsform zusammenfasste, den Nachweis dafür erbringen, dass in 90 Prozent der von ihr untersuchten chronischen Fälle von schwerem Alkoholismus ein ausgesprochenes Sinnlosigkeitsgefühl vorlag.

  Das Sinnlosigkeitsgefühl liegt in 100 % der Fälle der Drogenabhängigkeit zugrunde. In 100% der Fälle wurde nämlich die Frage, ob ihnen denn nicht alles sinnlos vor­komme, bejahend beantwortet. Eine meiner Dissertantinnen, Betty Lou Padelford, wies ebenso wie Shean und Fechtman nach, daß die existentielle Frustration bei Drogenabhängigen in einem mehr als doppelt so hohen Grade getestet werden konnte wie bei einer Ver­gleichsgruppe. Wieder ist es verständlich, wenn Fraiser, der in Kali­fornien ein Rehabilitationszentrum für Drogenabhängige leitet und dort die Logotherapie eingeführt hat, nicht die durchschnittliche Er­folgsrate von 11 Prozent, sondern eine von 40 Prozent verzeichnen konnte.

 

   Schließlich wären in diesem Zusammenhang Black und Gregson aus Neuseeland zu zitieren, denen zufolge Kriminelle in wesentlich stärkerem Maße existentiell frustriert waren als die Durchschnittsbe­völkerung. Dazu passt, daß Barber bei jungendlichen Kriminellen, die in sein kalifornisches Rehabilitationszentrum eingeliefert und dort logotherapeutisch behandelt worden waren, die durchschnittliche Rückfallsrate von 40 Prozent auf 17 Prozent senken konnte.

  Wir sollten noch einen Schritt weitergehen und unsere Überlegungen und Erwägungen auf den planetarischen Maßstab er­weitern. Das bedeutet, uns zu fragen, ob nicht auch auf dem Gebiet der Friedensforschung eine Umorientierung Not tut. Tatsächlich klebt sie seit Jahr und Tag an der Problematik aggressiver Potentiale und der Einstieg in die humane Dimension wird noch gar nicht gewagt. Inner­halb der Dimension der eigentlich menschlichen Phänomene jedoch -in der allein wir so etwas wie dem Willen zum Sinn zu begegnen vermöchten - könnte sich sehr wohl herausstellen, daß es letzten Endes wieder die Frustrierung ebendieses Sinnwillens, die existen­tielle Frustration und das immer mehr um sich greifende Sinnlosig­keitsgefühl sind, was - wohlgemerkt: nicht beim Tier, sondern beim Menschen, auf menschlicher Ebene! Aggressivität treibt, nach ir­gendwelchen Objekten Ausschau zu halten, an denen ich sie endlich einmal auslassen, »abreagieren« könnte. Mag die Aggression auch noch so sehr biologisch präformiert und psychologisch begründet sein, überhaupt gar nicht erst etabliert sein.

 In der Dimension der menschlichen Phänomene gibt es einfach nicht eine Aggression, die in einer bestimmten Menge da ist, auf ein Ventil drängt und mich, aus ihr ein hilfloses Opfer macht.

 

Wenn persönliche Unabhängigkeit, Freiheit durch gesichertes Wissen, anderen Menschen bewusst vorenthalten wird, zum eigenen Vorteil eingesetzt, liegt es an der Lebensauffassung, der Lebenskultur des einzelnen Menschen, die seinen Lebensinhalt auch seinen eigenen Gehalt gibt.

 

  Liebe als klares Ziel anzustreben erfordert einen intensiven, aufrichtigen, eine wahrhaft ehrlichen Kontakt zu sich selbst. Erst diese Konstellation löst im Kontext alle relevanten Dinge unseres Lebens.

 

Wohingegen das Bemühen, das Streben nach Unabhängigkeit, ein Lockern des Kontaktes bedeutet, und der Festigung der eigenen Position dient. Der Wunsch nach Anerkennung kann durchaus als normale Bestrebung eingeschätzt werden. Dabei ist es egal ob es sich um körperliche Kraft, Geschicklichkeit, oder um geistige Fähigkeiten, wie Reife und Weisheit handelt. Auch das Streben zur Realisierung einer Idee, Vision darf diese Einordnung finden. Dieses Streben entsteht aus intuitiver innerer Kraft zwischen Herz und Kopf. Sie ist eine aktiv lebendige Denkweise. Allein diese führt zum nützlichen Handeln. Damit wir die Ursachen und Wirkungen besser verstehen, ist geistiges Bewusstsein notwendig, um jede Unwissenheit, Isolation wirksam zu begegnen. Um uns diesen Zusammenhang erspüren zu lassen, brauchen wir eine Verfeinerung dieser Fähigkeit im Alltäglichen. Dieser wesentliche Teil ist von Unterscheidungsvermögen, wie uneingeschränkter Zeit abhängig. Mit diesem Respekt kann jeder dem Leben der beste Freund sein.

     

Realistisch ist, es gibt Denkstrukturen die auf eine Form von Würdigung schließen lassen. Das auf mentaler Grundlage gewünschte Gefühl für Sicherheit, erhält eine Art Anerkennung.

 

     Bleiben persönliche Erwartungen auf der Strecke, wie Befriedigung durch lobende Zuneigung, entwickeln sich Beweggründe von Bedrückung oder Gefühle von Ungeborgenheit und Unsicherheit. Oftmals Selbstzweifel einhergehnend mit Empfindungen der Minderwertigkeit und Angst.

 

Diese Entstehung entwickelt sich massiv in der frühen Kindheit, tiefgründiger bereits während der Schwangerschaft. Diese Umstände veranlassen den Menschen, seine Lebensenergie zu verdrängen, zu unterdrücken. Der erfüllende, innerseelische Impuls als Sinn des Lebens gerät ins stoppen.

 

    Ein wesentlicher Faktor wird dann sehr deutlich. Durch geglaubt, gedachten nachvollziehbaren Versagens, durch oben genannte Denkformen, kommt von vornherein ein Gefühl der eigenen Fragwürdigkeit auf. Dieser innerliche Konflikt ist erheblich und kann selten geäußert werden, weil er anfänglich als eigener Widerstand gar nicht erkannt wird. Darunter leidet das Selbstbewusstsein und kann zu einer chronischen Verteidigungshaltung führen. Daraus resultiert eine überwertige Ich- Abgrenzung, welche zur Ökonomie des trotzigen Eigenwillens führt. Sie behindert die Möglichkeit der freien Selbstbestimmung, einer von Herzen stammenden Lebensenergie.

 

Auf Dauer führt das zu einer unerträglichen Charakter- Panzerung. Diesem eigenen innerlichen Druck ausgesetzt, lässt sich unterdrückte Feindseligkeit, Hass, Wut, Aggression ableiten. Ohne Zweifel wird dadurch die mitmenschliche Verbundenheit beschränkt. Das Vermeiden dieser offenen Bezogenheit schafft Distanz. Ein ganz arteigener Ehrgeiz wird aktiviert, der als Kanal dienen soll, um weitere >>geglaubte Niederlagen<< zu verhindern, um sich zu schützen. Dieser erstrebenswerte Schutz dient der bekennenden wirklichen Hilflosigkeit. Diese ist ihrerseits ein Grundelement der Angst. Ein Sich-Absichern wird vor das Erleben, den lebendigen Impulsen geschoben.

 

      Je nach Intellekt wird durch gekonnte Rationalisierung alles Unkontrollierbare abgeschirmt, versachlicht. Am besten wäre eine Tarnkappe wie im Märchen, um anonym am Leben anderer teilzunehmen. Dennoch gleichzeitig ins Leben anderer eingreifen zu können, ohne etwas von sich preisgeben zu müssen. Jeder von uns, kann diese Menschen lange kennen, ohne sie tatsächlich zu kennen. Haben wir heute zu ihnen einen geglaubten guten Kontakt, verhalten sie sich morgen so, als hätten sie uns nie gesehen.

 

Je vertrauter der Kontakt, umso schroffer wenden sie sich plötzlich von uns ab, ohne Mitgefühl, mitunter sogar in feindseliger Verletzung. Jedes kleinste Zeichen von Hilflosigkeit oder gar Schwäche ihrerseits, soll jede Situation verhindern, die normal, durchaus gewöhnlich ist: z.B. etwa nach einen Weg zu fragen oder gar, sich diesen zeigen zu lassen. Einen einzigen Rat oder Hilfe anzunehmen, zeitweise irgendwie nachzugeben, einfach zuzustimmen entwickelt sich mit den Jahren als Realität.

 

Doch sie haben sich an das Motto gewöhnt: stell mir keine Fragen, dann erzähl ich dir keine Lügen. Oft hat auch die Einstellung Vorherrschaft: es kann doch nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf. Diese an Perfektion grenzende Lebenseinstellung dient allein dem Ausweichen des wirklichen Lebens, und zunehmend isoliert er sich mehr und mehr. Seine Angst kontrolliert er besonders da, wo jemand ihm oder wo er jemandem nahe kommt. Zuneigung, Sympathie, Zärtlichkeit, Liebe lassen uns Menschen näher kommen. Doch das erlebt er als besonders gefährlich. Das erklärt uns, warum er in solchen Situationen abweisend wird, den anderen abrupt wegstößt.

     

      Durch zunehmende Lücken in der Erfahrung verstärkt sich mit den Jahren eine Unsicherheit. Ganz sicher wird der wirkliche innere Protest gegen Hilflosigkeit nicht ständig in seiner ganzen Intensität wirken. Er entwickelt sich kontinuierlich allmählich immer wieder stärker. Je mehr Hemmungen an einer konstruktiven Entwicklung gefühlt werden, somit in Wirklichkeit auch vorhanden sind, umso ängstlicher wird alles vermieden, was auch nur entfernt den Eindruck von Schwäche macht. Auch dient dieses Verhalten als Schutz gegen die Gefahr, sich selbst für unbedeutend zu halten, oder so angesehen zu werden. Ein starres und völlig irrationales Ideal veranlasst diesen Menschen zu glauben, dass Schwäche nicht nur Gefahr bedeutet, sondern auch eine persönliche Schande. Er selbst klassifiziert durch intelligente Vorurteile die Mitmenschen in >>Starke<< und >> Schwache<.

 

Seine Bewunderung liegt dabei zweifelsfrei bei den ersteren, unbewusste Verachtung für die letzteren. Die Betrachtungsweise für das Schwache geht ins Extreme. Er meidet mehr oder weniger den Kontakt mit Menschen, welche mit ihm übereinstimmen, oder auf seine Wünsche eingehen, weil diese selbst Hemmungen haben, ihre Gefühle nicht so beherrschen, und nicht wie er in allen Lebenssituationen ein gleichgültiges Gesicht machen können. Gleichzeitig verachtet er genau diese Eigenschaften in sich selbst. Er empfindet tiefste Verzweifelung beim Erkennen seines Charakters. Daher stammt ein Großteil an Selbstmissachtung. Doch soll diese Tatsache vor jedermann geheim gehalten werden. Auch verachtet sich dieser Mensch in erster Linie durch die Erkenntnis, nicht allein damit fertig zu werden.

     

     Die besondere Form die sein Denken und Handeln annimmt hängt davon ab, welche Schwäche ganz konkret befürchtet und verdrängt werden soll. In dieser Weise können solche Empfindungen zu Aggressionen führen, welche sonst im Leben niemals ausgelebt wurden. Es entsteht Konkurrenz und Rivalität mit anderen, weil geglaubt wird, dass ihm das was er haben möchte, ihm wegnehmen wird. Gleich dem Grundsatz, wer wenig hat, dem wird das Wenige auch noch genommen werden. So werden andere zum Widerstand und als Störenfriede erlebt. Seine Aggressionen sind gar nichts anderes als ein Mittel zur Beseitigung dieses innerlichen Widerstandes, in der Verfolgung seiner angesteuerten Ziele. Dabei kann es sogar vorkommen, dass bereits jeder andere von vornherein als Rivale erlebt und zum Ziel von Aggressionen gemacht wird. Selten wissen diese Menschen genau, ob das was sie denken, fühlen oder tun - nur in ihnen selbst existiert oder auch in der äußeren Wirklichkeit. Man ist geneigt zu sagen, ihm fehlt eine Orientierungshilfe. Er schwankt in der Beurteilung seiner Erlebnisse und Eindrücke zwischen Zweifel, ob er sie als Wirklichkeit hinaus verlegen kann oder ob sie nur seine Einbildung sind: Schaut mich der andere wirklich so spöttisch an, oder bilde ich mir das ein? Recht komisch hat sich der Chef mir gegenüber heute verhalten- hat er etwas gegen mich, war er anders als sonst- oder meine ich das nur?

 

      Stimmt etwas nicht an mir, dass die Leute mich so komisch ansehen? Von diesem immer wachen Misstrauen der Eigenbezogenheit kann man sich leicht vorstellen, wie quälend und zutiefst beunruhigend es doch sein muss, wenn sich daraus ein Dauerzustand entwickelt.

 

Aus diesem Gefühl der Unsicherheit heraus potenziert sich Misstrauen, dieses ist Ursache, wie auch Folge für sein stark entwickeltes intellektuelles Bewusstsein. So wird eine von den Gefühlen abgelöste Erlebniswelt produziert. Die Resultate seines Denkens sollen so seinen Erwartungen entsprechen, auf die allein er sich genau verlassen will. Sie wenden sich unaufhörlich seiner exakten Logik zu, die eine Abwendung vom subjektiven, ideellen Erleben ermöglichen soll.

 

       Durch die Bereitschaft, den festen Willen, die Fähigkeit, sich selbst geeignet zu bewerten oder dies zumindest zu versuchen, kann eine neue Lebensweise durch Erkenntnis entwickelt werden. Dann gelingt es viel besser die ständig fließenden Lebenssituationen, wie aus einer Vogelperspektive zu beleuchten. Erst dadurch wird es möglich, größere Zusammenhänge zu erblicken. Vor allem wird die eigene Positionierung, sich zum Zentrum aller Dinge gemacht zu haben, viel klarer erkannt und auch anerkannt. Alte Verstrickungen die keine Bereinigung fanden, bedeuten ein Steckenbleiben. Sie führen und sind Ursache weiterer Schwächungen. Die häufigsten Schwächungen entstehen durch verzerrte Übertreibungen, wie: das ist unerträglich, du musst das doch endlich akzeptieren, du bist so grauenhaft- verletzend. Schrecklich furchtbar und peinlich. Ich will gar nicht vernünftig werden usw... In den seltensten Fällen geht es um Sein oder Nichtsein.

 

Wenn unser Maßstab der Betrachtungen, nur durch den eigenen Blickwinkel erfolgt, enthält er grundsätzlich manifeste Übertreibungen. Dementsprechend werden unsere Gefühle beeinflusst. Es entstehen starke Wut- oder Grollgefühle, welche nicht in der realen Situation wurzeln; denn sie sind Folge eigener übertriebener Bewertung. Auch hier kann es letztlich nur einen Weg geben.

     

  Sie basiert auf einer analytischen Untersuchung von verwirrenden Faktoren chronischer Schmerzen, zwischenmenschlicher Beziehungen, Ängsten, Schuldgefühlen, Essstörungen, wie auch eine Art Erinnerung- Schwierigkeit.

 

Besonders schwerwiegend ist dabei die geistige Unbewusstheit. So gibt es menschliche Seelen, welche in ihren Kommentaren immer zurückhaltend sind. Sie haben tiefempfundene Angst, sie würden sich vielleicht nicht richtig ausdrücken können, seien im Vergleich zu anderen Menschen einfach zu dumm etc...

 

 

    Im vertraulichen Gespräch können sie diese Hemmnisse zum Ausdruck bringen. Z.B.: wenn ich etwas Verkehrtes sage, dann bekommen die anderen ein falsches Bild von mir. Deshalb behalte ich meine Gedanken für mich! Ein besinnliches Nachdenken kann zu einer neuen Erkenntnis führen. Doch auch davor fürchten sie sich. Sie wollen lieber ihren Charakter verbergen. Diese unrealistischen Sichtweisen zeigen sich wie folgt hinter den Sätzen: so darf sie/er auf keinen Fall mit mir umgehen. Sie/er sollte mich nicht blamieren. Sie/er darf mich nicht frustrieren. Sie/er muss mich doch verstehen... Bei aufmerksamer Betrachtung sind genau in diesen Sätzen absolute Forderungen erkennbar. Besonders deutlich identifizieren wir dies durch Worte wie, muss- sollte- darf nicht. Der innerliche Druck wird zusätzlich noch dadurch verstärkt, dass sich der Betreffende einer Situation ausgeliefert fühlt, denn seine Gedanken sind voller Vorurteile - unfrei. Tatsächlich ist niemand davor sicher, gekränkt zu werden. Viel erholsamer ist der Gedanke: es ist nicht angenehm gekränkt zu werden, doch ob ich gekränkt bin, liegt in meiner alleinigen Entscheidung. Denn wer mich beleidigen kann, entscheide ich selbst für mich. Letztendlich wirkt diese realistische Sichtweise befreiend, und das Gefühl von Manipulation oder empfundener Zwang von Außen kann abgelegt werden. Je besser dies gelingt, umso leichter sind Entscheidungen in einer bestimmten Lebenssituation möglich, die zu einer späteren Zeit selbstverständlich korrigiert werden können. Dabei sollten möglichst viele Kanäle zur Entscheidungsfindung zusammengetragen werden, um zu verhindern, dass sich einsame Pläne als Lebensziel manifestieren. Wo es kein vertrautes Gespräch gibt, scheitern alle Pläne. Häufig finden sich nämlich gerade im Gegenüber die eigenen recht ungeliebten Anteile. Diese können dann konstruktiv aktiviert werden.     

© 2012   walkhoefer

 

DIE SINNFRAGE

 

Jede Zeit hat ihre Eigenheiten - und jede Zeit braucht ihre analytische Betrachtung. Tatsächlich sind wir heute nicht mehr wie vor 60, 70 Jahren mit einer sexuellen, sondern mit einer existentiellen Frustration konfrontiert. Einer abgründigen Sinnlosigkeit, die mit einem Leeregefühl vergesellschaftet ist, weshalb ich von einem existentiellen Vakuum spreche.

 

Zwei Sätze eines Bekannten darf ich zitieren:

 

Ich bin umgeben von Menschen, die verzweifelt nach einem Sinn ihres Daseins suchen. Meine Frau erkrankte an Krebs als sie im Ruhestand war.

 

Im Arbeitsleben hatte sie ihren wahren Sinn des Lebens

gefunden.

 

Ist diese Betrachtung repräsentativ für alle Menschen, soweit es um die eigene Grundstimmung des Lebensgefühls,

das heute herrscht, geht?

 

Im Gegensatz zum Tier sagen dem Menschen keine Instinkte, was wir tun müssen. Im Vergleich zum Menschen von gestern, sagen dem Menschen von heute keine Traditionen mehr, was er soll. Weder wissend, was er muss, noch wissend, was er soll, scheint er nicht mehr recht zu wissen, was er will. So will er denn nur das, was die anderen tun - Konformismus! Oder er tut nur das, was die anderen wollen - von ihm wollen – Totalitarismus. Nur dürfen wir eine Folgeerscheinung nicht übersehen.

 

NOOGENE NEUROSE

Alle Bausteine des Verstandes erhalten wir aus einer Quelle, außerhalb unseres Bewusstseins.

 

Im Gegensatz zur Neurose ist sie keine psychogene Erkrankung, welche Defizite komplexer Konflikte im herkömmlichen Sinne hat, sondern auf unlösbare Gewissenskonflikte zurückzuführen ist. Auf Wertkollisionen und auf eine existentielle Frustration, die das eine oder andere Mal in neurotischer Symptomatologie ihren Ausdruck und Niederschlag finden kann.

 

Es ist James C. Crumbaugh, dem Leiter eines psy­chologischen Laboratoriums in Mississippi, zu verdanken, daß wir auch schon über einen Test verfügen (den PIL oder Purpose in Life-Test), der von ihm eigens zu dem Zwecke ausgearbeitet wurde, um die noogene Neurose von der Psychogenen, diagnostisch differenzie­ren zu können (erhältlich durch Psychometric Affiliates, Post Office Box 3167, Munster, Indiana 46321, USA). Nachdem er die gewonne­nen Daten unter Zuhilfenahme eines Computers ausgewertet hatte, gelangte er zu dem Ergebnis, daß es sich bei der noogenen Neurose tatsächlich um ein neues Krankheitsbild handelt, das nicht nur dia­gnostisch, sondern auch therapeutisch den Rahmen der traditionellen Psychiatrie sprengt. 

 

Was die Frequenz der noogenen Neurose anlangt, so sei auf die Ergebnisse statistischer Forschung verwiesen, wie sie Niebauer und Lukas in Wien, Frank M. Buckley in Worcester, Mass., USA, Werner in London, Langen und Volhard in Tübingen, Prill in Würzburg, Popielski in Polen und Nina Toll in Middletown, Conn., USA, erar­beitet haben. Testuntersuchungen haben übereinstimmend ergeben, daß mit etwa 20 Prozent noogener Neurosen zu rechnen ist.

 

Zuletzt wurde von Elisabeth Lukas ein neuer Test zwecks exakte­rer Erfassung der existentiellen Frustration - und zwecks Gewinnung von Möglichkeiten, gegebenenfalls nicht nur therapeutisch, sondern auch schon prophylaktisch einzugreifen! - erarbeitet: der »Logo-Test«. Es wurde nachgewiesen, daß unter den amerikanischen Stu­denten als zweithäufigste Todesursache - nach dem Verkehrsunfall, der Selbstmord rangiert. Dabei ist die Zahl der nicht tödlich ausge­gangenen) Selbstmordversuche 15mal höher.

    

Es gibt eine bemerkenswerte Statistik, die an der Idaho State University ermittelt wurden. Menschen mit Selbstmordversuchen wurden auf das Genaueste befragt, was ihr Motiv anbelangt. 85 Prozent sahen in ihrem Leben keinen Sinn mehr. Von diesen 85% waren 93 Prozent physisch und psychisch gesund. Sie lebten in guten wirt­schaftlichen Verhältnissen und im besten Einvernehmen mit ihrer Fa­milie, sie waren im gesellschaftlichen Leben aktiv engagiert.

 

Konnten auch mit ihren akademischen Fortschritten zufrieden sein. Von mangelhafter Bedürfnisbefriedigung konnte jedenfalls nicht die Rede sein. Nur um so mehr müssen wir uns fragen, was »die Bedingung der Möglichkeit« solcher Selbstmordversuche ist - was muss in die »condition humaine« eingebaut sein, damit es jemals zu so etwas wie einem Selbstmordversuch trotz der Befriedigung der Bedürfnisse kommen kann. Das ist nur denkbar, wenn der Mensch eigentlich - und dort, wo er es nicht mehr ist, so doch wenig­stens ursprünglich - darauf aus ist, in seinem Leben einen Sinn zu finden und diesen Sinn zu erfüllen. Das ist es auch, was wir in der Logotherapie mit dem motivationstheoretischen Konzept eines »Wil­lens zum Sinn« umschreiben. Auf den ersten Blick will es freilich scheinen, als ob es sich da um eine Überschätzung des Menschen handelt. Nehmen wir ihn einfach so, wie er ist, dann machen wir ihn schlechter; nehmen wir ihn hingegen so, wie er sein soll, dann machen wir ihn zu dem, der er werden kann, sagt Goethe.

 

Sehen nicht ebenso? Nehmen wir ihn einfach so, wie er ist, dann machen wir ihn schlechter; nehmen wir ihn hingegen so, wie er sein soll, dann machen wir ihn zu dem, der er werden kann. Das hat mir allerdings nicht mein kalifornischer Fluglehrer gesagt, sondern das ist ein Wort von Goethe.

 

Wir wissen es gibt eine so genannt bezeich­nende >Tiefenpsychologie<. Wo bleibt die »Höhenpsycholo­gie«  - die den Willen zum Sinn mit in ihr Gesichtsfeld einbezieht? Jedenfalls lässt sich der Wille zum Sinn nicht als ein bloßes Desiderat, als ein frommer Wunsch, abtun, als »wishful thinking«. Eher handelt es sich um eine self-fulfilling prophecy, wie die Amerikaner eine Arbeitshypothese nennen. Die genau das, was sie als Entwurf darlegt, zu guter Letzt auch hervorbringt. Ärzte erleben das täglich ja stündlich in ihren Praxen.

 

Wenn einem Patienten der Blutdruck gemessen wird und dieser 160 beträgt. Fragt der Patient nach der Höhe des Blutdrucks, und wir sagen ihm 160, dann haben wir ihm schon längst nicht mehr die Wahrheit gesagt, denn der Patient regt sich daraufhin auf und hat sogleich einen Blutdruck von 180. Sagen wir ihm hingegen, der Blutdruck sei praktisch normal, dann haben wir den Patienten nicht angelogen, sondern erleichtert aufatmend wird er uns gestehen, er hätte sich vor einem Schlaganfall gefürchtet.

 

Anscheinend sei diese seine Furcht grundlos gewesen, und wenn wir jetzt den Blutdruck nachmessen, können wir feststellen, dass er inzwischen auch wirklich auf einen normalen Wert herunter gesunken ist.

 

Dabei hat sich ja ohnehin herausgestellt, daß sich das Konzept vom Willen zum Sinn auch rein empirisch durchaus verifizieren lässt. Ich verweise nur auf die Arbeiten von Crumbaugh und Maholick (Ein psychometrischer Ansatz zu Viktor Frankls Konzept der »noogenen Neurose«, in: Nikolaus Petrilowitsch, Die Sinnfrage in der Psycho­therapie, Darmstadt 1972) sowie Elisabeth S. Lukas, die eigene Tests entwickelt haben, um den Willen zum Sinn zu quantifizieren, und Dutzende von Dissertationen haben - hauptsächlich mit Hilfe dieser Tests - die Motivationstheorie der Logotherapie validieren können. 

 

 

Auf all dies kann innerhalb der mir gesteckten Grenzen nicht eingehen. Ich kann es mir ebenso wenig versagen, Forschungsergebnisse in die Debatte zu ziehen, die nicht von meinen Probanden und mir erstellt wurden. Wer wollte also am Willen zum Sinn wohlgemerkt: nicht mehr und nicht weniger als meiner ethisch, humanen Motivation.

 

Zweifel, wenn Sie den Bericht des American Council on Education zur Hand nehmen, demzufolge unter 189 733 Studenten an 360 Uni­versitäten das primäre Interesse von 73,7 Prozent dem Ziele galt, »sich zu einer Weltanschauung durchzuringen, von der aus das Leben sinnvoll ist«. Bericht des National Institute of Mental Health: Unter 7948 Studenten an 48 Hochschulen wollte die Spitzengruppe (78 Prozent) »in ihrem Leben einen Sinn finden«. So lässt sich denn auch verstehen, daß Joseph Katz von der State University of New York prophezeit, die nächste Welle von Personal, das in die Industrie eintreten wird, werde nur an Berufen interessiert sein, die nicht nur Geld abwerfen, sondern auch Sinn geben.

 

Selbstverständlich wünscht sich jemand, der krank ist, zunächst einmal, gesund zu werden, und jemand, der arm ist, zunächst einmal, zu Geld zu kommen (»wenn ich doch nur reich war'«, singt der Milchmann in »Anatevka«). ebenso gewiß tun es beide ja nur, um dann ein Leben in ihrem Sinne führen - den Sinn ihres Lebens erfüllen zu können! Bekanntlich hat Maslow zwischen niederen und höheren Bedürf­nissen unterschieden und gemeint, die Befriedigung der niederen Be­dürfnisse sei die Bedingung, unter der allein die höheren BedürfnisSo etwa, wenn wir einem Patienten den Blut­druck messen und feststellen, daß dieser 160 beträgt. Fragt uns der Patient nach der Höhe des Blutdrucks, und wir sagen ihm »160«, dann haben wir ihm schon längst nicht mehr die Wahrheit gesagt, denn der Patient regt sich daraufhin auf und hat sogleich einen Blut­druck von 180. Sagen wir ihm hingegen, der Blutdruck sei praktisch normal, dann haben wir den Patienten nicht angelogen, sondern er­leichtert aufatmend wird er uns gestehen, er hätte sich vor einem Schlaganfall gefürchtet, anscheinend sei diese seine Furcht grundlos gewesen, und wenn wir jetzt den Blutdruck nachmessen, können wir feststellen, dass er inzwischen auch wirklich auf einen normalen Wert herunter gesunken ist.

 

se befriedigt werden können. Zu den höheren Bedürfnissen rechnet er auch den Willen zum Sinn und geht sogar so weit, dass er ihn als die »primäre Motivation des Menschen« bezeichnet. Das liefe allerdings darauf hinaus, dass der Mensch den Anspruch auf einen Sinn des Lebens erst dann anmeldet, wenn es ihm gut geht (»erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral«). Dem steht entgegen, daß wir - und nicht zuletzt wir Psychiater - immer wieder zu beobachten Gelegenheit haben, wie das Bedürfnis und die Frage nach einem Lebenssinn gerade dann aufflammen, wenn es einem am dreckigsten geht.So etwa, wenn wir einem Patienten den Blut­druck messen und feststellen, dass dieser 160 beträgt. Fragt uns der Patient nach der Höhe des Blutdrucks, und wir sagen ihm »160«, dann haben wir ihm schon längst nicht mehr die Wahrheit gesagt, denn der Patient regt sich daraufhin auf und hat sogleich einen Blut­druck von 180. Sagen wir ihm hingegen, der Blutdruck sei praktisch normal, dann haben wir den Patienten nicht angelogen, sondern er­leichtert aufatmend wird er uns gestehen, er hätte sich vor einem Schlaganfall gefürchtet, anscheinend sei diese seine Furcht grundlos gewesen, und wenn wir jetzt den Blutdruck nachmessen, können wir feststellen, dass er inzwischen auch wirklich auf einen normalen Wert herunter gesunken ist.

 

 Das können die Sterbenden unter unseren Patienten ebenso bezeugen wie die Überlebenden der Konzentrations- und Kriegsge­fangenenlager!

 

Auf der anderen Seite beschwört selbstverständlich nicht nur die Frustration der niederen Bedürfnisse die Sinnfrage herauf, sondern auch die Befriedigung der niederen Bedürfnisse, etwa im Rahmen der »affluent society« (siehe Seite 159). Wir gehen wohl nicht fehl, wenn 146 wir in diesem scheinbaren Widerspruch eine Bestätigung unserer Hy­pothese erblicken, der zufolge der Wille zum Sinn eine Motivation sui generis repräsentiert, die sich weder auf andere Bedürfnisse zurück­führen noch von ihnen herleiten läßt (wie dies ja bereits von Crum-baugh und Maholick beziehungsweise Kratochvil und Pianova auch empirisch bewiesen werden konnte).

 

 

Wir begegnen da einem Phänomen am Menschen, das ich für fun­damental anthropologisch halte: die Selbst-Transzendenz menschli­cher Existenz! Was ich damit umschreiben will, ist die Tatsache, daß Menschsein allemal über sich selbst hinausweist auf etwas, das nicht wieder es selbst ist - auf etwas oder auf jemanden: auf einen Sinn, den zu erfüllen es gilt, oder auf anderes menschliches Sein, dem wir da liebend begegnen. Im Dienst an einer Sache oder in der Liebe zu einer Person erfüllt der Mensch sich selbst. Je mehr er aufgeht in seiner Aufgabe, je mehr er hingegeben ist an seinen Partner, umso mehr ist er Mensch, um so mehr wird er selbst. Sich selbst verwirklichen kann er also eigentlich nur in dem Maße, in dem er sich selbst vergisst, in dem er sich selbst übersieht. Ist es nicht wie beim Auge, dessen Seh­tüchtigkeit davon abhängt, daß es nicht sich selbst sieht? Wann sieht denn das Auge etwas von sich selbst? Doch nur, wenn es erkrankt ist: Wenn ich an einem grauen Star leide, dann sehe ich eine Wolke - und damit nehme ich meine Linsentrübung wahr. Und wenn ich an einem grünen Star leide, dann sehe ich einen Hof von Regenbogenfarben rings um die Lichtquellen - das ist mein grüner Star.

 

Im gleichen Maße ist auch die Fähigkeit meines Auges, die Umwelt wahrzu­nehmen, geschmälert und beeinträchtigt. Hier soll jedoch von einem der (insgesamt 90) Teilergebnisse die Rede sein, die wir der empirischen Forschung von Frau Lukas ver­danken: Es zeigte sich nämlich, daß unter den Besuchern des berühm­ten Wiener Praters, also eines Vergnügungsparks, der objektivierte Pegel existentieller Frustration signifikant höher war als in der Wiener Durchschnittsbevölkerung (wo er sich in ziemlich gleicher Höhe hält im Vergleich zu den von amerikanischen und japanischen Autoren gemessenen und veröffentlichten Werten). Mit anderen Worten, der Mensch, der so besonders auf Genuss und Vergnügen aus ist, erweist sich letzten Endes als einer, der hinsichtlich seines Willens zum Sinn, also - um wieder mit Maslow zu sprechen - in seinem »primären« Anliegen, frustriert geblieben war. Mich erinnert dies immer wieder an einen amerikanischen Witz, dem zufolge ein Mann auf der Straße seinen Hausarzt trifft, der sich dann nach seines Patienten Befinden erkundigt. Es zeigt sich alsbald, daß dieser Patient in letzter Zeit ein wenig schwerhörig ge­worden ist. »Wahrscheinlich trinken Sie zuviel«, ermahnt ihn sein Hausarzt. Ein paar Monate später begegnen sie einander wieder auf der Straße, und nochmals erkundigt sich der Arzt nach dem Befinden seines Patienten und hebt zu diesem Zweck seine Stimme. »Oh«, meint der nun, »Sie brauchen nicht so laut zu sprechen: ich höre wieder ausgezeichnet.« »Wahrscheinlich haben Sie auch aufgehört zu trinken«, meint der Arzt, »so ist's recht - nur so weiter.« Wieder ein paar Monate später: »Wie geht's Ihnen?« »Wie bitte?« »Wie es Ihnen geht, frage ich.« Endlich versteht der Patient. »Nun, Sie sehen, ich höre wieder schlechter.« »Wahrscheinlich haben Sie wieder zu trin­ken begonnen.« Woraufhin der Patient dem Arzt alles erklärt: »Schauen Sie: Zuerst hab ich getrunken und schlecht gehört; dann hab ich aufgehört zu trinken und wieder besser gehört; was ich gehört hab, war nicht so gut wie Whisky. Wir können also sagen: In Ermangelung eines Lebenssinnes, dessen Erfüllung den Mann glück­lich gemacht hätte, versuchte er, ein solches Glücksgefühl unter Um­gehung jeder Sinnerfüllung herbeizuführen, und zwar auf dem Um­weg über die Chemie. Tatsächlich lässt sich das Glücksgefühl, das normalerweise menschlichem Streben gar nicht als Ziel vorschwebt, vielmehr lediglich eine Begleiterscheinung des Sein- Ziel- erreicht- Habens vorstellt - diese Begleiterscheinung, dieser »Effekt«, lässt sich auch »haschen«, und die Einnahme von Äthylalkohol macht es mög­lich. B. A. Maki, Director des Naval Alcohol Rehabilitation Cen­ter, stellt fest: »In treating the alcoholic, we very often find that life has seemed to have lost meaning for the individual.« Eine Schüle­rin von mir an der United States International University in San Diego konnte im Zuge ihrer Forschungen, deren Ergebnisse sie dann in Dissertationsform zusammenfasste, den Nachweis dafür erbringen, daß in 90 Prozent der von ihr untersuchten chronischen Fälle von schwerem Alkoholismus ein ausgesprochenes Sinnlosigkeitsgefühl vorlag:

Das Sinnlosigkeitsgefühl liegt in 100 % der Fälle der Drogenabhängigkeit zugrunde. In 100% der Fälle wurde nämlich die Frage, ob ihnen denn nicht alles sinnlos vor­komme, bejahend beantwortet. Eine meiner Dissertantinnen, Betty Lou Padelford, wies ebenso wie Shean und Fechtman nach, daß die existentielle Frustration bei Drogenabhängigen in einem mehr als doppelt so hohen Grade getestet werden konnte wie bei einer Ver­gleichsgruppe. Wieder ist es verständlich, wenn Fraiser, der in Kali­fornien ein Rehabilitationszentrum für Drogenabhängige leitet und dort die Logotherapie eingeführt hat, nicht die durchschnittliche Er­folgsrate von 11 Prozent, sondern eine von 40 Prozent verzeichnen konnte.

 

Schließlich wären in diesem Zusammenhang Black und Gregson aus Neuseeland zu zitieren, denen zufolge Kriminelle in wesentlich stärkerem Maße existentiell frustriert waren als die Durchschnittsbe­völkerung. Dazu passt, daß Barber bei jungendlichen Kriminellen, die in sein kalifornisches Rehabilitationszentrum eingeliefert und dort logotherapeutisch behandelt worden waren, die durchschnittliche Rückfallsrate von 40 Prozent auf 17 Prozent senken konnte.

 

Wir dürfen auch noch einen Schritt weitergehen und unsere Überlegungen und Erwägungen auf den planetarischen Maßstab er­weitern, und das hieße, uns fragen, ob nicht auch auf dem Gebiet der Friedensforschung eine Umorientierung Not tut. Tatsächlich klebt sie seit Jahr und Tag an der Problematik aggressiver Potentiale und der Einstieg in die humane Dimension wird noch gar nicht gewagt. Inner­halb der Dimension der eigentlich menschlichen Phänomene jedoch -in der allein wir so etwas wie dem Willen zum Sinn zu begegnen vermöchten - könnte sich sehr wohl herausstellen, daß es letzten Endes wieder die Frustrierung ebendieses Sinnwillens, die existen­tielle Frustration und das immer mehr um sich greifende Sinnlosig­keitsgefühl sind, was - wohlgemerkt: nicht beim Tier, sondern beim Menschen, auf menschlicher Ebene! Aggressivität treibt, nach ir­gendwelchen Objekten Ausschau zu halten, an denen ich sie endlich einmal auslassen, »abreagieren« könnte. Mag die Aggression auch noch so sehr biologisch präformiert und psychologisch begründet sein, überhaupt gar nicht erst etabliert sein.

 

In der Dimension der menschlichen Phänomene gibt es einfach nicht eine Aggression, die in einer bestimmten Menge da ist, auf ein Ventil drängt und mich, aus ihr ein hilfloses Opfer macht.

                                                            © 2004

walkhoefer

 

 

 

Analyse der Gewalten

im ersten Jahrzehnt,

nach der Jahrtausendwende

 

Millionen Menschen sind offensichtlich von den Mächtigen dieser Welt enttäuscht. Das Dröhnen des Todes kracht wie Donner über die Erde. Fanatiker führen Waffen, wie noch nie in der Geschichte.

 

Menschen richten nach ihrem Blut und ihrem Glauben Liebevolles Vertrauen wird zur größten Bedrohung für jene, die sich nur über ihr Fleisch erkennen.

 

Der Mensch ist zwischen allen anderen allein. Das Gesetz des Lebens ist vergessen. Jeder versucht so viel Genuss zu erreichen, wie er kann. Der Mann verstößt seine Frau so oft, wie sie den Mann verstößt, weil sie sich jeden nimmt, der ihr gefällt. Frauen gebären Kinder, ohne den Namen des Vaters zu nennen. Hass und Neid überfluten die Erde im neuen Jahrtausend,

die sich friedlich glaubte. Unantastbare Menschenwürde steht wie ein Geheimnis in dieser Welt. Der Blick der Mächtigen ist nur noch auf Grausamkeit gerichtet. Menschen werden dressiert wie ein Lamm, das geschlachtet und ausbluten wird.

 

Sie bemerken es nicht, wie sie die irrigen Spiegelungen und Bilder dieser Welt, als Wahrheit klassifizieren. Große Menschenbewegungen werden von einem Ort zum nächsten getrieben und die Feindschaft der Menschen entwickelt sich, dass allerorten Krieg geführt wird. Alle Grenzen werden überschritten. Von Stolz besessen ist der Mensch starrköpfig und hört den besten Rat als Warnung, den ihm selbst die Erde zuruft, nicht. Ihre Trugbilder zum Leben, täuschen die Sinne. Die Wege die sie gehen sind in ihren Augen alternativlos.

 

Ein Unterscheidungsvermögen in ihrem Labyrinth von Irrungen ist verlustig gegangen. Sie gestalten jedes Lebewesen, wie es ihnen gefällt durch Mord und Todschlag. Von Wut und Eifersucht durch den Geist der Lüge getrieben, wird er all seine Kraft und Macht bündeln, hinterlässt einen Scherbenhaufen, den kein Mensch kehren kann. Wie kleine Boote von Meeresströmungen mitgerissen werden, so unterliegen politische Systeme dem Druck von starken Mächten, die nichts Gutes im Schilde führen. Seeleute können kaum etwas gegen heftige Strömungen machen, genauso wenig können sich Politiker dem Einfluss dieser Mächte entziehen. Sie sind darauf aus, die Menschen hoffnungslos zu verderben, den schlimmen Folgen zum Trotz. „

 

Wehe, Wehe, Wehe du denkender Mensch…“, ist die Warnung so alt wie die Menschheit. Es kann nur jemand das Ruder herumreißen, der mächtiger ist als das System dieser Welt.

 

Unser Zeitalter ist eine global verlorene Dekade. Manchenorts ist die Popularität der Mächtigen auf einen Tiefstand gesunken. Professor Walkhoefer (Vater zweier Kinder) UN Botschafter- Art. 12 MRK offenbarte bereits vor Jahren sein Fazit: „Junge Menschen sind dabei, sich von Staatsregierungen abzuwenden…

 

46 Prozent der jungen Leute sehen die Mächtigen als Menschen „mit großen Worten, doch mit absolut zu wenigen Taten“ an. Sein Schweizer Kollege und Meinungsforscher Graf Leopold v. Lebertus schrieb vor der Jahrtausendwende: „Nach herrschender Ansicht sind Personen der Öffentlichkeit so teilnahmslos und unehrlich, dass die Wähler sie gar nicht für ihre Ziele gebrauchen können.“ Die Zahl der Deutschen, die der Meinung sind, dass die Mächtigen „sich nicht richtig um die Bürger kümmern“, ist von 29 Prozent im Jahre 1966 auf 58 Prozent in den 80er Jahren angestiegen. Eine Verdopplung in 20 Jahren „Zu Viele haben zuerst ihre eigenen Interessen im Sinn, und die Prognose: eine Entwicklung vom Schlechten zum Schlimmeren….“

 

Sie sind sich der Ursache bewusst. Ein prominenter Staatsmann gestand: „Es gibt unfassbare Heuchelei im politischen Leben.“ Zur Begründung sagte er: „Sie ist notwendig, um ein Amt anzutreten und um im Amt zu bleiben.“ Wer sagte das? Der ehemalige US-Präsident Richard Nixon. Angesichts der Skandale, die seine Amtszeit verkürzten, wird kaum jemand bezweifeln, dass er wusste, wovon er sprach. Wegen der Mängel in der Politik fragen sich aufrichtige Menschen, ob eine gute Regierung überhaupt möglich ist. Sind wir ohne jegliche menschliche Herrschaft besser dran?

 

Als Lebensweisheit ist uns überliefert, dass Geld einen relativen Schutz bietet. Daraus einen heutigen Vorteil  ziehen zu können besteht darin, die Erkenntnis zu nutzen:

 

" EIN  MENSCH  MIT WEISHEIT - DER  SIE  BESITZT  UND  ANWENDET, 

 

SCHÜTZT  SEIN  LEBEN  NACHHALTIG."

® o7. Oktober  2000


                    FOR   EVER

 

 

Die neue Welt, die vor uns liegende Welt,

siehst du sie am Horizont?

 

In ihr können wir für immer unbelastet leben.

Wir werden alles haben, was wir brauchen.

 

Ertragsfähige Erde, gesundes Wasser, reine Luft,

ein schönes Haus mit vielen Türen zu ebener Erde.

Einen traumhaften Garten.

 

Doch das System dieser Welt, von Menschen gemacht,

produziert Schmerzen durch Lüge und Entfremdung.

 .kl. wolf

Jeder Mensch hat die Möglichkeit, inneren Frieden und Harmonie

zu erleben. Das bedeutet Lebenskampf, in steter Bereitschaft,

sich den wichtigen Fragen des Lebens zu stellen ! 

 

 

Der Geist der Wahrheit,

der in unserem Herzen wohnt,

den viele nicht wahrhaben wollen,

 er ist wirksam bleibend unsterblich.

Hier manifestieren sich all unsere Beweggründe.

 

 

Kann Wahrheit

als höchste Form

von Lebensqualität

abzulehnen sein?  

Das geschehe nie!

Wer der Wahrheit nachgeht,

findet seine Freiheit im Denken.

Wer der Wahrheit nicht nachgeht,

bleibt ein Sklave seiner selbst.

 

Das Licht der Wahrheit ist Selbstprüfung.

Keine Fragen mehr zu stellen steht im Zeichen der Angst.

 Die echte Angst wahrer Antworten.

 

 

Entwicklung ist immer

die Beziehung zu zweit.

Was zwei Menschen betrifft

können beide nur lösen.

Willst du dauerhaft Bleibendes leisten?

Verschaffe dir zuerst Erkenntnis –

bevor du andere aufklärst. 

 

Durch genaue Erkenntnis,

wird dir bewusst,

wie wenig du kennst.

 

 

Der allgemeine Widerspruch unseres Denkens verwirrt uns oft.

Er liegt in der Tatsache begründet, dass wir die Sprache nutzen,

um persönliche Erfahrungen als generellen Maßstab anzuwenden, welche

die Vorstellungen des anderen immer übertreffen sollen.

 

 

Informationen in menschlicher Wahrnehmung sind Realitäten.

 

Sie bestimmen die eigene individuelle Interpretation.

So darf Meinungsfreiheit verstanden werden. Unser Bewusstsein ist beschränkt und sucht nach stetiger Steigerung eigener Denkkraft.

Diese Dynamik führt jede menschliche Seele auf den Weg der Wahrheit,

er erkennt den Sinn seines Daseins.

 

   MentaleVeränderung 

 

Jeder Gedanke verursacht etwas, ist also Ursache. Jeder Zustand wird durch etwas bewirkt, ist also Wirkung. Was auch immer verwirklicht werden soll, um ein mentales Ziel zu erreichen,  muss Angelegenheit des Herzens werden. Hier ruhen die wahren Beweggründe.

 

Notwendig sind fest eindringliche Ziele fürs Unterbe­wusstsein. Es reagiert garantiert entsprechend. In Form von Gedanken werden die richtigen Befehle ans Unterbewusstsein erteilt.(es beeinflusst unser gesamtes Leben) Das Unterbewusste enthält eine unerschöpfliche Kraft. Jedes geistige Ziel braucht diese Kommandos.

 

In dieser Polarität liegt die Erfüllung aller Wünsche! Die Fähig­keit der Verständigung mit dem Unterbewusstsein löst die Freisetzung unerschlossener, unerschöpflicher Energien aus. Das Unterbewusstsein kennt jede Lösung.

 

Das Unterbewusstsein formt den ganzen Körper, macht ihn stark und gesund, oder schwach und krank. Dieses konkrete Wissen braucht der treueste aller Dienstleister. Es reagiert jedem Befehl.

 

Beispiel: Das kann ich mir nicht leisten oder etwa Das kann ich nicht. Das Unterbewusstsein nimmt uns beim Wort und sorgt für die Erfüllung, weil es auf wirklich gedachte Kommandos reagiert.

 

Vertrauensvolle Erfahrung: Die Kraft des Unterbewusstseins eröffnet alle Möglichkeiten.

 

Das Lebensgesetz, ist das Gesetz des Glaubens. Es bildet eine Einheit, wie Bewusstes und Unbewusstes. Doch Glauben bedeutet denken, im Geiste denken. Glaube- das heißt, denke an nichts, was schä­digend oder verletzend sein könnte! Denke an die heilende, stär­kende und Glück bringende Macht.

dr. regiwall

2004

I. Teil

U N S E R E    T R Ä U M E  

אחה"צ

        Wenn Menschen schlafen, dann träumen sie ALLE  und IMMER. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass sich 80 Prozent aller Menschen an ihre Träume erinnern. Selbst wer sich nicht erinnert, träumt jede Nacht. Träumen ist ein ganz spezielles  Merkmal menschlicher Existenz. Es ist lebenswichtig wie die Atmung, sowohl für den Körper, als auch für das psychische Gleichgewicht. Was passiert eigentlich im Körper, während wir träumen? Mit dieser Frage beschäftigen sich Neurobiologen erstmals gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Sie entdecken, dass der nächtliche Traum einer gewissen zeitlichen Struktur folgt. 1880 erkennt der ehemalige Marinearzt Jean Gélineau die vollständige Abwesenheit jeglicher Muskelspannung. Um 1900 revolutioniert der Psychoanalytiker Siegmund Freud die psychologische Traumforschung. Für Freud war der Traum, Hüter des Schlafes. Immer Ausdruck eines unterbewussten Wunsches. Freud konstruiert ohne Bezug zur Anatomie des Gehirns, einen vollständigen psychischen Apparat. Er glaubt, Traumsymbole ohne Rücksicht auf die individuellen Erfahrungen eines Menschen eindeutig zuordnen und katalogisieren zu können. Anfang des 20. Jahrhunderts reißt Alfred Maury, Professor am Collège de France, seine Versuchspersonen regelmäßig aus dem Schlaf. Zu seiner Überraschung stellt er fest, dass sich die befragten Menschen nur selten an ihre Träume erinnern. 1944 stellen Neurologen bei schlafenden Männern periodisch wiederkehrend drei bis vier Erektionen pro Nacht fest, ohne sie jedoch in Verbindung mit dem Träumen zu bringen. Später erst erkennt man, dass die jeweils gut 25 Minuten dauernden Erektionsphasen exakt dem Zyklus der Traumstadien entsprechen. 1953 beobachtet Eugen Aserinsky schnelle Augenbewegungen – "Rapid Eye Movements" (REM) – bei einem schlafenden Kind. Er stellt fest, dass die REM- Phasen die Traumstadien des Menschen sind. 1959 wird das Puzzle aus all diesen Erkenntnissen zusammengesetzt: Der Neurologe Michel Jouvet lässt die Erkenntnisse seiner Kollegen aus den letzten Jahrzehnten Revue passieren und ergänzt diese mit seinen eigenen Forschungen. Demnach gibt es zwei Schlafzustände: Während der Slow- Wave- Phase, der Tiefschlaf-Phase, wird an der Hirnrinde eine immer langsamer werdende elektrische Aktivität gemessen, der Schläfer bewegt nicht die Augen und eine gewisse Muskelspannung ist messbar. Weckt man einen Menschen aus der Slow-Wave-Phase auf, hat er keine Traumerinnerung. Die REM-Phase oder Phase der Augenbewegungen wiederholt sich circa drei- bis viermal in jeder Nacht. Sie zeichnet sich durch ein neuroelektrisch ebenso aktives Gehirn wie im Wachzustand aus, doch die Muskelspannung fehlt völlig. Michel Jouvet nennt die REM-Phase wegen des scheinbaren Widerspruchs von wachem Hirn und schlaffem Körper auch die Phase des paradoxen Schlafes. Versuchspersonen, die in dieser Phase geweckt werden, können sich an ihre Träume erinnern. Jouvet schließt aus den Schilderungen seiner Testschläfer, dass die Augenbewegungen der Betrachtung von Traumszenen entsprechen. Dieser Traumblick stützt Eugen Aserinsky`s Schlussfolgerung, dass die Traumphase mit der REM- Phase gleichzusetzen ist. Das sinnlich Erfahrbare, in der natürlichen Welt Liegende, und die Zusammenhänge des eigenen Seins zu erforschen, liegt dem Traum zugrunde. 

         Aus neurophysiologischer Sicht ist der Traum ein für den Körper überaus wichtiger Mechanismus. Der Neurologe Michel Jouvet vertritt die These, dass die Bilder und Szenen des Traums zur ständigen Programmierung unserer Gehirnzellen gehören. Dass wir unlogische Ereignisse im Traum nicht als Widersprüche wahrnehmen, liegt laut Jouvet daran, dass bestimmte Neuronen im Gehirn, im Gegensatz zu anderen Nervenzellen, zeitweilig Ruhe brauchen. Im Traum sind sie ausgeschaltet und verhindern das kritische Bewusstsein. Für die Traumpsychologie oder –phänomenologie ist die rein auf die körperlichen Vorgänge bezogene Erklärung für den Traum bestenfalls eine Ausgangsbasis. Denn Neurophysiologen messen der Bedeutung von Träumen für die Psyche keinerlei weitere Bedeutung zu. Bei tiefenpsychologischer Prüfung jedoch ergeben zunächst unverständliche Traumbilder, paradoxe Ereignisse, Widersprüche oder Verschiebungen ihren Sinn. Zwar ist der Traum ein bis heute nicht eindeutig erklärbares Phänomen; es gilt aber als erwiesen, dass bei Menschen, die regelmäßig am Schlafen und somit am Träumen gehindert werden, ernsthafte seelische und körperliche Störungen entstehen.              CvD ./. LCF dr.walk

 

II. Teil

U N S E R E   T R Ä U M E 

Im Gegensatz zu Freud stellt Wolfgang G. Walkhoefer ein Anhänger der Freudschen Psychoanalyse bis ca. 1995, bei der Traumforschung die individuellen Erfahrungen jedes Menschen in den Mittelpunkt. Walkhoefer erkennt, dass ein Traumsymbol nicht auf einen einzigen Begriff zu reduzieren ist. Für ihn zeigen Träume einen seelischen Tatbestand an. Als fortlaufender Dialog mit dem ICH, dem Bewussten. Jede Nacht spiegelt sich Bewusstes mit Unbewusstem in einer existenten Polarität. Es obliegt jedem Einzelnen, so Walkhoefer´s Lehrmeinung, den Traum unter Bezugnahme eigener Erfahrungen, vergangener wie auch aktueller Lebenssituationen richtig zu entschlüsseln. Dabei ist es dienlich, seine Kenntnisse mit Spezialwissen für ein nachhaltiges Wohlbefinden zu ergänzen. Dass es Zusammenhänge zwischen Trauminhalten und Variablen wie Alter und Geschlecht gibt, ist inzwischen hinlänglich bekannt. So haben Forscher zum Beispiel herausgefunden, dass in Männer-Träumen deutlich mehr männliche als weibliche Protagonisten vorkommen, während Frauen meist ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in ihren Träumen haben. Inwiefern das nächtliche Kopfkino aber von kulturellen Faktoren wie Normen, Werten und Sitten abhängt, ist bisher noch kaum untersucht. Um die Forschung auf diesem Feld voranzutreiben, untersuchte der US-Amerikaner Kelly Bulkeley zwischen 1996 und 2005 über 4000 College- Studenten. Die Probanden berichteten dem renommierten Wissenschaftler von ihren jüngsten Träumen und beantworteten außerdem Fragen zu ihrer politischen Einstellung. Bulkeley wählte anschließend Studenten aus, die sich eindeutig dem rechten Republikanern, oder dem linken Demokraten politischen Lager in den USA zuordnen ließen und untersuchte ihre Träume genauer. Das Ergebnis: Die Anhänger der Republikaner berichteten von Albträumen, sowie von Träumen, in denen sie Machtlosigkeit verspürten, deutlich häufiger als ihre demokratischen Pendants. Auffallend war auch die Realitätsnähe der konservativ orientierten Studenten. Bizarre und fantastische Elemente kamen in ihren Träumen nur selten vor, im Gegensatz zu den Anhängern der Demokraten. Die weiblichen Probanden des rechten Lagers sorgten sich zudem besonders um ihre Familienangehörigen. Linksorientierte Träumer scheinen dagegen deutlich angenehmere Nächte zu verbringen. Neben dem selteneren Albdrücken durften sich besonders die weiblichen Demokraten über häufige Glücksmomente in ihren Träumen freuen. Diese Resultate weisen darauf hin, dass Trauminhalte tatsächlich von der politischen Einstellung des Träumers beeinflusst werden können. Studienleiter Bulkeley selbst warnt allerdings davor, die Ergebnisse seiner Untersuchung als feststehende Traumregeln zu verstehen. Eine Generalisierung lässt schon die geringe Zahl der Teilnehmer nicht zu. Außerdem wurden in Bulkeleys Studie ausschließlich Studenten einbezogen, sodass ältere und weniger gebildete Menschen nicht berücksichtigt werden konnten. Allgemeine Aussagen über den Einfluss der Politik auf unsere nächtliche Erlebniswelt wären, so Bulkeley, also erst nach weiteren, aufwändigeren Untersuchungen möglich, die Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung einschließen.

         Bis Anfang unserer christlichen Zeitrechnung herrschte der Glaube vor, Träume seien indirekte oder verschlüsselte Botschaften. Oft wurde ihnen Orakelcharakter zugesprochen. So glaubten Kriegsherren wie der persische König Xerxes 519-465 v.u.Z., sie könnten ihre Schlacht nur gewinnen, wenn das Orakel im Traum zu ihnen sprach. Diese Überzeugung reichte bis in die Anfänge des christlichen Glaubens: Vor der Schlacht mit seinen heidnischen Widersachern träumte der römische Kaiser Konstantin der Große (273-337) von einem Engel, der ihm das Kreuz als Siegesfahne entgegenhielt und ihm zurief: "In hoc signo vinces" – "Unter diesem Zeichen wirst du siegen". Konstantin zog mit dem Kreuz auf der Fahne in die Schlacht vor Rom und bezwang seine Gegner Licinius und Maxentius. Eine Fülle von prophetischen Träumen liefert die Bibel. Beispiele für im Schlaf übermittelte Botschaften und Offenbarungen aus den Hebräischen Schriften sind die Träume der Pharaonen, des babylonischen Königs Nebukadnezar II. (605-562 v.u.Z.) und der Traum Jakobs von der Himmelsleiter und dem Landversprechen Gottes. Im Buch Genesis 28, 12-13, wird er so dargestellt. Er hatte einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder. Und siehe, der Herr stand oben und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. „Siehe, da war eine Leiter auf die Erde gestellt, und ihre Spitze reichte an die Himmel; und siehe, Gottes Engel stiegen daran auf und nieder. Siehe, Gott stand über ihr, und er sprach dann: „Ich bin der Gott Abrahams, deines Vaters, und der GottIsaaks. Das Land, auf dem du liegst, dir werde ich es geben und deinem Samen. Auch kennen wir den Traum Josefs von den sieben fetten und den sieben mageren Jahren. 1. Moses 41: 8 ...und es geschah am Morgen, dass sein Geist beunruhigt wurde. Da sandte er hin und rief alle Magie treibenden Priester Ägyptens und all seine Weisen, und Pharao erzählte ihnen dann seine Träume. Doch da war keiner, der sie für Pharao deutete…  Pharao sandte dann hin und ließ Joseph rufen, damit man ihn eilends aus dem Kerkerloch hole. Somit rasierte er sich und wechselte seine Überwürfe und ging zu Pharao hinein. Pharao sprach zu Joseph: „Ich habe einen Traum gehabt, doch da ist niemand, der ihn deutet. Nun habe ich selbst von dir sagen hören, dass du einen Traum hören und ihn deuten kannst. Darauf antwortete Joseph Pharao: „Das steht nicht bei mir! Gott wird Pharao Wohlergehen ankündigen. Pharao zu Joseph: „In meinem Traum, da stand ich am Ufer des Nils, aus dem Nil stiegen sieben Kühe herauf, fettfleischig und schön von Gestalt, und sie begannen im Nilgras zu weiden. Da waren sieben andere Kühe, die nach ihnen heraufstiegen, gering und sehr schlecht von Gestalt und mager an Fleisch. Etwas so Schlechtes wie sie habe ich im ganzen Land Ägypten nicht gesehen. Die hageren und schlechten Kühe begannen die sieben ersten, fetten Kühe aufzufressen.  So kamen diese in ihren Bauch, und doch konnte man nicht erkennen, dass sie in ihren Bauch gekommen waren, da ihr Aussehen ebenso schlecht war wie zu Beginn… Dann sprach Joseph zu Pharao: „Der Traum Pharaos ist nur e i n e r. Was Gott tut, hat er Pharao mitgeteilt. Die sieben guten Kühe sind sieben Jahre. Ebenso sind die sieben guten Ähren sieben Jahre. Der Traum ist nur e i n e r.  Und die sieben hageren und schlechten Kühe, die nach ihnen heraufkamen, sind sieben Jahre; und die sieben leeren, vom Ostwind versengten Ähren werden sich als sieben Jahre der Hungersnot erweisen. Das ist die Sache, die ich zu Pharao geredet habe: Was Gott tut, hat er Pharao sehen lassen. Es kommen sieben Jahre mit großem Überfluss im ganzen Land Ägypten. Doch sieben Jahre der Hungersnot werden bestimmt danach entstehen… die Tatsache, dass sich der Traum für Pharao zweimal wiederholt hat, bedeutet, dass die Sache von Seiten Gottes festgesetzt ist, und Gott eilt, sie zu tun...      dr.walk

 

 

ZWISCHEN  DEN  WELTEN

Mehr als 60 000 Gedanken denkt der Mensch im Durchschnitt täglich

 

 

  3%

 -

Nützliche, aufbauende, hilfreiche Gedanken,

Selbst & Fremdhilfe

 25%

 -

destruktive Gedanken, die uns selbst oder

anderen Schaden bringen

 72%

 -

flüchtige, unbedeutende Gedanken, die nur vergeudete Zeit

& Energie sind

 

Der Gedanke ist der Vater aller Dinge. Im Anfang war das Wort. Erkenntnis bedeutet Leben. Die meisten Menschen kennen diese Weisheit. Wenige kennen die wahre Bedeutung, geschweige die Tragweite bei persönlicher Anwendung. Mit dem Wort fing Leben erst an. Im Geistigen wird ausnahmslos die Ursache für ALLES gelegt. Kein Ding kann für jemanden bewusst werden, ohne dass es vorher in Gedanken bei ihm war. In Umkehrung: Alles das, was wir in der Welt wahrnehmen, wurde zuerst gedacht, durch Emotionen belebt. Es wird dadurch in Existenz gezwungen - ohne Ausnahme. Wir sind Architekt unserer Wahrnehmungen. Durch die Macht eigener Gedanken stehen wir auf der Schöpferstufe, im Bilde Gottes - SEINES Universums! Die Konsequenz daraus: Der Mensch ist sich selbst durch seine Gedanken der größte Feind oder der beste Freund. Wenn der Mensch sein Denken ändert, so ändert sich der ganze Mensch. Das ist der alleinige Wille, der von OBEN kommt.

 

Als Wissenschaftler Anfang des 20. Jahrhunderts die Natur der Materie und des Atoms erforschten, stellten sie mit Verwunderung fest, dass Materie gar nicht so real ist, wie sie immer dachten - sie besteht offenbar eher aus Energieballungen, die man als stehende Wellen elektronischer Energie beschreiben kann. Insbesondere konnten die Physiker Aufenthaltsort und Impuls eines Elektrons nur beschreiben als Funktion von Wahrscheinlichkeiten - zudem mussten sie anerkennen, dass das Elektron und damit alle Materie offenbar Eigenschaften von Bewusstsein besitzen. Durch diese Erkenntnisse hat sich die Wissenschaft letztlich selbst den Boden für ihre materialistische Grundeinstellung unter den Füßen fortgezogen. Angesichts dieser Einsichten soll Albert Einstein - wahrscheinlich der größte Physiker des 20. Jahrhunderts - einmal gesagt haben: "Es sieht immer mehr so aus, als ob das ganze Universum nichts anderes ist als ein einziger grandioser Gedanke!" – und damit erkannte er wirklich den Kern der Wahrheit. So gibt es wohl einige Wissenschaftler die vermuten, dass Gedanken-Kräfte letztendlich Ursache aller Dinge und allen Seins sind, doch sie wissen nicht, wie es funktioniert – und sie können es nicht wissen, solange sie das Gefühl leugnen, die Zwillings-Schwester der Gedanken! Weil doch die Mehrheit der Wissenschaftler weiterhin auf dem materialistischen Dogma beharrt, dass alles messbar und experimentell erforschbar sein muss, Materie daher kein Bewusstsein besitzen darf, im Widerspruch zu Erkenntnissen ihrer eigenen Wissenschaft, hat diese sich selbst blind gemacht gegenüber der Wahrheit, was Gedanken sind- denn grobe Messgeräte können das Mensch der Gedanken und des Bewusstsein nicht offenbaren. Die Wissenschaft wird daher weiterhin (vermutlich) vergeblich mit Messgeräten nach überlichtschnellen Teilchen suchen, den Tachyonen, die ihre Theorien vorhersagen, ohne jedoch jemals auf die Idee zu kommen, dass ihre eigenen Gedanken-Partikel eigentlich genau diese Tachyonen sind, die sich nur beharrlich weigern, sich den groben Messversuchen der Experimental-Physik zu offenbaren. Wenn DU doch frei im Bewusstsein bist, dann kannst DU leicht erkennen, dass du deine Gedanken nur deshalb in Vergangenheit und Zukunft und zu den entferntesten Objekten im Universum ohne den geringsten Zeitverlust senden kannst, weil Gedanken jede beliebige Über-Lichtgeschwindigkeit annehmen können.  

Alles ist Gedanke oder elektronische Lichtenergie. So wie unsichtbarer Wasserdampf = feuchte Luft, sichtbarer Wasserdampf = Wolken, Wasser oder Eis immer das gleiche sind, Wasser auf unterschiedlichem Energieniveau, oder Schwingungsebenen, so sind Gedanken die Essenz aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge - alle Dinge sind letztendlich Gedanken auf unterschiedlichen Energie-Niveaus. Die Qualität aller Dinge, insbesondere, ob etwas sichtbar oder unsichtbar ist, wird nur durch die Frequenz oder Schwingungsrate der Gedanken bestimmt - Materie ist dabei nur gleichsam geronnener, in Form erstarrter Gedanke. So wie ein Flugzeugpropeller unsichtbar wird, wenn man seine Drehzahl erhöht.Gedanken sind für uns unsichtbares Hyper-Licht, Elektronen ohne materiellen Mantel der ihre Schwingungsrate mindern könnte, elektronische Licht-Energie deren Energie-Quanten sich mit beliebiger Über-Lichtgeschwindigkeit bewegen. Wegen dieser materiellen Aspekte klassifizieren Wissenschaftler diese Quanten aus reiner Licht-Energie, das sup-Quark. Menschen, die im Alltagsleben mit dieser Energiequelle vertraut sind, können Gedanken erleben, die sie als "UNDENKBAR" dachten. Verlassen sie diese Energiequelle, spannt sich gleichsam wie in einem Transformator diese Geisteskraft herab. Sie erhalten dann 'normales' sichtbares Licht. Wissenschaftler nennen Elektronen mit materiellem Mantel, ohne elektrische Ladung, was ihre Schwingungsrate reduziert und sie auf Licht-Geschwindigkeit begrenzt, Photonen. Verlangsamt man auch das 'normale' Licht weiter, erleidet es eine Verzerrung, wir sind umgeben von dieser Verzerrung) Diese Spaltung - wir erhalten Elektrizität, Elektronen mit materiellem Mantel und elektrischer Ladung - eine Aufspaltung in negative und positive Ladungsträger. Wissenschaftler nennen sie Elektronen und Positron.

 

Der Gedanke ist das unteilbar höchste Absolute, oder der grenzenlose Bewusstseinsraum. Darum sind alle Gedanken an jedem Punkt, wie in einem Hologramm immer gegenwärtig. Darum haben Gedanken von diesem Standpunkt aus gesehen in Wahrheit auch keine Geschwindigkeit. Nur vom relativen Standpunkt der Wissenschaft, wird ihnen jede beliebige Über-Lichtgeschwindigkeit zumessen.

Die Verlangsamung von Gedanken zu Materie, ist ein Teil-Aspekt. Unsere Welt der Materie entsteht bei diesem Vorgang durch Verzerrung und Spaltung in Teilchen, die nur in der Dualität existieren. Sie sind Illusion. Eine wichtige Erkenntnis dieser Tatsache ist: unsere Welt der Materie und der Formen sind durch die Illusion der Dualität erfahrbar - wir können nichts ohne Brille der Dualität wahrnehmen. Alles, was unsere Sinne vermitteln, ist aus umfassenderer Sicht, perfekte Illusion, die wir nicht durchschauen können, bis wir lernen ohne die Brille der Dualität zu sehen. Gedanken, Energie, Licht, Materie sind unterschiedliche Zustände von Elektronen. Weil Elektronen die Substanz von Licht, Licht und Elektronen daher identisch sind, elektronische Lichtsubstanz. Substanz die alle Formen aufbaut.

 

 Elektronen

 -

Wasser

 Sichtbarkeit

 Gedanken

 -

Wasserdampf gasförmig=Luftfeuchtigkeit

 unsichtbar

 Energie

 -

Wasserdampf verdichtet = Wolken  

 sichtbar

Lichtsubstanz

 -

Wasser

 sichtbar

 Materie

 -

Eis

 sichtbar

 

Gedanken = elektronische Licht-Energie, Elektronen auf unterschiedlichen Vibrations-Stufen, reine Energie, reiner Geist, unzerstörbar, unteilbar und ewig - im Gegensatz zu Atomen, die keine ewige Lebensdauer besitzen und nach bestimmten Zeiträumen zerfallen. Zu unterschiedlichen Zeiten prägte man unterschiedliche - äquivalente Worte für die gleiche elektronische Licht-Substanz. Man nannte sie - Geist, Licht, Feuer, Energie, Chi, Vibration.

 

Bewusste Erkenntnis ist das Tor zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem. Im Fokus der Macht eigener Gedanken entstehen Formen. Empathie belebt diese Form und zwingt sie damit in die Existenz - das ist der Schöpfungsvorgang. Elektronische Lichtsubstanz nimmt zwar augenblicklich die Form an, die in Gedanken enthalten sind - doch weil Gedanken meist unkontrolliert und nicht kraftvoll genug sind, kann die Gedankenform nicht direkt in Existenz treten. So wie Samen in der Erde bleiben und jederzeit keimen können, so verbleibt die Gedankenform im Wartezustand, um jederzeit in Existenz zu treten, wenn sie erneut mit Gedanken und Gefühlen belebt wird. Wodurch auch immer elektronische Lichtsubstanz gelenkt wird, in Gedanken, Gefühlen, Worte und Handlungen, sie tragen ganz spezielle unverwechselbare Prägung. Sie bleiben dadurch für immer mit dem Sender verbunden, als deren Urheber. Elektronen jeden Lebensstromes unterscheiden sich in ihrer elementaren Struktur wie Schneeflocken voneinander. Sie geben dem Lebensstrom dadurch seine unverwechselbare Identität. Gedankenenergie ist unzerstörbar - sie kehrt dem Gesetz des Kreises gehorchend zum Zwecke immer wieder zum Sender zurück. So werden wir immer wieder mit den Schöpfungen eigener Gedanken konfrontiert, bis wir sie durch Gedanken der Liebe in Vollkommenheit umwandeln können und Erlösung finden, mit einem guten Gewissen.

 

In diesem Sinn sind wir in jedem Augenblick die Summe unserer Gedanken und Gefühle. Sind selbst Hoffnung und Traum, Furcht und Sehnsucht, Stolz und Leidenschaft. Sind im Brennpunkt flammender, intelligenter Energie. Umhüllt von molekularen Strukturen unserer Lebenskraft. Genau dieses unsichtbare Sein, zeigt den wahren Charakter eines Menschen. Macht die Augen sehend, die Ohren hörend, den Mund sprechend. Was ist der Grund für das Leben, die Schönheit einer Blume, wenn niemand da wäre, alles voller Neugier zu bewundern. Wir schaffen Frieden durch eigene Denkprozesse. Schaffen so die Umstände für dauerhaftes Glück. Jeder von uns kann lernen, vollständig verantwortlich für das zu sein, was wir je gedacht haben. Wir haben immer die Wahl, der Mensch zu sein, der wir sein wollen. Ohne Angst können wir liebevolle Gedanken denken, haben so die Chance, unsere Bewusstsein-Einstellung neu auszurichten. Der Mensch wird gar nicht von Dingen dieser Welt beängstigt, sondern durch seine eigenen Ansichten, die er über die Dinge dieser Welt vertritt.

Gedanken und Gefühle durchlaufen die Skala von Freude bis Leid in dem Maße, wie wir es zulassen. Die Außenwelt reagiert nur, besser akzeptiert ohne Bewertung die ausgestrahlte Energie. Denken wir an einen Zustand des Glücks, der ganze Körper wird von Freude durchflossen. Jeder selbst hat die Kraft, jede Möglichkeit auszuschöpfen. Hat sich irgendetwas in uns verändert, was Gedanken und Gefühle im Inneren erzeugt, immer dann haben wir den Akt der Selbstprüfung vorzunehmen.

 

In diesem Sinne ist die Herausforderung des Augenblicks, wie wird Zukunft aussehen – durch verändertes Denken! Alle Tage, die vor uns liegen, gestalten wir tatsächlich im Augenblick mit unseren Gedanken. Jeder Gedanke, jede Phantasie und jede Absicht erzeugt Sendeenergie in uns, die im Herzen gespeichert wird. Diese Voraussetzung für zukünftige Ereignisse, sollte uns immer gewärtig sein. Im Sinne der absoluten Klarheit, stets so zu handeln, wie wir selbst es wollen, behandelt zu werden. Emotionen sind das Produkt wenigstens zweier Faktoren. Unvorhersehbare Dinge ereilen uns ständig, sie geschehen nicht zufällig. Niemand ist Opfer der Pläne und Absichten eines anderen. Alles was im Leben geschieht, wurde hineingedacht, herbei phantasiert. Wie auch immer haben wir es akzeptiert, oder lehnen es ab. Alles, was geschieht, geschieht durch einen Denkakt.

 

Gedanken sind Dein Bindeglied zum Geist. Das immerwährende Gebot ICH BIN, muss diese Dualität erkennen. Hier liegt der Unterschied von Gut und Böse. So- Sein, ist das Prinzip Liebe in höchster Vollendung. Warum sollte ein Baum seine Blüten verurteilen, weil sie noch nicht Frucht sind? Denken wir darüber nach, wie bedingungslos und grenzenlos, Liebe in Wahrheit ist! Sie erlaubt, alles zu sein, was immer beliebt, ohne jemals zu bewerten. Sie lässt Gedanken Wirklichkeit werden. Wir bekommen das, was wir aussprechen. Alles, was im Bewusstsein schon existiert. Je geringer wir eigene Intelligenz würdigen und im Gleichklang mit unserer Herzenergie sind, und auch diese Intelligenz sprechen lassen, desto vortrefflicher wird der eigene innere Frieden wachsen können. Wer die wahre Sprache des Herzens spricht, wird diese Wahrheit erkennen, und sie allein führt jeden Menschen auf den Weg herrlichster Freiheit in seinem Leben. Wir haben die Willensfreiheit, jeden Gedanken zu denken und zuzulassen oder abzulehnen. Durch diese gottgegebene Fähigkeit haben wir für ALLES die eigene Wahl.

 

Jede Zukunft gestalten wir selbst im Augenblick. Darum ist es auch notwendig, sich diese Wahrheit zu erschließen. Was immer wir denken, folglich dann auch fühlen, wird genau so eintreten. Das Gesetz der Trinität DENKEN- FÜHLEN- HANDELN bestimmt alle Lebensumstände. Nur Unwissenheit und Gleichgültigkeit darüber, veranlasst einen Menschen, diese Wahrheit abzulehnen. Das tun wir oft sogar im vollen Wissen der Gefahr, ein Sklavenhalter der Ungerechtigkeit zu sein. Dadurch lehnen wir ganz bewusst die Wahrheit ab. Diese Art von Selbsttäuschung ist unbestritten Selbstbetrug. Dadurch sympathisieren wir mit der Lüge und geben unseren Gefühlen, besser ihren Begleitsymptomen Raum. Die schwersten Symptome in diesem Kontext sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Muskelspannung, Zittern, Schwitzen… Der Geist der Lüge ist es, der diese, unsere Welt und ihre unwissenden Helfer an der Wahrheit hindert. Sie sind es, die durch Dogmen, Gesetze, Traditionen, Mode, Formulare, Steuern, das Prinzip der Bosheit verkörpern, um tödliche Macht auszuüben.

 

Der Wahrheitsliebende Mensch braucht dieses Unterscheidungsvermögen. Allein die Liebe in uns, zu uns- als Ausdruck von Nächstenliebe ist die Quelle absoluter Gerechtigkeit, der zentrale Kern von Lebensqualität. Diese einfache Weisheit haben wir uns selbst genommen, um sie gestaltend nach unserem Willen verzerrt zu leben. Mit diesem Wissen können wir uns über jegliche Menschenfurcht erheben, nicht mehr Sklave eigener Wünsche zu sein, sondern in Nächstenliebe, die Interessen anderer Menschen höher zu würdigen, als die eigenen. Nachhaltig negative Schöpfungen dieser Welt sind Kriege, Unglück, Kummer, Angst, Jammer, Elend, Hass, Zwietracht, Selbstablehnung, Krankheit und Tod. Gedanken der Unsterblichkeit wurden öffentlich verstoßen. Darum sterben wir, bis wir die Wahrheit erkennen, dass es den Tod gibt, weil wir ihn selbst durch Gedanken und Taten zulassen. Jesus verspricht Unsterblichkeit, den Sieg über den Tod. Das hat ER als Mensch demonstriert. Im Bewusstsein diese Wahrheit anzuerkennen bedeutet, sich durch unerschütterliches Festhalten an diese Wirklichkeit, als Humanist beweisen zu können. Die wahren Beweggründe im Herzen eines Menschen machen es unvermeidlich, grundsatztreue Liebe zu lernen. Wirklich anzuerkennen, felsenfest überzeugt zu sein, dass diese Wahrheit in uns fest verankert sein muss, indem wir mit gesichertem "wissen", den Wettlauf des Lebens gewinnen können. TOD existiert noch, er ist nicht Gottes Wille!

 

Auch lässt er uns wissen, dass sich Gedanken-Schwingungen auf 7 Schwingungs-Oktaven der Bewusstheit offenbaren.

1

Fortpflanzung und Überleben

2

Angst und Schmerz

3

Wahrheit und Weisheit

4

Annehmen der Wahrheit

5

Ausdrücken eigener Liebe

6

Erkennen Gottes in allem Lebenden

7

Erkenntnis des Weges

 

Die Zahl 7 ist symbolisch = Vollkommenheit

 

In der materiellen Welt offenbaren sich diese 7 Oktaven in 4 Manifestationen, die wir ihrer Erscheinung und ihrem Bewusstheitsgrade nach Materie, Pflanze, Tier oder Mensch nennen, mit einem jeweils um eine Oktave höheren Grad der Bewusstheit. Die Materie hat im Vergleich mit dem Menschen kaum ein Bewusstsein, dennoch zeigen die Erscheinungen im Kristall, das in Materie Bewusstsein existiert.

 

Der Mensch hat die Möglichkeit sich auf mehreren Bewusstsein-Stufen zu offenbaren - er kann auf 4 Schwingungs-Oktaven bewusst werden als:

 

 1

 -

Mensch

charakterisiert durch Intellekt (IQ)

 2

 -

Genie

charakterisiert durch Intention

 3

 -

Prophet

charakterisiert durch Weisheit (IQ + EQ)

 4

 -

Gott-Mensch

charakterisiert durch Anwendung

 

Hier beginnt wahrhaftig unser Sein. Ein solcher Mensch ist selbst das Gefühl aller Dinge, allen Wissens, allen Denkens geworden - das ist die Stufe des Gott-Menschen in der sich das wahre Leben manifestieren kann. Harmonisierung mit Gott heißt zu sagen - ICH BIN. Der einzige Weg Gott wahrzunehmen, zu verstehen, zu fühlen, emphatisch zu begreifen.

 

Jeder Mensch kann Gedanken-Schwingungen nur innerhalb seiner Schwingungs-Oktave bewusst ertragen, weil die Widerstandskraft seiner Nervenzentren, den größeren Energien der höheren Oktave nicht einer Spontaneität gewachsen ist. Das ist z.B. bei bestimmten Krankheitssymptomen möglich. Dann können die normalerweise im Rückenmark des Menschen isolierten Energien aus höheren Oktaven (Kundalini- Energien) vorzeitig in Nervenzentren gelangen, die noch nicht genügend Widerstandskraft besitzen. Jedoch schlagen diese dann durch. Wir nennen das zu Recht Schlaganfall. Ein Wahrheitssuchender Mensch, der stetig den Wettlauf des Lebens bestreitet, ist trainiert gefestigt. So werden Gedanken-Energien aus höheren Bewusstsein-Oktaven ertragen. Dann können wir diese als überwältigendes Glücksgefühl erfahren. Dieser Mensch hat bereits erprobt, die Widerstandskraft der Nervenzentren durch Annehmen höherer Gedanken zu meistern. Gedanke für Gedanke auf ein höheres Bewusstsein-Niveau zu heben, ist die zu lösende Aufgabe. Jeder dieser Gedanken macht vollkommener. Wir haben die Fähigkeit alles zu denken. Dieses Bewusstsein können wir fest in unserem Herzen verankern. Um dies zu begreifen brauchen wir Verständnis. Wir existieren in Folge des Gedankens, des Geistes Gottes. Positive Gedanken strahlen diese Existenz als Gabe aus und kehren um ein Vielfaches wieder zurück auf den Bewusstsein-Strom. Alles was existiert, ist ohne Ausnahme von einem Energiefeld umgeben, im Licht ist das Bild des Gedankens enthalten. Dieses Licht verwandelt das Gedanken-Ideal in Form von Materie. Alle Dinge um uns herum strömen durch die einfache Tatsache ihrer Existenz. Diesen Fakt können wir auch als kollektive Wahrnehmung bezeichnen. Eine Pflanze ist sich ihrer Umwelt bewusst, in der sie steht. Dieses Bewusstsein verändert sich in jedem Augenblick. Jedes System, jedes Staubkorn, jeder Mensch, ob sichtbar oder unsichtbar, strahlt den Gedanken seines Seins aus. Dieser kehrt zur Quelle des Seins zurück. Jeder Körper ist von einem Energiefeld (Aura) umgeben. Es erstreckt sich von der Dichte der Elektrizität bis in die Unendlichkeit des Gedankens. Ein Teil der Aura ist ein starkes elektromagnetisches Feld, gespalten in positive und negative Ladungen. Jenseits davon existiert eine Licht-Sphäre, eine Sphäre ungeteilter reiner Energie. Das ist der Geist des Seins, und ist direkt mit dem übergeordneten Heiligen Geist in Kontakt, wenn wir gewillt sind, in der gegebenen Wahlfreiheit, uns dafür zu entscheiden. Eigene Gedanken-Vorgänge entscheiden, welche dieser Gedanken bewusst und bekannt werden. Indem der elektromagnetische Teil der Aura nur solche Gedanken anzieht, die mit der jeweiligen Bewusstsein-Einstellung vereinbar ist, haben wir direkten Einfluss am ewig strömenden, ewig sich wandelnden Fluss an Gedanken die alles Wissen des Lebens enthalten. Diese Energie hat wahrhaft die Fähigkeit jeder Offenbarung. Das bedeutet für uns, aufzuhören nur rational zu urteilen und zu bewerten. Wir dürfen bereit sein, das Spiegelbild Gottes verantwortungsvoll zu leben. Bewusstsein allen Seins, ist wie ein ewiger Stromfluss. Es lebt durch Gedanken aus diesem Strom. Entnimmt ihm ständig Gedanken-Substanz, so wie unser Körper durch den Blut-Strom lebt, und ständig Nährstoffe entnimmt.

 

Der Strom allen Bewusstseins ist die Gesamtheit aller Gedanken mit unterschiedlichen Schwingungs-Frequenzen, die von allen Dingen ausgehen. Gedanken des gesellschaftlichen Bewusstseins haben langsame, niedrige Frequenzen. Die Gedanken des Über-Bewusstsein schwingen in viel höheren Frequenzen. Jeder Gedanke zieht wiederum von überallher ähnliche Gedanken an. Das gesellschaftliche Bewusstsein ist ein Dickicht elektrischer Gedanken-Schwingungen aus verwirklichtem Denken - aus Gedanken die bereits gefühlt, durch das Auratische Feld zurück in den Fluss aller Gedanken geschickt wurden, aus dem sich andere nähren. Diese Gedanken sind sehr einschränkend, urteilend und schroff. Es sind Gedanken an Ängste, Wut oder Ablehnung, Alter, Krankheit, Tod. Mit ihren niedrigen Frequenzen durchdringen sie leicht ein Auratisches Feld, um zu begrenzten. Gedanken eines sehr eingeschränkten, stagnierenden Bewusstseins, weil Unwissenheit begrenzende Nahrung im Bewusstsein bedeutet. Damit lassen wir zu, dass diese begrenzten Gedanken zu ca. 72% unsere tägliche Nahrung sind. Diese Form von begrenzten Gefühlen wirkt auf den Strom allen Bewusstseins zurück. So tragen wir unwissend zum begrenzten Denken der Menschen bei. Das Bewusstsein der Menschen mit Millionenzahlen in Grosstädten ist besonders begrenzt, weil die meisten Menschen sehr wettbewerbs-, zeit- und mode- orientiert sind. Sie fürchten sich, haben buchstäblich Angst nicht akzeptiert zu werde. Sie leiden tatsächlich durch ihre eigenen, krankmachenden Gedanken. Auch diese sind umgeben von einer Auratischen Hülle, sehr dichten Bewusstseins aus niederfrequenten, begrenzten Gedanken. Darum zieht es die Menschen unbewusst immer wieder in die buchstäblich freie Natur. Dort finden sie noch höherfrequente Gedanken des Über-Bewusstseins - Gedanken an Leben, Harmonie, Einheit, ewig fließende Liebe, Freude, Geist, Genie - unbegrenzte Gedanken die sich dem Ausdruck durch Worte entziehen. Das Fühlen unbegrenzter Gedanken lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Es sind unbeschreibliche, überwältigende Glücks-Gefühle. Die so genannt belebte Natur ist fortwährend zeitlos, durch vollkommene in sich erfüllende Harmonie. Weit entfernt vom Urteil vieler Menschen können wir wieder genau den Herzschlag vollkommenen Wissens hören lernen. Wir wollen die Wirklichkeit richtig verstehen lernen, und z.B. Nachrichten über Krieg im Bewusstsein sofort zurückweisen. Sie als nicht annehmbare Wirklichkeit unseres Seins ablehnen. Krieg kann immer wieder aufleben, weil wir diese Zerstörung gleichgültig in Gedanken angenommen haben. So werden wir selbst zu Kriegsleuten, und kennen diesen tatsächlichen Selbstbetrug nicht einmal, oder doch?

 

Ein bewusst liebevoller Gedanke, kann mühelos seine heilende Kraft entfalten. 

  

 

© 2000 dr. walkhoefer

 

Balancen 

Es ist an der Zeit, dass wir Menschen lernen, aus uns heraus,

mit eigener Kraft, ein familiengerechtes Leben zu führen

Im Konflikt zwischen moderner Arbeitswelt und Familie wird zunehmend nach praktikablen Lösungen gesucht. Besonders wichtig ist das für junge berufstätige Paare, wenn beide Partner zugleich im Beruf und bei der Erziehung ihrer Kinder gefordert sind. Walkhoefer spürt die Gründe für die scheinbare Unvereinbarkeit in Werten und Einstellungen auf und entwickelt ein Modell zur besseren Bewältigung der Belastungen, indem er das von Aaron Antonovsky vorgestellte Konzept der Salutogenese und das der Dienenden Führung nach Robert K. Greensleaf auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie anwendbar macht. Die Lösung liegt für ihn in einer grundsätzlichen Verhaltensänderung der Beteiligten, die die Ressourcen des Einzelnen in seinen Beziehungen aktivieren, um Konfliktsituationen besser begegnen und insgesamt ein glücklicheres Leben führen zu können. Basis ist dabei das Kohärenzgefühl, also die Überzeugung, in einer Welt zu leben, die grundsätzlich verständlich ist. Die Ressourcen zur Lösung von Problemen bereithält und tatsächlich Anstrengungen belohnt. Dieses Gefühl kann durch einen bewussten Umgang mit den eigenen Emotionen und persönlichen Beziehungen sowie durch Übungen gefördert werden.

Vorliegendes Essay zeigt zwischenmenschliche Gemeinsamkeiten auf, wie sie verbunden werden können, um erfolgreiche Vereinbarungen zu treffen und familiäre Ansprüche zusammenbringen.

 

UNI Seminar St.Gallen

 

2002

 

Balancen

Referent

PD Prof. Dr. div. hc. Walkhoefer

 

Inhalt

 

  • Einleitung

 

  • Wie können wir Konflikte lösen

 

  • Die Schlüssel zur Lösung

 

- Kohärenzgefühl

- Dienende Führung

- Kommunikation

 

  • Wertegemeinschaft
  • Perspektiven und Handlungsbedarf
  • Einleitung

Wir alle leben in einer Welt, in der persönliches Glück und Zufriedenheit ebenso wichtig sind, wie beruflicher Erfolg, der Leistungsfähigkeit unter Beweis stellt. Was passiert, wenn die Balance zwischen diesen beiden Lebensbereichen aus den Fugen gerät.

 

Dann stehen wir mitten in einem Konflikt, den wir lösen müssen, wenn wir unseren Seelenfrieden wiedergewinnen wollen. Wie machen wir das? Bevor ich Ihnen Lösungen anbiete, muss ich Sie fragen, welche Lösungen Sie für Ihr künftiges Leben brauchen werden. Das hängt davon ab, ob Sie selbst eine Familie im christlichen Sinne gründen wollen oder als Priester und Ordensleute junge Familien bei der Bewältigung des Konfliktes beraten wollen. In einen Fall brauchen Sie zur Konfliktlösung mehr Liebe als Kompetenz und im anderen Fall mehr Kompetenz als Liebe. Agape Liebe ist in beiden Fällen absolut notwendig. Um als erwachsener Mensch eine Balance zwischen Beruf und Familie zu finden, brauchen wir in der Zeit des Heranwachsens von Kindern und jungen Menschen die Familie als „Schule der Gefühle“. In dieser Lebensphase bilden sich die Ressourcen heraus, die wir später brauchen, um den Konflikt zwischen Beruf und Familie zu lösen oder lösen zu helfen.

 

Das Familienleben ist die erste Schule für das emotionale Lernen. Im täglichen Umgang mit Eltern, lernen Kinder, was sie selbst empfinden und wie andere auf ihre Empfindungen reagieren. Diese Schule der Gefühle erfolgt nicht bloß mittels der Dinge, die Eltern ihren Kindern direkt sagen oder die sie mit ihnen machen, sondern über die Vorbilder, die sie abgeben bezüglich des Umgangs mit ihren eigenen Gefühlen und mit den Gefühlen, die zwischen Mann und Frau ausgetauscht werden. Von ihren Eltern lernen Kinder, dass sich unterzuordnen, Verzicht zu üben und allmählich zu Selbstdisziplin zu finden, Vorraussetzung für ihr eigenes Glück ist. Sie lernen, dass das Glück, das einer schöpferischen Anstrengung folgt von größerer Dauer ist, als das Glück, das einem in den Schoß fällt. Denn das Glück der Anstrengung findet die Anerkennung der Eltern, regt eher zur Nachahmung als zum Neid anderer an und ist wiederholbar ohne sich abzunutzen. Bernhard Bueb[1]stellt dazu fest: „ Das Glück der Anstrengung fällt Jugendlichen heute nicht als erstes ein, wenn von Glück die Rede ist. Sie kennen oft nur das Glück der Animation, das von außen kommt. Fernsehen, Internet und Computer sind eine Quelle des Glücks, Drogen, Alkohol und Zigaretten eine andere Quelle. Reichtum sorgt für Glück, attraktive Körper führen zu erotisch-sexuellem Glück. Gegen diese Versprechen von Glück scheint das Glück der Anstrengung wenig Chancen zu haben.“ Deshalb kommt es auf die Vorbildfunktion der Eltern und Erzieher bei der Ausbildung der emotionalen Intelligenz der Kinder in besonderem Maße an. Die Art, wie Eltern ihre Kinder behandeln – ob mit Disziplin oder empathischem  Verständnis oder mit bequemer übermäßiger Toleranz oder gar Gleichgültigkeit – hat für das Gefühlsleben des Kindes tief greifende und bleibende Folgen. Daraus ergibt sich, dass allein schon die Tatsache, emotional intelligente Eltern zu haben für das Kind ein enormer Vorteil ist. Die Art und Weise, wie Ehepartner mit den Gefühlen füreinander umgehen, vermittelt eindrückliche Lektionen, denn Kinder sind in der Lage, auch subtile emotionale Vorgänge zwischen den Eltern aufzufangen. Kinder von emotional klugen Eltern zeigen größere Zuneigung zu ihren Eltern und haben weniger Spannungen mit ihnen. Sie können außerdem mit ihren eigenen Gefühlen besser umgehen, sind seltener aufgeregt und wenn doch, beruhigen sie sich leichter. Sie tragen damit selbst zu einem konfliktarmen Familienleben bei. Auch außerhalb der Familie gewinnen diese Kinder schneller soziale Anerkennung, sind bei allen Altersgenossen beliebt, werden von ihren Lehrern als sozial geschickter eingeschätzt. Sie sind weniger aggressiv. Außerdem sind sie aufmerksamer und lernen daher besser. Bei gleichem IQ hatten Grundschüler, deren Eltern bessere soziale Lehrer waren, bessere Noten im Rechnen und Lesen.

 

Eltern >>müssen verstehen, wie ihr Handeln dazu beitragen kann, dass Selbstvertrauen, die Neugier, Freude am Lernen, um die Einsicht in eigene Grenzen zu schaffen.<< Das Kind muss selbstsicher und aufgeweckt sein, es muss wissen, was für ein Verhalten von ihm erwartet wird, und den Impuls zu schlechtem Betragen zügeln können. Es muss fähig sein, Anweisungen zu befolgen, auch seine Bedürfnisse äußern, um mit den Eltern, Geschwistern und anderen Kindern gut auszukommen. Goleman[3] fasst die elementaren Fähigkeiten, die emotional intelligente und kompetente Eltern ihren Kindern vermitteln können, wie folgt zusammen:

 

1. Selbstvertrauen. Ein Gefühl, seinen Körper, sein Verhalten und die Welt kontrollieren und meistern zu können; das Kind hat das Gefühl, dass das, was es unternimmt, in der Regel gelingen wird und dass Erwachsene ihm helfen werden.

 

2. Neugier. Das Gefühl, dass es positiv ist und Freude bringt, etwas herauszufinden

 

3. Intentionalität. Der Wunsch und die Fähigkeit eine Wirkung zu erzielen und beharrlich an ihr zu arbeiten. Dies hängt eindeutig zusammen mit einem Gefühl der Kompetenz, dem Gefühl, etwas zu können.

 

4. Selbstbeherrschung. Die Fähigkeit, das eigene Handeln altersgemäß zu regulieren und zu kontrollieren; ein Gefühl innerer Kontrolle.

 

5. Verbundenheit. Die Fähigkeit sich auf andere einzulassen, basierend auf dem Gefühl, von anderen verstanden zu werden und andere zu verstehen.

 

6. Kommunikationsfähigkeit. Der Wunsch und die Fähigkeit, sich über Ideen, Gefühle und Vorstellungen verbal mit anderen auszutauschen. Dies hängt zusammen mit einem Gefühl des Vertrauens zu anderen und der Freude sich mit anderen, darunter auch Erwachsenen, einzulassen.

 

7. Kooperationsbereitschaft. Die Fähigkeit in gemeinsamer Aktivität die eigenen Bedürfnisse mit denen anderer abzustimmen.“

Ob ein Kind diese Fähigkeiten erlernt und im Laufe seiner Ausbildung einsetzen und vertiefen kann, hängt zum großen Teil davon ab, ob Eltern und Erzieher nicht nur ihrer emotionalen Vorbildfunktion gerecht werden, sondern aktiv ihre emotionale Kompetenz auf die Kinder übertragen können.

 

Mit kompetenter Kindererziehung haben Sie zwar ihre Kinder fit gemacht für die Lösung künftiger Konflikte. Sind Sie selbst in der Lage, ihre eigenen partnerschaftlichen Konflikte in Beruf und Familie zu lösen

 

Der Konflikt zwischen Beruf und Familie geht unter die Haut

     Wohl kaum ein Konflikt hat in den vergangenen Jahrzehnten unsere europäische Gesellschaft so geprägt wie das Ringen von Frauen und Männern um Chancengleichheit in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen. Der Zielkonflikt zwischen beruflichem Erfolg und harmonischer Familiengestaltung ist gleichsam der „Hotspot“ dieses Ringens, denn die überwiegende Zahl der Menschen in unserer Gesellschaft ist davon direkt oder indirekt betroffen. Dabei ist unser Ehemodell eigentlich nicht der Standard der Welt, weil die Gesellschaften anderer Kulturen weit weniger auf Paare fokussiert sind. In unserer paarzentrierten Gesellschaft machen Arbeit und Beziehung Glück und Zufriedenheit der Menschen aus, wenn sie in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Die gesellschaftliche Realität offenbart jedoch keine Harmonie, sondern ein komplexes mehrdimensionales Konfliktnetz, das in unterschiedlichen Lebensphasen verschiedene Ausprägungen durchläuft und Gestaltungszwänge im Konstruktsystem von Mann und Frau auslöst. Im Mittelpunkt dieser Diskussion steht der Begriff der >>Vereinbarungskarriere<<, als jene Karrierephase, in der Erwerbsarbeit und Elternschaft – insbesondere die Verantwortung für noch nicht selbstständige Kinder – aufeinander treffen und gestaltet werden müssen. Wir betrachten vor allem die jüngeren männlichen und weiblichen  Führungskräfte mit 5-10 Jahren Berufserfahrung und heranwachsenden Kindern im Vor- und Grundschulalter. In dieser Lebens- und Laufbahnphase entbrennt der Konflikt zwischen Berufs- und Familienorientierung am heftigsten, da sowohl der berufliche Aufstieg, als auch die Fürsorge für die heranwachsenden Kinder höchsten Einsatz erfordern.

 

Die Situation verschärft sich, wenn ein Umbruch der Wertvorstellungen und Lebensverhältnisse eintritt, weil eine große Zahl berufstätiger Menschen in Europa nicht mehr wirklich identisch mit ihren beruflichen Zielen ist, sondern eine kognitive Dissonanz zwischen Zielsetzung und Identifikation aufgebaut hat, wobei die Frustration mit zunehmendem Lebensstandard steigt und die Menschen sich immer mehr Selbstverwirklichung wenn möglich außerhalb von Beruf und Familie wünschen. Die Frustrationsdichte, der die Menschen ausgesetzt sind, bzw. sich selbst aussetzen, steigt. Trotz abnehmender Arbeitsmotivation ist Karriere für viele jüngere Führungskräfte ein Lebensziel, das Annerkennung Einkommen und Macht verschafft.


Die Führungskräfte müssen Spitzenleistungen in zwei Welten erbringen, deren Regeln konträr auseinander liegen. Was in der Berufswelt als Muss-Kriterium gilt, belastbar, widerstandsfähig und unsentimental zu sein, wird in der Familienwelt, in der Zärtlichkeit, Wärme und Einfühlsamkeit gewünscht wird, missverstanden.

 

Das Spannungsfeld der Doppelbelastung durch Beruf und Familie wächst von Tag zu Tag. Entscheiden sich Männer oder Frauen für eine der beiden Seiten, fallen sie aus dem Erfolgsmuster der jeweils anderen Seite heraus. Es wird eng zwischen “Burnout“ und unverbindlicher >>Sozial- Partnerschaft<<. Im Beruf beginnen sich bestehende Hierarchien aufzulösen, weil die jüngeren Führungskräfte nicht gleichzeitig ihren Vorgesetzten Gehorsam verweigern und von ihren Untergebenen Subordination fordern können.

Der Umbruch der Lebensverhältnisse unserer Gesellschaft ist dadurch gekennzeichnet, dass Selbstentfaltungswerte wie Emanzipation, Genuss, Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit die früher vorherrschenden Pflicht- und Akzeptanzwerte wie Gehorsam, Hinnahmebereitschaft, Disziplin und Selbstlosigkeit verdrängt haben.

 

Die Familie als soziale Gruppe ist zerbrechlicher geworden, weil auch die Ansprüche der Familienmitglieder steigen. Das Werte- und Steuerungssystem, das den Charakter bestimmt, muss neu justiert werden.

 

Wie können wir diesen Konflikt lösen?

Männer und Frauen können den Konflikt zwischen Beruf und Familie lösen, wenn sie lernen, ihr Verhalten zueinander zu ändern und nicht nur auf die familienfreundlichen Sozialleistungen des Staates und der Unternehmen zu warten.

 

Basis dieser Verhaltensenderungen ist der christliche Personbegriff des Seins und Mit-Seins, denn das Verhalten des einzelnen äußert sich immer im sozialen Zusammenhang des Verhaltens mit anderen. Selbstverwirklichung kann nie gegen, sondern nur mit anderen erfolgreich sein.

 

Die Schlüssel zur Lösung

 Drei Wege kann ich Ihnen anbieten, Ihr Verhalten in Beruf und Familie zu verändern. Sie alle sind erprobte, wissenschaftlich abgesicherte Wege, die sie aus eigener Kraft gehen können. Sie bieten Ihnen die Schlüssel zur Konfliktlösung über die Änderung Ihres Verhaltens:

1.Das Kohärenzgefühl der Salutogenese

Aaron Antonovsky hat in groß angelegten Reihenuntersuchungen herausgefunden, dass Menschen ein- und denselben Existenzbedrohenden Konflikt besser, oder weniger gut überstanden haben! Sind die einen an dem Konflikt beinahe zerbrochen, haben andere den Konflikt nahezu unbeschadet überwunden. Er hat nach den Gründen gefragt und entdeckt, was er später als Kohärenzgefühl bezeichnet hat:

 

Wenn ein Mensch einen Konflikt versteht und ihn für handhabbar erkennt, ihm Ressourcen zur Handhabung zur Verfügung stehen und er es für sinnvoll erachtet, den Konflikt zu lösen, wird er ihn leichter und besser lösen als andere. Dieser gehört zu den ca. 28% der Menschen, die durch ihre Erziehung und ihre Lebenserfahrung ein größeres Kohärenzgefühl entwickelt haben als andere.

Die Ressourcen, die er braucht und meist bereits in der Kindheit erworben hat, sind emotionale Bindung, Gefühl und Liebe sowie emotionale Intelligenz und Kompetenz.

Das Konzept der Salutogenese ist auf den Konflikt zwischen Beruf und Familie übertragbar:

Mit Selbstachtung können Ehepartner lernen, ihr unterschiedliches Beziehungsverhalten zu akzeptieren, zu beeinflussen, zu differenzieren und partnerschaftlich miteinander umzugehen.

 

2. Dienende Führung

     Das herkömmliche Führungskonzept nach dem die Führungskraft die Unternehmensziele durch Anweisung, Motivation und Kontrolle ihrer Mitarbeiter erreicht, wurde durch das Konzept der Dienenden Führung  weiterentwickelt. Robert Greensleaf hat in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Konzept der „Dienenden Führung (Servant Leadership)“ entwickelt. Heute leiten bereits mehr als 30% der bestgeführten Unternehmen der USA ihre Unternehmen nach dem Prinzip der „Dienenden Führung“. Die künftige Führungskraft wird die Unternehmensziele dadurch erreichen, dass sie ihre Mitarbeiter so unterstützt, dass sie ihre Abteilungs- und Bereichsziele erreichen, die sich dann zum Unternehmensziel zusammenfügen.

 

Die Führungskraft wird zum Diener. Sie führt uneigennützig und integer. Wenn wir dieses Prinzip nicht  nur auf den Beruf sondern auch auf die Familie übertragen, dann entsteht vor uns der Ehepartner, der der Diener seiner Familie ist – der dienende Familienführer.

 

3. Koevolution

 Jörg Willi beschreibt in seinem Buch „Die Kunst des gemeinsamen Wachsens“ einen Lösungsansatz für den ethisch-soziologischen Wandlungsprozess, den die Familie seit Jahrzehnten mit zunehmender Geschwindigkeit durchläuft.

Wenn es den Ehepartnern gelingt, sich in neuer Rollenvielfalt zu einer gerechten Verantwortungs- und Pflichtenteilung über einen längeren Zeitraum zu vereinbaren, können sie eine gemeinsame konfliktärmere Welt gestalten.

Diese Lösungsansätze nennen wir „Vereinbarungskarrieren“. Zwei Partner vereinbaren über einen Lebensabschnitt hinweg, ihre Rollen neu zu verteilen und sich gemeinsam weiter zu entwickeln, ohne im anderen aufzugehen. Dies erfordert sowohl Selbstvertrauen als auch Rücksichtnahme auf die Wünsche und Lebensziele des Partners.

Alle drei Lösungsansätze sind Werkzeuge für ein konfliktärmeres, partnerschaftliches Leben in Familie und Beruf. Sie fallen einem nicht in den Schoß, sondern erfordern harte Arbeit an sich selbst und der Gemeinschaft von Mitarbeitern und Familienmitgliedern, für die man sich verantwortlich fühlt. Ohne den nachhaltigen Willen, sein Verhalten in Beruf und Familie zu verändern, wird man nicht erfolgreich sein.    

  •   Chancen für unsere Wertegemeinschaft

     Alle drei Lösungsansätze bieten Vorteile und Chancen für die Kirche, denn bei Menschen mit hohem Kohärenzgefühl, die bereit sind, dienend zu führen, und auf gemeinsame Koevolution[7]ausgerichtet handeln, kehrt die Spiritualität in die Familie zurück. Das Gestalten einer gemeinsamen Familienwelt mit gemeinsamen Erlebnissen stabilisiert die Familie durch mehr spirituellen Zusammenhalt.

  • Perspektiven und Handlungsbedarf

     Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen liegen in der Zukunft. Denn wenn viele Menschen ihr Verhalten im Sinne der drei individuellen Lösungsansätze ändern, entsteht ein kollektiver Druck, der gesellschaftliche Veränderungen fordert.

Bis heute stehen sich Unternehmensethik und Familienethik wie zwei eherne Blöcke gegenüber. Die Unternehmensethik basiert nach wie vor auf Hierarchien – es gibt ein Oben und Unten. Die Familienethik, die von Paaren getragen wird, die beide eine gute Ausbildung haben, ist auf Partnerschaft und Gleichberechtigung ausgerichtet.
Gesellschaftlich werden wir den Konflikt zwischen Beruf und Familie nur dann nachhaltig lösen, wenn es gelingt, Unternehmens- und Familienethik einander anzugleichen, wenn möglich sogar zur Deckung zu bringen.

Dann werden partnerschaftlich dienende Führung im Beruf, und eine dienende Führung in der Familie entstehen. Selbstmanagement und Beziehungsmanagement sind die Stellschrauben für diese Entwicklung. Dieses Prinzip kann den Weg weisen.

 

Dieser allgemeine Einblick über Lösungsansätze bringt Balance zwischen Beruf und Familie. Wenn Sie weiter ins Detail gehen wollen... 

 


 RECHERCHE

 

[1] Bueb, B., Lob der Disziplin, List Verlag, Berlin, 2000       

[2] Brazelton, T.B., Vorwort zu „Heart Start“, The Emotional Foundations of School Readiness, Nation Center for Clinical Infant Programs, 1992;  Brazelton, T.B., Vorwort zu „Heart Start“, The Emotional Foundations of School Readiness, Nation Center for Clinical Infant Programs, 1992   

[3] Goleman, D., Emotionale Intelligenz, Karl Hauser Verlag, München, Wien 1996

[4] Antonovsky, A. „Salutogenese“ Zur Entmystifizierung der Gesundheit, Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie, Tübingen 1997

[5] Greensleaf, R. K., Führen ist Dienen – Dienen ist Führen, The Greensleaf Center of Servant Leadership, Wiley J. Sons, New York, 2000

[6] Willi, J., Koevolution – Die Kunst des gemeinsamen Wachsens. Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg, 1985

[7] Koevolution, Prozess der wechselseitigen Anpassung, der sich über lange Zeiträume erstreckt

© 2ooo

dr.div.hc. walkhoefer

 

ZIELSTRATEGIE - KOMMUNIKATION

 

Wir können uns Zeit nehmen für ausführliche Gespräche, wo alles zur Sprache kommt. Das enthält ein Risiko, alles kann schlimmer werden, weil empfindliche Stellen berührt und ungeklärte Dinge spruchreif werden. Zu verschweigen birgt das Risiko, alle Gefühle von Enttäuschung und Irritation wandern in den Untergrund, das Klima  wird verdorben. Im echten Dilemma ist wahre Harmonie ausgeschlossen.

 

Eine Kommunikationskultur, in der wir regelmäßig miteinander über alles sprechen, was innerlich und äußerlich anliegt, schaffen zu wollen, liegt im beidseitigen Verlangen danach. Harmonie ist immer die Summe von Entscheidungs- und Handlungsmuster. Menschen, die miteinander zu schaffen haben, machen einander zu schaffen. Wenn wir vernünftig miteinander reden können und darin einen Wert sehen, wenn wir gegenseitigen Respekt entwickeln, wenn wir uns das Miteinander zur Aufgabe machen, schaffen wir einen Schritt gemeinsam weiter. Unsere Gedanken müssen zum Stifter einer solchen Kultur wachsen.

 

Kommunikation ist stimmig, wenn sie wesensgemäß und situationsgerecht ist. Sie muss zu uns passen, und jeder von uns, vertritt sie gleichwertig.  So werden wir dem gerecht, was eine Situation an Herausforderungen enthält.

 

Wertschätzung, Ich-Botschaften, aktives Zuhören sind Teile der kommunikativen Harmoniestrategie.


Unterscheidungsvermögen ist die oberste Qualität unserer Wertschätzung. Je nach Situation können Ich-Botschaften passend sein oder daneben liegen. Stimmigkeit jeder Verhaltensweise hat jegliche Priorität, und dient als Seismograph für Stimmigkeit.

 

Mit doppelter Blickrichtung kann diese Stimmigkeit angestrebt werden. Der erste Blick ist auf die Situation gerichtet: Wer bin ich auf dem Schachbrett? Läufer? König? Welche konkrete Rolle habe ich, welche mein Gegenüber? Der zweite Blick ist nach innen gerichtet: Was regt sich in mir? Was in mir will zu Wort kommen? Diese Stimmen der Wahrnehmung helfen immer, klar und authentisch zu kommunizieren. Wer sich versteht, kommuniziert besser!

 

Zu viel an Frieden- und Höflichkeit verhindert authentische Kommunikation. Tun wir des Guten zu viel, um in allen Lebenslagen lieb und nett zuzustimmen, fehlt die Konfrontation. Kommunikation muss ein liebender Kampf sein.  Ein echter Kampfgeist ist wichtig, sonst wird man friedvoll höflich. Es braucht Mut zu sagen: Damit bin ich nicht einverstanden.

 

Nachfragen entscheidet über das Gelingen der Kommunikation, immer situationsabhängig. Wird ein Gegensatz spürbar, zwischen dir und mir, der ausgetragen sein will, kann eine kritische Nachfrage dafür sorgen, dass ich nicht zu zu nett und zu zurückhaltend werde.

 

Zwei gegensätzliche Qualitäten müssen harmonieren, damit Kommunikation gelingt: Authentizität und Taktgefühl. Selbstbehauptung und Verständnis. Konfrontation und Empathie. Wenn nur eine da ist, neigt diese dazu, sich zu behaupten und somit zu übertreiben. Dann bin ich nur noch lieb und nett. Oder nur noch gehässig und überkritisch. Die Situation entscheidet, auf welche Qualitäten es ankommt. Erwische ich mich bei einer Lüge, muss ich ernsthaft mit meinem Fehlverhalten in Konfrontation treten. Ein experimentieren mit der Wahrheit ist prinzipiell abzulehnen. Neben aller Ernsthaftigkeit ist auch Gelassenheit am Platze.  Es kommt darauf an, eine kritische Situation nicht schön reden zu wollen, oder ganz zu verschweigen. Jeder Gedanke hat gleichzeitig die Aufgabe zu erfüllen -  Optimismus auszustrahlen.

 

DU  VERMISST  JEMANDEN  -  RUF  IHN  AN

DU MÖCHTEST JEMANDEN  FRAGEN – LADE IHN  EIN

DU WILLST  VERSTANDEN  WERDEN – ERKLÄRE  DICH

DU  HAST EINE  FRAGE  - STELLE  SIE

DIR  MISSFÄLLT  ETWAS  -  SPRECHE  DARÜBER

DIR  GEFÄLLT   ETWAS  -  TEILE   ES

DU  BRAUCHST  ETWAS  -  FRAGE  DANACH

DU  LIEBST  -  ERZÄHLE   DAVON

EINVERSTANDEN  SEIN - SETZT  VERSTEHEN und VERSTÄNDNIS  HABEN voraus. 

 LCF 2000

 

MORAL - ANSPRUCH ODER WIRKLICHKEIT

Ursünde (im Garten Eden)

Die Vorstellung, mit der verbotenen Frucht im Garten Eden sei der Geschlechtsakt gemeint, ist weit verbreitet. Doch Die HS stützt diese Ansicht nicht.

Das Verbot, von dem „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ zu essen, existierte bereits vor der Erschaffung Evas (1. Mose 2:15-18). Da Adam noch allein war, konnte es nichts mit sexuellen Beziehungen zu tun haben. Später wurde Adam und Eva dann ausdrücklich geboten: „Seid fruchtbar, und werdet viele, und füllt die Erde“ (1. Mose 1:28). Würde Gott die Menschen auffordern, die Erde zu füllen — was ohne sexuelle Beziehungen nicht möglich ist —, und sie dann, sobald sie diesem Gebot nachkämen, zum Tod verurteilen? (1. Johannes 4:8).

Auch war Adam nicht bei Eva, als sie von der Frucht aß. „Danach gab sie davon auch ihrem Mann, als er bei ihr war, und er begann davon zu essen“ (1. Mose 3:6).

Adam und Eva wurden keine Vorwürfe gemacht, nachdem sie Beziehungen gehabt und Kinder gezeugt hatten (1. Mose 4:1, 2). Bei der Frucht, von der Adam und Eva aßen, handelte es sich also eindeutig nicht um den Geschlechtsakt, sondern um eine buchstäbliche Frucht von einem Baum.

 

Die HS gegen Lust am Sex?

Gleich am Anfang der HS erfahren wir, dass Gott die Menschen als Mann und Frau erschuf und dass er seine Schöpfung als „sehr gut“ bezeichnete (1. Mose 1:27, 31). An späterer Stelle finden wir die Aufforderung an Ehemänner: „Freue dich mit der Ehefrau deiner Jugend- ihre Brüste mögen dich zu allen Zeiten berauschen“ (Sprüche 5:18, 19). Klingt das als würde sich die HS gegen Lust am Sex aussprechen?

Offensichtlich erschuf Gott die Geschlechtsorgane nicht nur zur reinen Fortpflanzung, sondern auch, damit sich ein Ehepaar seine Liebe und Zuneigung zeigen kann, und das auf eine Weise, die beiden Freude bereitet. Dadurch können ein Mann und eine Frau, die sich innig lieben, ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse stillen.

Ehe ohne Trauschein

Die HS sagt klar und deutlich: „Gott wird jeden verurteilen, der sexuell zügellos lebt“ (Hebräer 13:4, Hoffnung für alle). Der mit „sexuell zügellos“ übersetzte griechische Ausdruck pornéia hat ein breites Bedeutungsspektrum und schließt sexuelle Beziehungen zwischen Unverheirateten ein. In Gottes Augen ist es also verkehrt, einfach so zusammenzuleben — selbst wenn man vorhat, später zu heiraten.

Auch wenn sich zwei Menschen lieben, verlangt Gott, dass sie heiraten, ehe sie Sex haben. Die Fähigkeit zu lieben haben wir von Gott bekommen, und Gottes Haupteigenschaft ist Liebe. Er muss somit gute Gründe haben, wenn er festlegt, dass Sex nur etwas für Verheiratete ist.

Polygamie

Eine Zeit lang duldete Gott, dass Männer mehrere Frauen hatten (1. Mose 4:19; 16:1-4; 29:18 bis 30:24). Aber er hat die Polygamie nie eingeführt. Adam bekam von Gott nur eine Frau.

Jesus Christus stellte im Auftrag Gottes den ursprünglichen Standard für die Ehe — die Monogamie — wieder her (Johannes 8:28). Als Jesus einmal über das Thema Ehe befragt wurde, betonte er, dass „der, welcher sie schuf, sie von Anfang an männlich und weiblich gemacht hat und sprach: ‚Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird fest zu seiner Frau halten, und die zwei werden e i n Fleisch sein‘ “ (Matthäus 19:4, 5).

Ein Nachfolger Jesu schrieb später unter der Leitung Gottes: „Jeder Mann [habe] seine eigene Frau, und jede Frau habe ihren eigenen Mann“ (1. Korinther 7:2). In der HS heißt es auch, dass ein verheirateter Mann, der in der Christenversammlung mit Verantwortung betraut wird, „Mann e i n e r Ehefrau“ sein muss (1. Timotheus 3:2, 12).

Verhütung

Jesus hat seine Nachfolger nie konkret aufgefordert, Kinder zu zeugen. Und auch keiner seiner Jünger sagte etwas in diese Richtung. Empfängnisverhütung wird nirgendwo in der HS ausdrücklich verurteilt.

Ehepaare können folglich selbst entscheiden, ob sie Nachwuchs haben wollen oder nicht. Auch wann und wie viele Kinder sie sich wünschen, ist allein ihre Sache. Solange sie sich für eine Verhütungsmethode entscheiden, die nicht verhindert, dass sich eine bereits befruchtete Eizelle weiterentwickelt, ist nichts dagegen einzuwenden. Es ist ihre persönliche Entscheidung und Verantwortung, und niemand sollte sie dafür kritisieren (Römer 14:4, 10-13).

Abtreibung

Für Gott ist das Leben heilig, und er sieht auch einen Embryo schon als Individuum an (Psalm 139:16). Wer in biblischer Zeit ein ungeborenes Kind verletzte, wurde von Gott zur Rechenschaft gezogen. In Gottes Augen läuft es daher auf Mord hinaus, ungeborenes Leben zu beenden (2. Mose 20:13; 21:22, 23).

Was aber, wenn bei der Geburt Komplikationen auftreten und man zwischen dem Leben der Mutter und dem des Kindes entscheiden muss? Dann liegt die Entscheidung, welches Leben gerettet werden soll, bei dem betroffenen Ehepaar.

Ehescheidung

Ja, Jesus nannte jedoch nur einen einzigen akzeptablen Scheidungsgrund. Er sagte, dass „wer immer sich von seiner Frau scheiden lässt, ausgenommen aufgrund von Hurerei [außerehelichen Beziehungen], und eine andere heiratet, Ehebruch begeht“ (Matthäus 19:9).

Gott hasst es, wenn jemand aus Berechnung und mit betrügerischen Mitteln auf eine Scheidung hinwirkt. Wer seinen Ehepartner leichtfertig verlässt, etwa mit der Absicht, sich einen anderen Partner zu suchen, muss sich vor Gott verantworten (Maleachi 2:13-16; Markus 10:9).

Homosexualität

In der HS wird sexuelle Unmoral, wozu auch homosexuelle Beziehungen gehören, ganz klar verurteilt (Römer 1:26, 27; Galater 5:19-21). Zwar spricht sich Gottes Wort unmissverständlich gegen einen solchen Lebensstil aus, sagt aber gleichzeitig: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe“ (Johannes 3:16).

Echte Christen billigen homosexuelle Handlungen nicht, doch sie begegnen grundsätzlich allen Menschen freundlich (Matthäus 7:12). Gott verlangt: „Ehrt Menschen von allen Arten.“ Christen dürfen Homosexuelle also nicht verachten (1. Petrus 2:17).

Unter Telefonsex versteht man die Befriedigung sexueller Wünsche über intime Gespräche am Telefon. Sexthing beschreibt das Verschicken erotischer Bilder und Nachrichten per Handy. Und Cybersex bezeichnet sexuelle Interaktion übers Internet.

Solche Praktiken, die erst in neuerer Zeit aufgekommen sind, werden in der HS natürlich nicht ausdrücklich aufgeführt. Doch wir lesen: „Hurerei und jede Art Unreinheit oder Habgier sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, so wie es sich für Heilige geziemt, auch kein schändliches Benehmen noch törichtes Reden noch unzüchtige Späße, Dinge, die sich nicht schicken“ (Epheser 5:3, 4). Telefonsex, Sexthing, Cybersex und dergleichen fördern ein verzerrtes Bild von Sexualität und ermutigen dazu, außerhalb einer ehelichen Verbindung nach sexueller Befriedigung zu suchen. Man wird nicht dazu angeregt, seine sexuellen Impulse unter Kontrolle zu halten, sondern vielmehr dazu, sich nur auf die eigene Befriedigung zu konzentrieren.

Selbstbefriedigung

In der HS wird Selbstbefriedigung nicht explizit erwähnt. Doch Christen werden in Gottes Wort aufgefordert: „Ertötet daher die Glieder eures Leibes, die auf der Erde sind, in Bezug sexuelle Gelüste“ (Kolosser 3:5).

Selbstbefriedigung kann zu einer verdrehten, ichbezogenen Ansicht über Sex führen. Die HS sichert jedem, der ernsthaft davon loskommen möchte, die Kraft von Gott zu, „die über das Normale hinausgeht“ (2. Korinther 4:7; Philipper 4:13).

© LCF & LFL 2000

Wir haben uns von den hinterhältigen Dingen losgesagt, deren man sich zu schämen hat, 
indem wir nicht mit List wandeln noch das Wort Gottes verfälschen´…

 

SO SCHREIBT PAULUS IN SEINEM ZWEITEN BRIEF AN DIE KOTINTHER !(4:2)

 

 

Es ist für einen Übersetzer keine leichte Aufgabe, die in der einen Sprache ausgedrückten Gedanken in einer anderen Sprache verständlich zu formulieren. Manche Übersetzer der Bibel haben ihre Aufgabe in dem vollen Bewusstsein verrichtet, dass sie Gottes Wort übersetzten. Andere faszinierte lediglich die akademische Herausforderung des Projekts. Sie betrachteten den Inhalt der Bibel als wertvolles kulturelles Erbe. Bei einigen steht der Beruf in enger Verbindung mit der Religion. Ein Buch zu veröffentlichen, in dem sie als Übersetzer oder Herausgeber namentlich genannt werden, gehört zu ihrem Broterwerb. Wovon sich jemand zu seiner Arbeit motivieren lässt, übt offenkundig einen Einfluß darauf aus, wie er sie verrichtet.

 

 

Aufgrund unterschiedlicher Strukturen verschiedener Sprachen,

gibt es im Wesentlichen zwei Strategien:

 

 

A)

Entweder passt man den Inhalt dem Leser an, nimmt dadurch Kompromisse in der Genauigkeit in Kauf,

 

B)

Man verlangt vom Leser, sich dem Inhalt anzupassen, nimmt damit Kompromisse in der Verständlichkeit in Kauf. Diese Strategien werden: Zieltextorientiert + ausgangstextorientiert, oder wirkungstreu + strukturtreu, bezeichnet. Zu betonen ist - beide letztere TREUE STRATEGIEN charakterisieren hauptsächlich die Absichten der Übersetzer.

 

Die Schriften in der damals bekannten Welt waren weit und breit bekannt. Als das Drucken mit beweglichen Lettern ab dem 15. Jahrhundert allgemein gebräuchlich wurde, erhielt die Vervielfältigung - Verbreitung der Bibel Auftrieb. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde in Bezug auf das Übersetzen und Drucken viel getan. Bereits im Jahr 1800 war die ganze Bibel, bzw. Teile davon in 71 Sprachen erschienen.

 

Noch mehr gefördert wurde diese Arbeit im

 

19. und 20. Jahrhundert, als neugegründete

 

Bibelgesellschaften bei der gewaltigen

 

Aufgabe der Bibelverbreitung mit Hand

 

anlegten.

 

Eine der ersten Bibelgesellschaften war die British and Foreign Bible Society Britische und Ausländische Bibelgesellschaft, die 1804 in London gegründet wurde. Die Gründung dieser Bibelgesellschaft war das Signal zur Gründung vieler weiterer solcher Gesellschaften.

 

Durch das Wirken so vieler Bibelgesellschaften nahm die Bibelverbreitung zu. Bis 1900 u.Z. war die Bibel ganz oder teilweise in 567 Sprachen erschienen und bis 1928 u.Z. in 856 Sprachen den Menschen bekannt. 1938 wurde die 1000-Grenze an Übersetzungen überschritten, und heute steht die Bibel in mehr als 1 900 Sprachen zur Verfügung. Gottes erfrischendes Wort des Lebens, hat sich über die ganze Erde verbreitet. So ist es für Menschen aller Nationen möglich geworden, den Aufruf zu befolgen:

"Preiset Gott - all ihr Nationen. Mögen

 

alle Völker Gott preisen“ Röm. 15:11.

 

Heute besteht die Aufgabe darin (eventuell sogar vermehrt), den übereinstimmenden Sinn des wahren Wortes bestmöglich zu vermitteln. Das Wichtigste "[NT]Matthäus 13:23 - Was den betrifft, der auf den vortrefflichen Boden gesät wurde, dieser ist es, der das Wort hört und dessen Sinn erfasst, der wirklich Frucht trägt und hervorbringt, dieser hundertfach, jener sechzigfach, der andere dreißigfach… [AT]Nehemia 8:8 …sie fuhren fort aus dem Buch, aus dem Gesetz Gottes vorzulesen, es wurde erläutert, man gab den Sinn der Dinge an. Sie machten das Vorgelesene fortlaufend verständlich…"

    

Welche Übersetzung ist korrekt, wenn die Grammatik zulässt, einen Text unterschiedlich zu übersetzten? Diejenige, die mit dem übrigen Text der Bibel in Übereinstimmung ist. Werden Teile der Bibel ignoriert, oder die Ansicht auf eine bevorzugte Wiedergabe eines bestimmten Verses gestützt, dann spiegelt diese Vorgehensweise in Wirklichkeit nicht das Wort Gottes wider, den wahren Glauben, sondern eigene Gedanken. Texte, aus denen man unterschiedliche Schlüsse ziehen kann, je nachdem, was für eine Bibelübersetzung man benutzt, müssen im wahren Kontext der gesamten Heiligen Schrift stehen.

 

Zum besseren Verständnis, folgend Texte aus den Hebräischen Schriften, in denen bestimmte Substantive im Plural auf Gott angewandt werden. In 1. Mose 1:1 wird in vielen Übersetzungen mit dem Titel Gott das Wort ’Elohím, das im Hebräischen im Plural steht, wiedergegeben. Verfechter der Dreieinigkeit deuten dies als einen Hinweis auf die Dreieinigkeit. Der Text aus 5. Mose 6:4 soll nach ihrer Erklärung die Einheit der Glieder der Dreifaltigkeit andeuten, weil es dort heißt:

"Der Herr, unser Gott [’Elohím], ist e i n Herr“

(ZB)Züricher Bibel 

Die hier im Hebräischen verwandte Pluralform des Substantivs ist der Majestäts- oder Hoheitsplural. (Jenni/Westermann, Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, Bd. I, Sp. 153; ferner Wilhelm Gesenius’ Hebräische Grammatik, völlig überarbeitet von E. Kautzsch, 28. Auflage, 1909, § 124g.) Diese Pluralsform vermittelt keineswegs den Gedanken einer Pluralität von Personen in einer Gottheit. In ähnlichem Sinne wird in Richter 16:23, es wird der falsche Gott Dagon erwähnt, eine Form des Titels ’elohím gebraucht; das dazugehörige Verb steht im Singular, zeigt so den Bezug auf einen einzigen Gott. In 1. Mose 42:30 wird Joseph als der „Herr“ (’adhonḗ, Hoheitsplural) von Ägypten bezeichnet.

Die griechische Sprache kennt keinen „Majestäts- oder Hoheitsplural“. Daher gebrauchten die Übersetzer der Septuaginta in 1. Mose 1:1 ho Theós (Gott, Singular) als Äquivalent für ’Elohím. In Markus 12:29, hier wird eine Antwort Jesu wiedergegeben, in der er 5. Mose 6:4 zitiert, wird auch die griechische Singularform ho Theós verwendet. Johannes 1:1, 2 Die EÜ lautet: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott.“ (Lu, JB, Br, Rö verwenden ähnliche Formulierungen, unten folgen 10 verschiedene Ü im Vergleich) In der NW heißt es dagegen: „Im Anfang war das WORT, und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott. Dieser war im Anfang bei GOTT.“ Welche Übersetzung von Johannes 1:1-3 ist gemäß dem Kontext richtig?

Johannes 1:18 lautet: „Niemand hat Gott je gesehen.“ Vers 14 sagt ganz deutlich: „Das Wort

 

ist Fleisch geworden und hat unter uns

 

gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit

 

gesehen.“ In den Versen 1 und 2 heißt es, dass das Wort im Anfang „bei Gott“ war. Kann man bei jemand sein und gleichzeitig dieser Jemand selbst sein? In Johannes 17:3 redet Jesus den Vater als den „einzigen wahren Gott“ an; somit spiegelt Jesus lediglich die göttlichen Eigenschaften seines Vaters, als ein Gott wider (Heb. 1:3). Ist die Wiedergabe „ein Gott“ mit den Regeln der griechischen Grammatik vereinbar? Einige Nachschlagewerke treten nachdrücklich dafür ein, dass der griechische Text mit „das Wort war Gott“ übersetzt werden müsse. Aber dem stimmen durchaus nicht alle zu. Philip B. Harner sagte in seinem Artikel „Qualitative Anarthrous Predicate Nouns: Mark 15:39 and John 1:1“, dass derartige Nebensätze, wie der in Johannes 1:1, „mit einem artikellosen Prädikat vor dem Verb in erster Linie eine Eigenschaftsbezeichnung darstellen. Sie zeigen, dass der logos die Natur des theos hat.“ Er schlägt vor: „Der Nebensatz kann vielleicht mit ‚das Wort hat dieselbe Natur wie Gott‘ übersetzt werden“ (Journal of Biblical Literature, 1973, S. 85, 87). Dass in der betreffenden Bibelstelle im Griechischen das Wort theós in seinem zweiten Vorkommen ohne den bestimmten Artikel (ho) erscheint und im Satz vor das Verb gesetzt wurde, ist also von Bedeutung. Interessanterweise fügen Übersetzer, die darauf bestehen, Johannes 1:1 mit das Wort war Gott zu übersetzen, bei ihrer Wiedergabe anderer Passagen, in denen singularische artikellose Prädikatsnomen dem Verb vorangehen, ohne Zögern den unbestimmten Artikel (ein) hinzu. So heißt es in der EÜ und der Rö in Johannes 6:70, Judas Iskariot sei ein Teufel, und in Johannes 9:17,

Jesus sei ein Prophet.

John L. McKenzie, SJ, sagt in seinem Dictionary of the Bible: „Johannes 1:1 müsste genau genommen lauten: ‚Das Wort war bei dem Gott [= dem Vater], und das Wort war ein göttliches Wesen‘ “ (Klammern von ihm; veröffentlicht mit Nihil obstat (lat. es steht nichts entgegen) und Imprimatur;) (New York, 1965, S. 317).

 

In Übereinstimmung damit geben einige Übersetzer den Text wie folgt wieder: „Das Wort war selbst göttlichen Wesens“ (Stage), „Und Gott (= göttlichen Wesens) war das Wort“ (Me), „Und ein Gott war der Logos“ (nach Jürgen Becker). Das Evangelium nach Johannes, Ökumenischer Taschenbuchkommentar zum Neuen Testament, Band 4/1), „Ein Gott (oder: Gott von Art) war das Wort“ (NTD, Das Evangelium nach Johannes, übersetzt und erklärt von Siegfried Schulz). Ludwig Thimme gibt ihn folgendermaßen wieder: „Und Gott von Art war das Wort.“ Das „Wort“ (das Jesus Christus wurde) als „einen Gott“ zu bezeichnen ist in Übereinstimmung mit dem Gebrauch dieses Wortes in der Bibel. Zum Beispiel spricht Psalm 82:1-6 von menschlichen Richtern in Israel als von „Göttern“ (hebräisch: ’elohím; griechisch: theói, in Johannes 10:34), weil sie Vertreter des wahren Gottes waren, und nach seinem Gesetz Recht sprechen mussten.

 

Joh. 1. 1 – 3

 

Luther 1984 -LUT

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Dasselbe war im Anfang bei Gott.

Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.

 

 

 

      Elberfelder Bibel -ELB

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

Dieses war im Anfang bei Gott.

Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.

 

 

 

Neue Welt Übersetzung -1986

1 Im Anfang war das WORT, und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott.

2 Dieser war im Anfang bei GOTT.

3   Alle Dinge kamen durch ihn ins Dasein, und ohne ihn kam auch nicht e i n Ding ins Dasein. Was ins Dasein gekommen ist

 

Hoffnung für alle -HFA

Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott selbst.

Von Anfang an war es bei Gott.

Alles wurde durch das Wort geschaffen, und nichts ist ohne das Wort geworden.

           

SCHLACHTER 2000 -SLT

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

Dieses war im Anfang bei Gott.

Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist.

    

Neue Genfer Übersetzung–NGÜ

Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

Der, der das Wort ist, war1 am Anfang bei Gott.

Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts2, was ohne ihn entstanden ist.

 

      Gute Nachricht Bibel –GNB

Am Anfang1 war das Wort. Das Wort war bei Gott, in allem war es Gott gleich.

Von Anfang an war es bei Gott.

Das Wort erschuf alles; und ohne das Wort ist nichts entstanden.

 

      Einheitsübersetzung -EU

1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

2  Im Anfang war es bei Gott.

3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.

 

Neues Leben Bibel –NLB

Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.

Er war am Anfang bei Gott.

Durch ihn wurde alles geschaffen. Es gibt nichts, was er, das Wort, nicht geschaffen hat.

Neue Evangelische -NeÜ

Im Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott. Ja das Wort war Gott.

Von Anfang an war es bei Gott.

Alles ist dadurch entstanden. Ohne das Wort entstand nichts von dem, was besteht.

 

 

Wie die HEILIGEN SCHRIFTEN überliefern

ES GIBT untrügliche Beweise dafür, daß die Bibel, das inspirierte Wort Gottes, genau abgeschrieben und uns genau übermittelt worden ist. Die Beweise bestehen aus alten, heute noch vorhandenen Handschriften — etwa 6 000 von den gesamten Hebräischen Schriften oder Teilen davon und ungefähr 5 000 von den Christlichen Schriften in Griechisch.

Urschriften—Die Urschriften der Bibel wurden mit der Hand auf vergänglichen Materialien wie Papyrus und Pergament geschrieben; es ist nicht bekannt, daß eine der Urschriften heute noch existiert.

Abschriften in Hebräisch oder in Griechisch—Bald nach der Fertigstellung der Urschriften wurden Abschriften angefertigt. Die Abschreiber übten große Sorgfalt, um den Text genau zu übertragen; die Massoreten zählten sogar die Buchstaben, die sie abschrieben.

Frühe Übersetzungen—Um die Bibel in anderen Sprachen zugänglich zu machen, wurden Bibelübersetzungen erforderlich. Heute gibt es Handschriften so früher Übersetzungen wie die Septuaginta (eine Übersetzung der Hebräischen Schriften ins Griechische aus dem dritten und zweiten Jahrhundert v. u. Z.) und die Vulgata von Hieronymus (eine Übersetzung hebräischer und griechischer Texte in das Lateinische, die ursprünglich um 400 u. Z. hergestellt wurde).

Textausgaben — Durch ein vergleichendes Studium Hunderter vorhandener Bibelhandschriften haben Gelehrte Textausgaben erstellt. Diese gedruckten Ausgaben von Texten in der Originalsprache bieten die besten verfügbaren Lesarten, die gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf Unterschiede lenken, die zwischen bestimmten Handschriften bestehen mögen. Texte der Hebräischen Schriften, die in den Fußnoten vergleichende Lesarten enthalten, sind von Gelehrten wie Giensburg und Kittel erarbeitet worden. Zu den Textausgaben der Christlichen Griechischen Schriften gehören u. a. die von Westcott und Hort sowie die von Nestle und Aland veröffentlichten Texte.

Neuzeitliche Übersetzungen — Bibelübersetzer benutzen heute gewöhnlich Textausgaben in den Originalsprachen, um Übersetzungen in die Gegenwartssprache anzufertigen. Durch ein Vergleichen Tausender alter Handschriften hat man festgestellt, daß wir der Bibel in der Form, wie wir sie erhalten haben, vertrauen können. Sir Frederic Kenyon sagte: „Es [ist] beruhigend festzustellen, daß das Gesamtergebnis all dieser Entdeckungen und Forschungen den Beweis für die Echtheit der Hl. Schrift und für unsere Überzeugung erhärtet, daß wir das im wesentlichen unversehrte, wahrhaftige Wort Gottes in Händen haben“ (The Story of the Bible, 1937, S. 144).

 

Hebräische Schriften

Höhlen in Kumran, nahe dem Nordwestufer des Toten Meeres, wo viele alte Schriftrollen entdeckt wurden. Teil der Jesaja-Rolle vom Toten Meer (datiert in das Ende des zweiten Jahrhunderts v. u. Z.). Bei einem Vergleich mit dem über 1 000 Jahre später angefertigten massoretischen Text stellte man nur geringfügige Abweichungen fest, meistens in der Rechtschreibung. Ausschnitte aus dem Aleppo-Kodex. Man beachte, daß ein hebräischer Buchstabe hochgestellt ist, um den mittleren Buchstaben der Psalmen zu kennzeichnen. Die Randbemerkung der Massoreten lenkt die Aufmerksamkeit besonders auf diesen Buchstaben. Die frühen Abschreiber zählten sogar die Buchstaben, die sie abschrieben.

 

Christlich  Griechische Schriften

Papyrus Rylands 457 (Verzeichnis P52) — Vorder- und Rückseite eines Fragments des Johannesevangeliums, das in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts datiert worden ist; das wären also nur wenige Jahrzehnte nach der ursprünglichen Niederschrift. Sinaitische Handschrift — ein Pergamentkodex aus dem 4. Jahrhundert u. Z., der die gesamten Christlichen Griechischen Schriften enthält sowie Teile der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der Hebräischen Schriften. Das Katharinenkloster am Berg Sinai, wo die Sinaitische Handschrift entdeckt wurde. Nach dem Bericht Tischendorfs lagen einige Blätter dieser wertvollen Handschrift, zum Verbrennen bestimmt, in einem Papierkorb.

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